OECD-Indikatoren zeichnen internationales Bild der Biotechnologie

OECD-Zahlen unterlegen anhaltend hohe Forschungsintensität des Sektors

Deutschlands Biotechnologiebranche fällt weltweit durch eine hohe Innovationskraft, eine mittelständisch geprägte Unternehmenslandschaft sowie einen hohen Anteil staatlicher Förderung auf. Das lässt sich aus der neuesten Ausgabe der Schlüsselindikatoren zur Biotechnologie herauslesen, die von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) veröffentlicht werden. Die Indikatoren sind die international umfangreichste Datensammlung zur Biotechnologie.
Die OECD-Statistiker treten damit den Versuch an, die zum Teil sehr unterschiedlich erhobenen Statistiken der einzelnen Mitgliedsländer zu einem Gesamtzahlenwerk zusammenzuführen, das auch internationale Vergleiche zulässt. Für Deutschland greift die OECD unter anderem auf die Zahlen der jährlichen Biotechnologie-Umfrage von biotechnologie.de zurück.

Diagramm1Die Grundlage der aktuellen Version der Indikatoren bilden meist Daten aus den Jahrgängen 2008 und 2009, zum Teil mussten die Autoren aber auch auf noch weiter zurückliegende Erhebungen zurückgreifen. Aufgrund der inhaltlichen Zusammenarbeit zwischen OECD und biotechnologie.de werden unseren Lesern einige der genannten Größen bekannt vorkommen (mehr…).

So zählt die OECD im Jahr 2009 in Deutschland 531 dedizierte Biotechnologieunternehmen, hinzu kommen 114 biotechnologisch aktive Firmen, bei denen die Biotechnologie nur einen Teil der Tätigkeit ausmacht. Bei den Indikatoren steht Deutschland damit hinter den USA (2325 dedizierte Biotechnologieunternehmen) und Frankreich (676) an dritter Stelle.

Heterogene Datendecke
Allerdings ist die Datendecke der Erhebung recht löchrig, der OECD ist es bei den einzelnen Indikatoren mit wechselndem Erfolg gelungen, Zahlen von tatsächlich allen Mitgliedsländern zu erhalten.

So ist zum Beispiel Großbritannien als weiterer bedeutender Biotechnologiestandort in Europa in der Aufzählung der Unternehmen nicht vertreten. Hinzu kommen die unterschiedlichen Erhebungszeiträume. Direkte Vergleiche innerhalb der Indikatoren sind deshalb mit Vorsicht zu genießen, Trends und Verhältnisse lassen sich aber durchaus ausmachen.

Kleine Unternehmen prägen die Unternehmenslandschaft
Ein Indikator vergleicht etwa den Anteil der Biotech-Unternehmen, die weniger als 50 Mitarbeiter haben. In vielen Ländern wie Polen, Österreich oder Deutschland ist die Biotechnologiebranche demnach von kleinen und mittleren Unternehmen geprägt, hierzulande haben 88 Prozent der Firmen weniger als 50 Angestellte. In der Schweiz (64%) oder Korea (61%) dagegen ist der Anteil deutlich niedriger (64%), die Branche ist dort nicht so fraktioniert.

Diagramm2Andere Ergebnisse sind exotischer. So weist die OECD darauf hin, dass in Deutschland 19% der staatlichen Forschungsförderung in die Biotechnologie fließt. Dieser Wert ist um mehrere Größenordnungen zu hoch angesetzt. Es ist schwierig, die staatliche Forschungsförderung im Bereich der Biotechnologie zu quantifizieren, da die einzelnen Budgets von Instituten und Universitäten nicht so detailliert ausgewiesen werden.

In der aktuellen Biotechnologie-Umfrage von biotechnologie.de werden 202 biotechnologisch aktive Forschungseinrichtungen gezählt, davon 63 Universitäten und 104 außeruniversitäre Forschungsinistitute. Deren Gesamtbudget beläuft sich auf 2,8 Milliarden Euro, wobei natürlich nur ein Bruchteil dieser Summe tatsächlich für die biotechnologische Forschung verwendet wird. Der Haushalt des Bundesministeriums für Bildung und Forschung weist im Jahr 2011 rund 500 Millionen Euro an Projektförderung im Bereich der Lebenswissenschaften aus (mehr…).

Ein Anteil von 19% an den staatlichen Forschungsausgaben, wie die OECD ihn ausweist, wird damit nicht erklärlich. So viel wie in Deutschland wird demnach ansonsten nur noch vom koreanischen Staat in die Biotechnologie investiert (18%), danach folgt Spanien (12%) und Dänemark (11%). Mit der erst kürzlich veröffentlichten nationalen Forschungsstrategie Bioökonomie 2030 könnte der Spitzenplatz Deutschlands in diesem OECD-Indikator auch in den kommenden Jahren erhalten bleiben (mehr…).

Hohe Forschungsintensität
Die OECD-Zahlen unterlegen erneut die anhaltend hohe Forschungsintensität des Sektors. Etwa 1,2 Milliarden US-Dollar investierten deutsche dedizierte Biotech-Unternehmen 2009 in Forschung & Entwicklung. Alle biotechnologisch forschenden Unternehmen der Schweiz brachten es 2008 auf immerhin 922 Millionen US-Dollar. Zum Vergleich: Die im weltweit größten Markt USA forschenden Biotech-Spezialisten wendeten pro Jahr etwa 32,4 Miliarden US-Dollar auf.

Die Zahlen zeichnen auch eine internationale Landkarte der Innovationszentren der Biotechnologie. Von den weltweit angemeldeten Biotech-Patenten stammen 28,81% aus europäischen Ideenschmieden. Den größten Anteil haben die deutschen Patentanmeldungen (8,27% aller Anmeldungen weltweit), schweizerische (2,83%) und österreichische (0,92%) Erfindungen folgen mit einigem Abstand.

Umfassender Scoreboard-Bericht 2011 erwartet
Für die aktuelle Auflage der Schlüsselindikatoren haben die OECD-Statistiker einen Berg an internationalen Daten zusammengetragen. Trotz dieser Fleißarbeit bieten die einzelnen Indikatoren nur Schlaglichter einer sehr dynamischen Branche. Ein umfassenderer Blick wird im “Science, Technology and Industry Scoreboard” ermöglicht. Der Report wird im zweijährlichen Rhythmus veröffentlicht, zuletzt Ende 2009 (mehr…). Die nächste Ausgabe, die voraussichtlich Ende 2011 erscheint, wird dann tiefere Einsichten in die europäische und globale Biotechnologie bieten.

Source

biotechnologie.de, 2010-12-08.

Supplier

Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)
Organisation for Economic Cooperation and Development (OECD)

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