TFZ: Über 20% der dezentralen Ölmühlen stehen still

Telefonumfrage zeigt "Durchhaltestrategie" bei verringerter Produktion

Wie die Landauer Zeitung berichtet, hat das Technologie- und Förderzentrum (TFZ) hat in einer telefonischen Kurzumfrage von 190 dezentralen Ölmühlen im August 2009 Daten zur Produktionsauslastung und Saatverarbeitung, zum Absatz von Rapsölkraftstoff und Presskuchen sowie zur Markteinschätzung der dezentralen Ölmühlen in Deutschland erhoben.

Wurden im Jahr 2007 von etwa 585 dezentralen Ölmühlen Pflanzenöle und Eiweißfuttermittel produziert, so waren nach Hochrechnungen im ersten Halbjahr 2009 nur noch ca. 434 Anlagen in Betrieb. Im Jahr 2008 wurden ca. 593.000 Tonnen Saat verarbeitet, was einem Produktionsrückgang von rund 40 Prozent im Vergleich zum Jahr 2007 (983.000 Tonnen) entspricht.

Ein starker Rückgang beim Absatz von Rapsölprodukten zeichnete sich bereits zu Beginn des Jahres 2008 ab und veranlasste viele Betreiber zu zeitweisen Stilllegungen der Ölmühlen. Die Ergebnisse der Umfrage 2009 zeigen, dass zwischenzeitlich zwei Prozent der Ölmühlen den Betrieb eingestellt haben und verkauft wurden, weitere vier Prozent der Ölmühlen langfristig stillgelegt wurden und etwa 19 Prozent der Anlagen vorübergehend stillgelegt wurden, mit der Hoffnung, bei günstigeren Rahmenbedingungen die Produktion wieder aufnehmen zu können. Im ersten Halbjahr 2009 waren somit mehr als 150 von ehemals ca. 600 Ölmühlen stillgelegt.

Etwa 71 Prozent der Ölmühlen halten sich zumeist mit stark verminderten Produktionskapazitäten von durchschnittlich 40 Prozent Auslastung in einer Art Durchhaltestrategie am Markt. Gründe dafür, dass die Ölmühlen nicht stillgelegt wurden, sind die Nachfrage nach Presskuchen als Eiweißfuttermittel – Hauptabsatzprodukt ist inzwischen Presskuchen und nicht mehr Rapsölkraftstoff – und die Produktion von Futter- oder Speiseölen sowie die Herstellung von Rapsölkraftstoff für den Eigenbedarf.

Rapsöl wird, solange keine Vermarktung oder eigene Verwendung möglich ist, häufig zwischengelagert um die bestehende Presskuchennachfrage decken und zumindest diesen Absatzweg aufrechterhalten zu können. Der starke Rückgang der Nachfrage von Rapsölkraftstoff für Pkw und Lkw ist, nach Angabe der Ölmüller, auf die Höhe der Besteuerung von Rapsölkraftstoff, auf das gesunkene Preisniveau von fossilem Dieselkraftstoff und auf extreme Schwankungen der Marktpreise von Rapssaat und -öl zurück zu führen, wodurch eine Wettbewerbsfähigkeit von Rapsöl nicht mehr gegeben ist.

Kunden, vor allem im Bereich der Spediteure und der privaten Pkw-Nutzer stellten wieder auf die Nutzung von fossilem Dieselkraftstoff um. Erschwerend kommt der Wegfall der Agrardiesel-Rückvergütungsgrenze im landwirtschaftlichen Sektor (Lohnunternehmer und Landwirte) hinzu, welcher eine weitere Verringerung des Rapsölabsatzes in der Landwirtschaft zur Folge hat. Dementsprechend bezeichneten mehr als drei Viertel der Befragten den derzeitigen Absatz von Rapsölkraftstoff als “sehr schlecht”. Im Vergleich zum Vorjahr lag diese Einschätzung bei weniger als 19 Prozent vor und noch im Jahr 2007 war der überwiegende Teil (57 Prozent) mit der Absatzeinschätzung “sehr gut” bis “gut” wesentlich zufriedener.

Sehr viele Betreiber von dezentralen Ölmühlen, die sich auf die Produktion von Rapsölkraftstoff spezialisierten, fühlen sich von der Politik durch die beschlossene unflexible Besteuerung von reinen Biokraftstoffen im Stich gelassen und blicken sehr pessimistisch in die Zukunft. Auch die hohen Anforderungen der Biomassestrom- und Biokraftstoff-Nachhaltigkeitsverordnung seien zumeist für dezentrale Ölgewinnungsanlagen nur mit hohem Aufwand zu erfüllen und zu dokumentieren.

Ein Hoffnungsschimmer für allerdings nur wenige Ölmühlenbetreiber zeichnete sich durch ein geringfügig gesteigertes Interesse von Betreibern von Blockheizkraftwerken (BHKW) an heimischem Rapsöl ab. Hintergrund hierfür war die Angst der BHKW-Betreiber vor dem Wegfall des “NawaRo-Bonus” beim Einsatz von importiertem, nicht zertifiziertem Pflanzenöl.

Weitere Informationen
Mehr als 150 dezentrale Ölmühlen stillgelegt. Pressemitteilung des TFZ vom 2009-09-03. (PDF-Dokument)

Source

Landauer Zeitung, 2009-09-04.

Supplier

Technologie- und Förderzentrum, TFZ

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