nova-Tagungs- und Messebericht: Gelungener Auftakt für neue Kooperationsforum Innenausbau, Möbel & Innenarchitektur

Die Innenausbau- und Möbelbranche trifft sich in Rosenheim

Das Kooperationsforum Innenausbau, Möbel & Innenarchitektur hatte am 11. Oktober 2006 in Rosenheim Premiere. Fast 500 Teilnehmer nutzten die Gelegenheit an der ersten Veranstaltung dieser Art im Kultur- und Kongresszentrum der Stadt teilzunehmen. Ziel der Bayern Innovativ GmbH war es, die Herausforderungen der Zukunft für die Branche Innenausbau und Möbel darzustellen und die Akteure durch erweitertes Wissen und neue Partnerschaften zu stärken. Neben Vorträgen zur Perspektive und strategischen Positionierung der deutschen Innenausbau- und Möbelbau-Branche am zukünftigen, globalen Markt, gab es auch die ein oder andere werkstoffliche Innovation zu entdecken.

Unverkennbar als “Megatrend” in der Gesellschaft sei die Rückbesinnung auf die Natur – “Neo Nature” als Schlagwort. Nicht mehr das muffige Öko-Image ist gefragt, sondern Hightech aus der Natur: Passivhaus, Erdwärme, Bionik, Naturkosmetik vom Markenhersteller und Naturfaser in der Luxuskarosse. Umweltfreundlich, und dennoch “stylisch & sexy”, so Harry Gatterer von der Lifestylefoundation, der in seiner Studie neuesten Studie “Living in the Future” die acht wichtigsten Trends herausgestellt hat.
Erfrischend und reich bebildert der Vortrag von Wolfgang Wirtz, Designer der BMW Group: Visionen, Konzepte, Fragen. Was ist Holz? Ein Material? Eine Form? Eine Funktion? Ganz etwas anderes?

Der Nachmittag der eintägigen Veranstaltung stand ganz im Zeichen innovativer Materialien. Karsten Bleymehl von Material ConneXion Cologne, dem Kölner Ableger der legendären Material-Bibliothek in New York, griff scheinbar willkürlich in sein Portfolio von über 2.800 innovativen Materialien und “zauberte” einen faszinierenden Werkstoff nach dem anderen hervor:

Spritzgegossene Hüllen für Lippenstifte und Verschlusskappen für Kosmetikprodukte von AVEDA aus Polypropylen-Flachs-Compound, Karosserie-Kunststoffe, die durch den so genannten Memorieffekt zukünftig einfach durch Bestrahlung oder Magnetismus ausgebeult werden können, scheinbar chaotisch lichtleitende Bauteile, offenporige, geschäumte PP-Platten, wasserstrahlbehandeltes Holz mit einer filzigen Oberfläche (woodloop/ Finnland; Internationales Patent: Pat. No. EP 1360045), hochflexible Furniere, die sogar als Polsterbezug eingesetzt werden können, das Rindentuch Bark Cloth usw. usw.

Fast alle Teilnehmer waren nach 30 Minuten überzeugt: Ein Besuch im Kölner Archiv lohnt sich! Allerdings sieht das Geschäftsprinzip vor, dass der Interessent für die Vermittlung der Herstellerdaten bezahlt – eine Philosophie, an die der deutsche Kunde offenbar noch herangeführt werden muss.

Grafik / Bild: Lippenstift-Kappe aus PP-Flachs (AVEDA)
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Grafik / Bild: Textilholz Woodloop, Finnland

Mit der weltweiten ersten kontinuierlichen Plattenfertigung für leichte Wabenplatten war das nächste Thema gefunden. Eine Zukunft, die in diesem Sommer bei EGGER Holzwerkstoffe bereits begonnen hat. Die Tageskapazität im Werk St. Johann in Tirol für die großformatige und bis zu 100mm starke Leichtbauplatte EUROLIGHT liegt bei über 1.000m3 (ca. 30.000m2). Manfred Riepertinger, Projektleiter bei EGGER, sieht jedoch noch große Kapazitäten für den Leichtbau, angesichts eines derzeitigen, potenziellen Marktes von über 140 Mio. m2/a.

Diese Märkte, liegen überall dort, wo mit Leichtbau Energie gespart und Transportkapazitäten erhöht werden können, also in der Luft- und Raumfahrt, im Schiffsbau, bei Schienfahrzeugen, PKW, Nutzfahrzeuge und Caravans. Aber Professor Dr.-Ing. Ingo Eierle, Leichtbauspezialist der FH Rosenheim, sieht angesichts steigender Bedeutung des Bauens im Bestand große Zukunftsmärkte für den Leichtbau als Ausbauelement und vor allem für leichte Trennwände, die ohne Ertüchtigung bestehender Decken und Tragwerke im Altbau eingesetzt werden könnten.

Den Abschluss bildete Dr. Irmgard Bergmann, Kompetenzzentrum Holz GmbH, Linz, mit einem umfassenden Einblick in die Welt der Wood-Plastic-Composites (WPC). Ein Verbundwerkstoff, der wieder einmal bei dem einen oder anderen Teilnehmer für Begeisterung sorgte, denn die Kombination beider Materialvorteile bietet noch viele interessante Möglichkeiten.

Kommentar:
Die Veranstalter hatten sich viel vorgenommen: Netzwerke schaffen, Innovationen vorstellen, das Handwerke und mittelständische Unternehmen der Branche stärken. Ob jedoch alle Ziele in diesem Rahmen realisiert werden konnten, wird von den Teilnehmern unterschiedlich bewertet: Da nur ein Tag angesetzt war, fiel die sonst übliche und zur Kommunikation wichtige Abendveranstaltung ohnehin weg. Daher war es besonders schade, dass auch die Pausen durch zu lange Vorträge und schlechtes Zeitmanagement der Moderatoren weiter reduziert wurden.

Die Möglichkeit der Fragen an die Referenten war zwar meist gestatt, wurde aber wohl aus Zeitgründen von niemandem “gewagt”. So nahmen sich die Referenten selbst die Chance zum Dialog. Spätestens beim Resumée von Professor Köster waren die Reihen schon deutlich gelichtet – der Zeitplan war um eine Stunde überzogen und für viele Teilnehmer stand noch eine lange Heimreise an. Mit diesem Tag wurden somit zwar bestehende Kontakte und Netzwerke gestärkt, kooperierende Partner fanden sich einmal mehr zusammen, aber neue Kontakte waren nur schwer möglich.

Trotz dieser Kritik: Der Grundstein zur Etablierung einer weiteren Plattform, speziell für die Bedürfnisse kleiner und mittlerer Unternehmen aus der Region Süddeutschland, Österreich und Schweiz ist gelegt – und Besserung ist außerdem in Sicht: Für den Initiator von Seiten der FH Rosenheim, Professor Heinrich Köster, steht fest, die nächste Veranstaltung im Jahr 2008 wird zwei Tage umfassen! Und für weitere, werkstoffliche Innovationen ist schon das nächste Holz Innovativ auf den 18./ 19. April 2007 terminiert – natürlich wieder im festlichen Kultur- und Konferenzzentrum der Stadt Rosenheim.

Source

Bayern Innovativ und FH Rosenheim

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