UFOP-Studie zum Winterrapsanbau zur Ernte 2006

Bereits seit mehreren Jahren präsentiert die UFOP Anfang November eine Prognose der Anbaufläche von Winterraps zur Ernte des darauffolgenden Jahres. Im Rahmen der aktuellen Studie sind bundesweit rund 2.030 Landwirte befragt worden.

Dieser Service der UFOP erlaubt frühzeitig eine sehr exakte Schätzung der Winterrapsanbaufläche des folgenden Erntejahres sowohl auf Bundesebene als auch für die einzelnen Bundesländer. Die Rapsflächenstudie der UFOP ist von allen Marktpartnern der Agrar- und Ernährungswirtschaft anerkannt und wird für Markteinschätzungen, Kalkulationen und als Grundlage für Investitionen genutzt.

GesamtEnergie

Die Ergebnisse der Studie belegen, dass auch zur Ernte 2006 Winterraps – ausgehend von dem bereits sehr hohen Anbauniveau der letzten Jahre – bei den deutschen Landwirten weiterhin an Wertschätzung gewonnen hat. Gründe dafür sind die interessanten Marktperspektiven, der hohe Fruchtfolgewert, die Möglichkeit zum Entzerren von Arbeitsspitzen und eine Vereinfachung von pfluglosen Anbausystemen. Unsicherheit hinsichtlich der künftigen Gestaltung der Zuckermarktordnung und die im Vergleich zum Raps unbefriedigende Entwicklung der Getreidepreise hat eine Entscheidung der Landwirte für den Winterrapsanbau gewiss zusätzlich begünstigt.

Auf Grundlage der aktuellen Befragung schätzt das von UFOP beauftragte Marktforschungsinstitut Produkt + Markt die Winterrapsanbaufläche zur Ernte 2006 auf 1.427.057 ha. Somit ergibt sich gegenüber der Ernte 2005 eine Ausdehnung der Anbaufläche für Winterraps von bundesweit 7,8 % oder 103.857 ha. In Deutschland wird zur Ernte 2006 soviel Winterraps angebaut wie nie zuvor!

Die deutliche Flächenausdehnung beim Winterraps zur Ernte 2006 war in dieser Dimension nicht zweifelsfrei zu erwarten, da es auf Grund der schlechten Witterung im August in einigen Teilen Deutschlands zu einer verzögerten Weizenernte und in der Folge zu verspäteten Aussaatterminen gekommen ist. Allerdings hat der erneut zugenommene Marktanteil von spätsaatverträglichen Winterrapshybriden eine höhere Flexibilität beim Aussaattermin unterstützt.

Bei Betrachtung der Flächenentwicklung fällt auf, dass in allen Bundesländern ein Anstieg zu verzeichnen ist. Zweistellige Zuwachsraten beobachten wir in Baden-Württemberg mit 19,6% (13.191 ha), in Nordrhein-Westfalen mit 16,5% (10.016 ha), in Sachsen-Anhalt mit 11,9% (17.315 ha) und in Schleswig-Holstein mit 10,2% (10.720 ha). Überdurchschnittlich stark ist auch die Wachstumsrate in Niedersachen mit 9,4% (10.857 ha), während im Flächenland Bayern mit 7,5% (12.105 ha) eine sehr hohe absolute Steigerung zu verzeichnen ist. Auch Hessen mit 7,9%, und Rheinland-Pfalz/Saar mit 6 % verzeichnen einen spürbaren Zuwachs, während die intensiven Rapsanbaugebiete in den neuen Bundesländern eher moderaten Anstieg der Anbaufläche verzeichnen mit 6,3% in Brandenburg, mit 4,4% in Sachsen, mit 3,3% in Mecklenburg-Vorpommern und mit 2,6% in Thüringen.

Die Ausdehnung der Anbauflächen für Winterraps resultiert aus zwei sich verstärkenden Entwicklungen. Zum einen sind in diesem Herbst mit 5,5% der Befragten deutlich mehr Betriebe in den Rapsanbau eingestiegen, als Betriebe ausgestiegen sind. Der Anteil der Aussteiger liegt bei rund 3,0%. Im Ergebnis bauen bundesweit deutlich mehr Betriebe Raps an als im Vorjahr. Zum anderen ist die durchschnittliche Rapsanbaufläche pro Betrieb angestiegen.

Die in der Vergangenheit übliche Einteilung in klassische Anbauregionen ist, angesichts des Rapsanbaus auf bundesweit sehr hohem Niveau sowie der in vielen Bundesländern auch zur Ernte 2006 wieder deutlichen Steigerungsraten, nicht mehr zeitgemäß. Die aktuell erhobenen Daten belegen, dass heute in ganz Deutschland professionell und erfolgreich Winterrapsanbau praktiziert wird.

Im Ranking der Bundesländer nach Anbauflächen führt Mecklenburg-Vorpommern mit rund 240.000 ha deutlich vor Bayern mit rund 170.000 ha und Sachsen-Anhalt mit rund 160.000 ha Winterrapsanbau. Es folgen Niedersachsen und Sachsen fast gleich auf mit jeweils etwas über 125.000 ha. Dann kommen Brandenburg mit rund 120.000 ha, Schleswig-Holstein mit 115.000 ha und Thüringen mit etwa 110.000 ha. Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen, Hessen und Rheinlandpfalz/Saarland folgen mit deutlich unter 100.000 ha Winterrapsanbaufläche.

In der UFOP-Rapsflächenstudie wurden sowohl Daten zum Gesamtanbau erhoben als auch Daten zu den einzelnen Marktsegmenten. Hierbei handelt es sich um den Anbau auf der Basisfläche – dem sogenannten Food-Anbau, den Winterrapsanbau auf der Stilllegungsfläche und den Anbau mit Energiepflanzenprämie. Betrachtet man die Entwicklung des Rapsanbaus in den Segmenten, sind diese zur Ernte 2006 deutlich unterschiedlich zu beurteilen.

Das insgesamt größte Segment stellt der Food-Anbau auf der Basisfläche dar. Dieser Anbau wird im Vergleich zum Vorjahr um 9,3% oder 83.569 ha ausgedehnt. Der größte Zuwachs findet sich dabei in den Bundesländern, in denen der Rapsanbau auch insgesamt am stärksten an Bedeutung gewinnt. So verzeichnet der Food-Raps Zuwachsraten in Höhe von 23,8% in Baden-Württemberg, von 18,9% in Nordrhein-Westfalen, von 17,6% in Sachsen-Anhalt, von 16,5% in Niedersachsen und von 16,1% in Schleswig-Holstein. Lediglich in Hessen und in Thüringen wird sich der Anbau auf der Basisfläche um 7,1% bzw. um 1,9% verringern.

Winterrapsanbau als Energiepflanze ist bisher das kleinste Segment, welches wiederum die höchsten Wachstumsraten aufweist. Bundesweit könnten bis Januar 2006 für rund 145.000 ha Verträge mit Verarbeitern abgeschlossen werden, was einer Ausdehnung der Anbaufläche um 20,5 % oder 24.659 ha entspricht. Der Anstieg des Rapsanbaus als Energiepflanze ist in allen Bundesländern zu beobachten, allerdings aufgrund des unterschiedlichen Ausgangsniveaus zur Ernte 2005 mit sehr unterschiedlichen absoluten Flächenzahlen. Über drei Viertel des Gesamtanbauumfangs an Winterraps als Energiepflanze liegt zur Ernte 2006 in den neuen Bundesländern, knapp 30% oder 41.965 ha allein in Mecklenburg-Vorpommern.

Der große Anteil von Winterraps als Energiepflanze in den neuen Bundesländern ist zum einen darauf zurück zu führen, dass dort die Energiepflanzenprämie von 45 EUR/ha bei rund 80% der Betriebe bekannt ist. Im Gegensatz hierzu ist in den alten Bundesländern die Förderung nur zwischen knapp 60 und 70% der Betriebe geläufig.

Die UFOP wird daher eine Kampagne starten, um über die Energiepflanzenförderung zu informieren. Zum anderen zeigt sich deutlich, dass auf Grund des Antragsverfahrens – die Landwirte sind nach EU-Recht verpflichtet, die Anbauverträge statt mit dem Handel mit der Ölmühle als Erstverarbeiter abzuschließen – der Energiepflanzenanbau erst ab einer gewissen Mindestfläche attraktiv wird.

Somit sind Betriebe mit geringem Anbauumfang von der Nutzung der Prämie quasi “ausgeschlossen”. Die UFOP erneuert an dieser Stelle ihre Forderung, das gut eingespielte Vertragssystem beim Anbau von Winterraps auf Stillegungsflächen auch auf den Energiepflanzenanbau anzuwenden.

Falls in den landwirtschaftlich kleinstrukturierten Bundesländern Baden-Württemberg, Hessen und Rheinland-Pfalz/Saar mit den hohen prognostizierten Wachstumsraten beim Winterrapsanbau als Energiepflanze die in der UFOP-Studie geäußerte Absicht, die geplanten Flächen mit der Energiepflanzenprämie bis zum 31. Januar 2006 vertraglich zu binden, nicht umgesetzt werden kann, werden die entsprechenden Flächen mit dem bereits ausgesäten Winterraps rechnerisch dem Food-Anbau auf der Basisfläche zufallen.

StilllegungDer Anbau von Winterraps auf Stilllegungsflächen beläuft sich zur Ernte 2006 auf 301.320 ha, was einem Rückgang von 1,4% oder 4.371 ha entspricht. Dabei ist eine deutliche Verringerung des Anbaus in Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Rheinland-Pfalz/Saarland und in Brandenburg mit jeweils zweistelligen Abnahmeraten zu verzeichnen, während in Hessen deutlich mehr Raps auf Stilllegungsflächen angebaut wird (17,6%).

Die Ausdehnung des Winterrapsanbaus mit Energiepflanzenprämie wird mit 24.659 ha bundesweit stärker prognostiziert als die Einschränkung des Stilllegungsanbaus mit 4.371 ha. Damit wird der Anbau von Non-Food-Winterraps zur Ernte 2006 insgesamt 446.842 ha betragen.

Mit Blick auf den wachsenden Rapsölverbrauch sowohl von Seiten der Ernährungsindustrie als auch von Seiten der Biokraftstoffindustrie haben die deutschen Ölsaatenerzeuger mit der Ausdehnung der Winterrapsanbaufläche zur Ernte 2006 richtig reagiert.

Die UFOP fordert den Ausbau von Verarbeitungskapazitäten als Voraussetzung für eine vollständige Verarbeitung der Erntemenge 2006.
Rapsöl ist heute so teuer wie selten zuvor. Die Rapserzeuger erwarten jetzt für die heranwachsenden Ernte höhere Erzeugerpreise gemessen an der Wertschöpfung in der Produktionskette. Nur diese Preisanreize sind Motivation für eine weitere Anbauausdehnung, um den auch künftig weiterhin steigend prognostizierten Rapsölbedarf decken zu können.

Source

UFOP-Pressemeldung vom 2005-11-08.

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