Rapskuchen – ein heimisches Eiweißfutter

Zunehmende Rapsölproduktion führt zu mehr Rapskuchen

Seit 1990 hat sich die Rapsanbaufläche mit jetzt über 1,5 Mio. ha in etwa verdoppelt. Durch die zunehmende Rapsölproduktion fällt immer mehr Rapskuchen an, und mittlerweile existieren ca. 300 dezentrale Ölpressen in Deutschland.

Übersicht 1: Rapsverarbeitung in dezentralen Ölpressen
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Als energiereiches Eiweißfuttermittel mit einem hohen nXP-Gehalt wird Rapskuchen in erster Linie an Rinder verfüttert, er lässt sich aber auch in der Schweinefütterung einsetzen. Auch in Betrieben, die nach EU-Ökoverordnung wirtschaften, ist er noch zugelassen.

Für die Höhe des Rapskuchen­anteils in der Ration ist besonders der Fett- und Glucosinolatgehalt von Bedeutung. Je nach Abpressgrad und Ölgehalt der Rapssaat kann der Fettgehalt enorm schwanken. Welche Fettgehalte in Abhängigkeit von der jährlichen Verarbeitungsmenge vorliegen, zeigt Übersicht 2. Je mehr Rapssaat pro Jahr in einer Anlage gepresst wird, desto mehr Rapsöl wird prozentual gewonnen und desto geringer ist folglich der Restfettgehalt im Neben­produkt Rapskuchen.

Übersicht 2: Verarbeitungsmenge und Fettgehalte im Rapskuchen
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Wer Rapskuchen kauft, sollte auf die Deklaration achten, die futtermittelrechtlich vorgeschrieben ist. Bei jeder Lieferung sind Rohprotein, Rohfett und Rohfaser anzugeben.

Wenn der Fettgehalt steigt, ändern sich natürlich auch andere Inhaltsstoffe des Rapskuchens. Deshalb ist es für die Rationsberechnung wichtig, den Futterwert zu kennen. Um mehr Informationen über die Qualität von Rapskuchen zu bekommen, wurde in Deutschland im letzten Jahr ein Monitoring durchgeführt. Im Mittel von 34 Proben lag der Fettgehalt bei 14,4 %, die Variationsbreite mit 8,4 bis 19,8 % war allerdings enorm. Auch der Rohproteingehalt schwankte mit rd. 26 bis 31 % entsprechend, im Durchschnitt erreichte er 28,4 %.

Übersicht 3: Rapskuchen-Monitoring 2006 (34 Proben)1)
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1)Angaben auf 90 % TM bezogen

Bayerische Untersuchungen aus den Jahren 2004 und 2005 wiesen im Mittel von 57 Proben einen Fettgehalt von 18,3% auf – mit Höchstwerten bis 22%.

Einsatzbeschränkungen in der Schweinefütterung ergeben sich in erster Linie auf Grund des Glucosinolatgehaltes und z.T. auch auf Grund des Fettgehaltes, da die mehrfach ungesättigten Fettsäuren (Polyensäuren) die Speckqualität verschlechtern können (weicher Speck). Glucosinolate (GSL) sind Senfölverbindungen, die sich in höheren Anteilen negativ auf die Futteraufnahme und die Schilddrüsenfunktion auswirken können.

Früher enthielt Raps deutlich höhere Gehalte als heute, denn seit der Zucht von 00-Saat (erucasäurefrei und glucosinolatarm) ist der Gehalt an Glucosinolaten stark gesunken. Allerdings reichern sie sich im Rapskuchen durch den Fettentzug an, und durch die fehlende thermische Nach­behandlung enthält Rapskuchen etwa doppelt soviel wie Rapsschrot. Für Schweine wird ein GSL-Höchstgehalt von 1 bis 2 mmol/kg Mischfutter empfohlen. Ein aktueller Mastversuch der LWK Niedersachsen zeigt, dass mit 10% Rapskuchen sehr gute Leistungen zu erzielen sind.

In der Milchviehfütterung liegen bisher kaum Ergebnisse aus Exaktversuchen vor. In Köllitsch führten 2,3 kg Rapskuchen pro Tag (bezogen auf Trockenmasse) mit 15% Fett im Vergleich zum proteinäquivalenten Einsatz von Soja- bzw. Rapsschrot zu einer um ca. 10% höheren Milchmenge und zu einem um ca.0,6% geringeren Fett- bzw. um 0,3% geringeren Eiweißgehalt. Maßgebend für die Höhe der Rapskuchenmenge ist in erster Linie nicht der GSL-Gehalt (Rinder tolerieren mit ca. 5 mmol/kg Futter deutlich mehr als Schweine), sondern der Fettgehalt. So sollten 4 bis 5% in der Trockenmasse der Gesamtration (Faustzahl: etwa 800 bis 1.000 g/Tag) nicht überschritten werden. Hier­nach können sich durchaus Mengen von 2 bis ca. 2,5 kg/Tag ergeben. Erwähnens­wert ist, dass Rapskuchen in diesen Größenordnungen einen positiven Einfluss auf die Streichfähigkeit der Butter hat.

Wie sieht es mit der Lagerfähigkeit aus? Wird der fettreiche Rapskuchen ranzig? Ein Versuch der bayerischen Landesanstalt in Grub zeigt, dass Kuchen mit 18% Fett problemlos über acht Wochen lose gelagert werden kann. Praxisbetriebe bestätigen, dass bei trockener Lagerung weder Verklumpungen noch Schimmel auftreten. Allerdings ist die Rieselfähigkeit unbefriedigend, wenn der Rapskuchen nicht mit anderen Komponenten vermischt ist.

Wird die Preiswürdigkeit allein auf der Basis von nXP und NEL kalkuliert, so dürfte Rapskuchen mit 14% Fett rechnerisch etwa 16,80 €/dt kosten, wenn Sojaschrot 20,00 € und Weizen 15,00 €/dt kosten. Hiervon sind noch Abschläge für schwankende Inhaltsstoffe, Lagerung usw. in Ansatz zu bringen.

Kontakt
Andrea Meyer
Fachreferentin Futter, Fütterung, Futtermittelrecht, Futterberatungsdienst e.V.
Telefon: 0511 3665-1479
Telefax: 0511 3665-1521

(Vgl. Meldungen vom 2006-08-07 und 2006-05-26.)

Source

Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Newsletter, 2007-03-01.

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