VHI stellt erstes Qualitätssiegel für Holz-Polymer-Werkstoffe vor

mTerassendielen sind führend – und zwar bei der Reklamationshäufigkeit. Davon ist die Arbeitsgemeinschaft öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständigter für Holz und Holzschutz überzeugt. Auch bei Dielen aus Wood-Plastic-Composites bemängeln die Sachverständigen, die bisherigen Lobeshymnen der Hersteller könnten die Versprechungen nicht halten, denn Verformungen, Ausbleichen und Verspröden seien bislang nicht auszuschließen. Derweil war die Branche nicht untätig: Seit Dezember sorgen einheitliche Qualitätskriterien für mehr Verlässlichkeit bei der Beurteilung der Eigenschaften von WPC. Das neue Qualitätssiegel stellt der Verband der deutschen Holzwerkstoffindustrie e.V. (VHI) vor:

Das erste Qualitätssiegel für Holz-Polymer-Werkstoffe stellten die Qualitätsgemeinschaft Holzwerkstoffe e.V. und der Verband der deutschen Holzwerkstoffindustrie e.V. (VHI) anlässlich des vom nova-Institut veranstalteten zweiten WPC-Kongresses in Köln vor. Damit gibt es erstmals verbindliche Qualitätskriterien für das noch junge Produkt. Wood Plastic Composites (WPC), so der englische Begriff für Holz-Polymer-Werkstoffe, sind Ende der 90er Jahre aus den USA nach Europa gekommen. Sie bestehen bis zu 80 Prozent aus dem Naturprodukt Holz, das mithilfe von Kunststoff haltbar gemacht wird.

Haupteinsatzbereich sind zurzeit Decking-Profile für Terrassen, Schwimmbadumrandungen und andere Bodenbeläge im Außenbereich, die der Witterung ausgesetzt sind. Das Material überzeugt durch seine naturnahe Holzoptik und Struktur. Der eingesetzte Kunststoff macht es besonders wetterfest, wartungsarm und splitterfrei. Aufwändige Schutzmaßnahmen wie bei herkömmlichen Holzbelägen sind überflüssig. WPC-Deckings sind einfach wie Holz zu verarbeiten und besitzen eine höhere Steifigkeit als Kunststoffe. Über den Holzfachhandel und die Baumärkte sind die Bodenbeläge flächendeckend zu bekommen. Zunehmend entdecken auch die Automobilindustrie, die Möbel- und Konsumgüterhersteller die Vorteile des beliebig formbaren und stabilen Werkstoffs.

zertifikat_291107.jpgGütesiegel schließt Norm-Lücke
Das in Köln erstmals der Öffentlichkeit vorgestellte Gütesiegel für Holz-Polymer-Werkstoffe legt die Qualitätsmerkmale für Deckingprofile fest. Der VHI-Geschäftsführer Dr. Peter Sauerwein begründet diesen Schritt damit, dass die Beschaffenheit von WPC-Profilen bisher von keiner Norm definiert wurde. Die CEN/TS 15534 hat als Technische Spezifikation 2006 zwar Prüfverfahren festgelegt, jedoch keine technischen Werte.

“Bisher hat jeder Hersteller diese Werte für sich selbst bestimmt. Das Gütesiegel der Qualitätsgemeinschaft Holzwerkstoffe soll jetzt einheitliche Kriterien schaffen”, erläutert Sauerwein. Für den Handel und die Verbraucher bedeutet das, dass sie in Zukunft ein technisch sicheres und gesundheitlich unbedenkliches Produkt definierter Güte erwerben. Rund 80 Prozent der in Deutschland verkauften Deckings aus Holz-Polymer-Werkstoffen haben sich den Anforderungen des Siegels bereits angeschlossen. Das entspricht dem Marktanteil der in der Qualitätsgemeinschaft Holzwerkstoffe zusammengeschlossenen Hersteller.

Erste Zertifizierungen im Januar
Alle Mitglieder haben sich verpflichtet, die Zertifizierung in ihrem Unternehmen durchzuführen. Die ersten werden im Januar 2008 abgeschlossen sein, so dass zu Beginn der nächsten Gartensaison die ersten geprüften Produkte im Markt sein werden. Die Erstprüfungen nehmen unabhängige Institute vor. Darüber hinaus müssen die Produzenten ein internes Qualitätsmanagement nachweisen und protokollieren. Einmal jährlich kontrollieren das wiederum unabhängige Prüfer.

Um sich mit dem Qualitätszeichen Holzwerkstoffe schmücken zu können, muss das Unternehmen folgende Eigenschaften seiner Produkte belegen und laufend überwachen:
Die eingearbeiteten Naturfasern müssen zu 100 Prozent aus Holz bestehen, das aus garantiert nachhaltiger Waldwirtschaft stammt. Sie müssen das Siegel der Waldschutzorganisationen PEFC oder FSC tragen. Um die Qualität des Polymergemischs sicherstellen zu können, soll nur frisch hergestellter Kunststoff bzw. Reststoffe einer einmaligen industriellen Produktion verwendet werden.

Geprüft beständig gegen Last und Klima
Bei den physikalischen Eigenschaften überprüfen die Experten die Biegeeigenschaften, die Beständigkeit gegen Temperatur und Feuchtigkeitsschwankungen und das Verhalten bei Wechselbelastungen. Mit Hilfe der Dreipunktbiegung wird die Stabilität der Profile festgestellt. Eine punktuelle Gewichtsbelastung bis zu 330 Kilogramm muss das Material aushalten ohne zu brechen. Die Diele darf sich nicht mehr als zwei Millimeter durchbiegen, wenn auf sie ein Druck von 500 Newton, das entspricht 50 Kilogramm ausgeübt wird. Das soll verhindern, dass sich im Terrassendeck Senken bilden, in denen sich Wasser ansammeln kann. Auch Dauerbelastungen durch Gewicht und Temperaturen von 50 Grad Celsius werden getestet, um die Beständigkeit gegen Hitze und kontinuierliche Gewichtsbelastung zum Beispiel durch abgestellte Gegenstände sicher zu stellen. Damit die Stabilität auch bei extremen Klimaschwankungen garantiert werden kann, erproben die Experten das Verhalten der Profile durch mehrfache Zyklen von Kaltwasserlagerung, Gefrieren und Trocknen.

Eine Kochwasserlagerung bildet die Widerstandsfähigkeit gegen Feuchtigkeit ab. Dazu werden die Profile fünf Stunden in kochendem Wasser gelagert und anschließend in ein Kaltwasserbad getaucht. Nach dieser Behandlung überprüfen die Qualitätsbeauftragten die Quellung und Ausdehnung des Materials. Diese darf bestimmte Grenzwerte nicht überschreiten, um gewährleisten zu können, dass die Profile auch unter Witterungsbelastung ihre Form behalten und es zu keinen Quellungen oder Verwerfungen kommt. Zur Sicherheit der Benutzer kontrollieren die Prüfer die Rutschbeständigkeit der Oberflächen gemäß den Bestimmungen der DIN 51097 (Rutschhemmung Barfußbereiche).

“Mit der Vorlage dieser Prüfbestimmungen haben wir einen großen Schritt in Richtung Qualitätssicherung von Holz-Polymer-Werkstoffen getan”, zeigt sich VHI-Geschäftsführer Sauerwein zufrieden und kündigt an, dass die Qualitätsgemeinschaft den Prüfkatalog laufend erweitern will. Darüber hinaus will sie die Ergebnisse der firmeninternen Qualitätskontrollen dazu nutzen, die bestehenden Bestimmungen zu optimieren. “Das Gütesiegel Holz-Polymer-Werkstoffe der Qualitätsgemeinschaft Holzwerkstoffe soll sich fortentwickeln und stets auf den neuesten Stand der Technik gebracht werden”, kündigt Sauerwein an.

Positive Marktentwicklung
Das wird seiner Meinung nach dazu beitragen, dass sich WPC-Terrassendecks weiter durchsetzen werden. 2006 belief sich ihr Marktanteil bei den Holz-Belägen im Außenbereich noch auf sechs Prozent. Tropenhölzer stellten wegen ihrer Haltbarkeit mit 54 Prozent den Löwenanteil. Doch wird gerade die Entwicklung dieser sogenannten braunen Decks durch die Verfügbarkeit und Umweltdiskussion geprägt. Hier sieht der Verband in den Holz-Polymer-Werkstoffen eine interessante umweltverträgliche Alternative – und das in einem wachsenden Marktsegment. Seit 2003 verzeichnet der Terrassenmarkt kontinuierliche Zuwächse. 2006 belief sich das Marktvolumen auf 224 Millionen Euro (Quelle B&L Marktdaten 08/2007). Bis 2010 erwarten Experten jährliche Zuwachsraten bis zu zehn Prozent. Von diesem Kuchen wollen sich die WPC-Hersteller ein immer größeres Stück abschneiden.

Weitere Informationen

Kontakt
Verband der Deutschen Holzwerkstoffindustrie e.V. (VHI)
Qualitätsgemeinschaft Holzwerkstoffe e.V.
Ursulum 18
D-35396 Gießen
Tel.: 0641-975 47-0
Fax: 0641–975 47-99
E-Mail: vhimail@vhi.de, mail@qg-holzwerkstoffe.de

(Vgl. Meldungen vom 2007-12-07, 2006-04-12 und 2006-05-24.)

Source

Holz-Zentralblatt, 2008-01-04 und Verband der deutschen Holzwerkstoffindustrie, Pressemitteilung, 2007-12-05.

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