Österreich: Immer mehr biologisch abbaubare Kunststoffe

Obwohl die Kunststoffherstellung nur für einen geringen Teil des Erdölgesamtverbrauchs steht, sollten auch in diesem Bereich Anstrengungen unternommen werden, um der fossilen Ressourcen-Verknappung und dem Klimawandel entgegenzuwirken. So genanntes Bioplastik wird – anstelle von Erdöl – aus erneuerbaren Rohstoffen wie Stärke (Zuckerrüben, Getreide), Milchsäure (Gras, Luzerne) oder Zellulose (Holz) gewonnen und verfügt über viele günstige Eigenschaften.

Beispielsweise bleibt in Biokunststoff eingepacktes Obst und Gemüse länger frisch und die Folien beziehungsweise Behälter sind nach ihrer Verwendung biologisch abbaubar. In Zukunft gelte es, den Konsumenten derartige Vorteile verstärkt zu vermitteln, um die Wettbewerbsfähigkeit von Bioplastik weiter zu steigern, betonten zahlreiche Experten auf dem vom Institute for International Research (IIR) organisierten Bio-Verpackungskongress vergangene Woche in Wien. Parallel dazu sollen auch weitere Forschungs- und Entwicklungstätigkeiten für zusätzliche und verbesserte Einsatzmöglichkeiten sorgen.

Verdreifachung der weltweiten Produktionskapazität bis 2009 angekündigt
Laut Harald Käb, dem Vorstandsvorsitzenden des Verbandes European Bioplastics e. V., wurden im Jahr 2006 weltweit bereits rund 260.000 Tonnen Bioplastik hergestellt, 70.000 t davon in Europa. Im Vergleich dazu umfasst der gesamte globale Kunststoffmarkt 200 Mio. t. Biokunststoffe würden derzeit vorwiegend noch in Kleinanlagen produziert, ein Massenvertrieb sei noch nicht entwickelt, so Käb. Bis 2009 erwartet der Verband allerdings eine Verdreifachung der weltweiten Produktionskapazität und dann nochmals eine Verdoppelung bis 2011. Laut Käb werden alle Biokunststoffkategorien wachsen. Besondere Aufmerksamkeit widmeten die Experten auf dem Kongress aber der Polymilchsäure (PLA), die beispielsweise aus Gras und Luzerne gewonnen werden kann, aber auch Stärke-Kunststoffen.

Gute Kompostierbarkeit als Triebkraft der Marktentwicklung
Triebkräfte der Marktentwicklung seien die vielfältigen technischen Eigenschaften der neuen Polymerprodukte, die Reduzierung der Abhängigkeit von fossilen Rohstoffen, die Verbesserung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit, die gute Kompostier- oder Recyclierbarkeit der Materialien, der Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung, die hohe Verbraucherakzeptanz und die Unterstützung regionaler Wirtschaftsbereiche, so Käb. Heutzutage werden Biokunststoffe vor allem im Verpackungsbereich, als Einkaufssackerln, Mulchfolien oder Bioabfall-Beutel eingesetzt, doch den möglichen Anwendungsbereichen scheinen keine Grenzen gesetzt. Die Industrie unternimmt laut Käb bereits auf der ganzen Welt erhebliche Anstrengungen, um neue Produkte auf den Markt zu bringen. Handyschalen, Computergehäuse, Multi-Layerfolien, Gartenartikel und Baumaterialien sind nur einige Beispiele dafür. Wichtig wäre es, weltweit die Rahmenbedingungen zur Dynamisierung des Markteinführungs-Prozesses weiter zu verbessern, so Käb. Mathias Hahn, Leiter des Fraunhofer-Pilotanlagenzentrums für Polymersynthese und -verarbeitung, hält ebenso wie Käb ein Substitutionspotenzial von 10% für absolut realistisch, selbst wenn man den steigenden Biokraftstoff- und Bioenergiebedarf mit in Betracht zieht.

In Österreich bereits einige Produkte auf dem Markt
Auch in Österreich sind bereits einige Biokunststoff-Erzeugnisse auf dem Markt. Handelsketten wie Spar, Rewe und Adeg führen bereits in Bioplastik eingepackten Salat- beziehungsweise Einkaufssackerln aus Maisstärke. Außerdem wurden bereits einige Initiativen wie N packt’s in Niederösterreich sowie das Loop Linz-Projekt und eine Pilotoffensive der Schulmilchbauern in Oberösterreich gestartet, um die Markteinführung voranzutreiben. Auch die österreichische Bundesregierung unterstützt laut European Bioplastics diese Entwicklung. Laut Käb haben bereits einige Marktforschungsstudien ergeben, dass die Idee, Kunststoff-Verpackungen durch biologisch abbaubare zu ersetzen, bei einer überwiegenden Mehrheit der Bevölkerung gut ankommt. Da auch im Bioplastik-Bereich viel Wert auf Qualität gelegt wird, wurde eine Zertifizierung eingeführt, die für nachweislich kompostierbare Biokunststoffe steht. Nur solche dürfen mit dem geschützten “Keimlings”-Zeichen versehen werden.

Zukunft: Regionalität und Nutzungskaskaden
Nachhaltigkeits- und Naturstoffexperten, wie beispielsweise Veronika Reinberg von der Fachhochschule Wiener Neustadt, Standort Wieselburg, sehen noch Verbesserungsbedarf, was die Herkunft der Rohstoffe betrifft. Mittel- bis langfristig sollte es auch mehr und mehr gelingen, vor allem regionale, gentechnik-freie Rohstoffe einzusetzen. Erheblicher Wert sei auch auf eine umfassende Verwertung der Rohmaterialien über sogenannte Nutzungskaskaden (“Bio-Cascading”) zu legen, da so viel Energie, aber auch Kosten eingespart werden könnten. Zu diesem Zweck eignen sich besonders sogenannte Bioraffinerien, wie derzeit eine in Oberösterreich errichtet wird.

Kontakt
Lebensmininsterium Österreich
Gerhard Popp
E-Mail: gerhard.popp@lebensministerium.at

(Vgl. Meldungen vom 2007-07-27 und 2007-05-31.)

Source

Lebensministerium, Pressemitteilung, 2007-11-19.

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