Palmölnutzung weltweit 2010: Weltweit nur wenig Palmöl für Strom, Wärme oder Kraftstoffe verwendet

Palmöl nicht nachhaltig - aber auch kein Biokraftstoff

Ein entscheidender Faktor für die Klimabilanz von Biokraftstoffen ist die Frage der Landnutzungsänderung. Wenn eigens für den Anbau von Biomasse z.B. Urwaldflächen gerodet oder Moore trockengelegt werden, ist die CO2-Bilanz zwangsläufig über Jahrzehnte negativ. Durch die Umwandlung von Primärregenwald in Palmölplantagen werden z.B. rund 365 Tonnen CO2 pro Hektar und Jahr freigesetzt, da eine Palmölplantage nach der Brandrodung auch wesentlich weniger Kohlenstoff speichern kann als ein Naturwald.

Palmöl spielt allerdings auf dem deutschen Biokraftstoffmarkt keine Rolle: Bei niedrigen Temperaturen wird Biodiesel aus Palmöl fest und scheidet als Kraftstoff in Mittel- und Nordeuropa aus. Mit Palmöl können die technischen Normen für Biodiesel nicht erreicht werden. Dem Biodiesel können daher maximal wenige Prozentpunkte Palmöl beigemischt werden.

Biodiesel kommt vom Rapsfeld – und nicht aus dem Regenwald
Biokraftstoffe werden in Deutschland hauptsächlich mit heimischer Biomasse erzeugt, nämlich Pflanzenöl aus Raps für Biodiesel sowie Getreide und Zuckerrüben für Bioethanol. Importe von Biomasse für die Biokraftstoffproduktion sind im Vergleich zu den Importen von z.B. Futtermitteln noch marginal, nehmen allerdings zu: US-amerikanische und argentinische Dumping-Exporte von Biodiesel auf Basis von Soja drängen bereits verstärkt auf den deutschen Kraftstoffmarkt. Kleine und mittelständische deutsche Biodieselhersteller, die auf kurze, regional verankerte Produktionsketten setzten, sind damit zusätzlich gefährdet.

Nachhaltigkeitskriterien für Biokraftstoffe
Die EU-Richtlinie zur Förderung Erneuerbarer Energien vom Mai 2009 soll sicherstellen, dass die Produktion und der Verbrauch von Biokraftstoffen effektiv einen Beitrag zur Reduktion von Treibhausgasen leisten. Der Anbau von Biomasse für Biokraftstoffe auf ökologisch wertvollen Flächen soll verhindert, die Nutzung von Brachflächen soll dagegen besonders gefördert werden.

Die EU-Nachhaltigkeitskriterien gelten ausschließlich für den Anbau von Biomasse, die für die Produktion von Biokraftstoffen genutzt wird. Der Anbau für die Nahrungs- und Futtermittelproduktion muss die Nachhaltigkeitskriterien nicht erfüllen. Biokraftstoffe müssen gegenüber fossilen Kraftstoffen über ihre gesamte Produktionskette mindestens 35% Treibhausgasemissionen (ab 2017: 50%) reduzieren, um auf das EU-Ziel von 10% Erneuerbarer Energien im Verkehrssektor bis 2020 angerechnet werden zu können. Neuanlagen, die nach 2017 beginnen, Biokraftstoffe zu produzieren, müssen mindestens 60% weniger Emissionen als fossile Kraftstoffe verursachen.

Die Bundesregierung hatte bereits im Dezember 2007 einen eigenen Entwurf einer Nachhaltigkeitsverordnung für Biomasse (BioNachV) vorgelegt, der die Gestaltung der EU-Nachhaltigkeitskriterien vorweggenommen und beeinflusst hat. Die deutsche Nachhaltigkeitsverordnung für Biokraftstoffe (BiokraftNachV) ist seit November 2009 in Kraft. Eine Übergangsfrist gilt bis Januar 2011.

Biomasse-Zertifizierung kann nicht alle Probleme lösen
Wenig Sinn haben noch so strenge Standards allerdings, wenn diese sich allein auf die Nutzung der Biomasse für Biokraftstoffe beschränkt. Nur 6% der Weltgetreideernte floss 2009 in die Biokraftstoffproduktion. Nur 5% der globalen Palmölproduktion floss 2009 in die energetische Nutzung (Strom-, Wärme- und Biokraftstoffe). Nachhaltigkeitskriterien müssen für alle Nutzungspfade der Biomasse gelten – sonst geht der nicht nachhaltige Anbau für Nahrungs- und Futtermittel auf anderen Flächen einfach weiter.

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Source

Agentur für Erneuerbare Energien, Pressemitteilung, 2010-06-09.

Supplier

Agentur für Erneuerbare Energien

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