Steinzeit-Haus der Lübecker Bucht macht das Rennen

Prototyp für ein regionaltypisches Ferienhaus aus Reet, Holz und Lehm wird aus über 200 Regionen Aktiv - Vorhaben zum Projekt des Monats September gewählt

Baustufen


“Ein Haus aus der Region für die Region”, so umschreibt Dirk Schubert, Leiter der Bundesgeschäftsstelle des Wettbewerbes “Regionen Aktiv – Land gestaltet Zukunft” dieses innovative Projekt. Im Jahr 2002, in Folge der BSE-Krise vom Bundesverbraucherschutzministerium ins Leben gerufen verfolgt Regionen Aktiv ehrgeizige Ziele. 18 Regionen in Deutschland haben sich auf den Weg gemacht, um modellhaft zu zeigen, wie die Agrarpolitik vom morgen aussehen könnte. Da Belange des Umwelt- und Verbraucherschutzes dabei eine gleichgewichtige Rolle neben ökonomischem Erfolg spielen, ist Regionen Aktiv auch Bestandteil der Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung.

“Das Regionalhaus der Lübecker Bucht steht für die Ziele und den Erfolg von Regionen Aktiv und wurde zu Recht zum Projekt des Monats September gewählt”, so Schubert. “Denn das Regionalhaus ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wie die Zusammenarbeit von Landwirtschaft, Handwerk, Tourismus und Wissenschaft eine Region vorwärts bringen kann”. Durch die Verwendung regional produzierbarer Materialien wie Holz, Lehm und Reet (bzw. Miscanthus) wird zum einen die regionale Produktions- und Handwerkersituation gestärkt.

Da es sich um nachwachsende Rohstoffe handelt und das Regionalhaus zudem voll recyclingfähig ist, wird auch ein Beitrag zum Umweltschutz geleistet. Zum anderen ist dieser Prototyp als Vorlage für zukünftige regionaltypische Ferienhäuser gedacht. Hintergründe, die besonders schön veranschaulichen, warum Regionen Aktiv auch Bestandteil der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung ist.

Das Regionalhaus
“Kommt schon aus der Steinzeit” kommentiert Georg Conradi (53), Projektleiter und Architekturprofessor mit dem Schwerpunkt Baubiologie an der Fachhochschule Lübeck (FHL) das Projekt. Das Dach besteht aus 23 cm dicken Holzplatten, die Wände sind sogar 32 cm stark. Dabei kommen die Bauherren ohne Leim und Nägel aus. Mehrere Holzplatten werden mit extrem trockenen Holzdübeln verbunden. Diese quellen dann in normaler Luftfeuchtigkeit auf und halten die einzelnen Holzschichten fest zusammen. “Eine Methode die so alt ist wie die Menschheit selbst”, so Conradi.

Bei der 15 qm großen Holzkiste handelt es sich um ein einmaliges Forschungsprojekt. Gerade einmal sechs Metallschrauben halten das Dach zusammen, ansonsten wird ganz auf Baustoffe aus der Region gesetzt: Lehm, Reet und Holz. Dadurch wird nicht nur die regionale Landwirtschaft- und Handwerkersituation gestärkt. Die Vision der Lübecker ist es, mit dieser Vorlage für zukünftige Ferienhäuser ein Symbol für die Lübecker Bucht zu schaffen. “Wir bauen sozusagen für die Zukunft mit der Technik aus der Steinzeit” fasst Conradi das Projekt zusammen.

Das Dachdeckungsmaterial ist Reet, das auf die Holzplatten aufgebunden wird. Auf eine zusätzliche Wärmedämmung kann dabei verzichtet werden. Mit dieser Dachkonstruktion haben die Lübecker Neuland beschritten. Holzbausysteme aus Vollholz werden zwar heute schon für Wände und Decken verwendet, nicht aber für die Dächer. Das Steinzeit-Haus erfüllt sogar die Standards von Niedrigenergiehäusern. Zurzeit werden noch die letzen Tests für die Brandschutzbestimmungen bei Reetdächern durchgeführt, um die baurechtliche Zulassung für das Regionalhaus zu erhalten. “Die ist aber schon so gut wie sicher” so Conradi, “jetzt suchen wir dringend nach einem Bauherrn, der dieses außergewöhnliche Haus nachbauen möchte”.

Das Regionalhaus ist nur eines von vielen innovativen Projekten, die im Rahmen von Regionen Aktiv mit Mitteln des Bundesministeriums für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft gefördert werden. Der interne Wettbewerb “Projekt des Monats” wurde gestartet, um monatlich ein besonders interessantes Beispiel aus der Vielfalt von über 200 Projekten vorzustellen. “Wir wollen an praktischen Beispielen veranschaulichen, wie die Menschen in den Modellregionen die Zukunft ihrer Region selbst in die Hand nehmen”, so Schubert.

Regionen Aktiv ist aber mehr als nur die Förderung von einigen Regionen. Die Erfahrungen und Ergebnisse aus den Modellregionen sollen einen Beitrag zur Gestaltung und Weiterentwicklung der Agrarpolitik in Deutschland leisten. “Die praktischen Erfahrungen der Regionen fließen in die Weiterentwicklung der Agrarpolitik ein”, so Schubert, “und bereiten sozusagen schon heute den Boden für zukunftsfähige ländliche Räume vor.”

Weitere Informationen sowie Fotomaterial erhalten Sie unter:
Regionen Aktiv Bundesgeschäftstelle: nova-Institut, Goldenbergstraße 2, 50354 Hürth
Tel.: 02233-94 36 84, Fax: 02233-94 36 83, E-Mail: info@modellregionen.de
Internetseite: www.modellregionen.de

Informationen zur Lübecker Bucht erhalten Sie unter:
Regionalmanagement: Thorsten Beimgraben, Tel.: 0451-707 25 53
E-Mail: modellregion.luebeck@t-online.de, Internetseite: www.ralb.org
Regionalhaus: Prof. Dr. Georg Conradi, Tel.: 0451-30 00 51 45
E-Mail: conradi@fh-luebeck.de

(Vgl. Meldung vom 2002-04-03.)

Source

modellregionen.de vom 2003-09-16.

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