nova-Messebericht: Energie im Fokus, Bambus auf dem Treppchen und Holz aus der Düse

Streifzug über die Hannover Messe Industrie

Vom 16. bis zum 20.04.2007 traf wieder alles zusammen, was in der Welt der Industrie Rang und Namen hat: Es war Hannover Messe! 6.400 Aussteller aus 60 Nationen, verteilt auf das gesamte Messegelände mit 225.000 Quadratmetern, Mit insgesamt mehr als 230.000 Besuchern erreichte die HANNOVER MESSE ein hervorragendes Ergebnis. Die Besucherzahl stieg zum Vergleichsjahr 2005 um mehr als zehn Prozent.

Die Schwerpunkte der Hannover Messe waren, wie schon in den Jahren zuvor, die Themen Automatisierung, Antriebstechnik und Energietechnologien. Die Bereiche industrielle Zulieferung sowie der Innovationsmarkt Forschung & Entwicklung zählten zu den Wachstumsbereichen der Messe.

Am Abend des Eröffnungstages wurde wieder der mit 100.000 EUR weltweit höchst dotierte Technologiepreis Hermes Award verliehen. Nominiert war auch das Unternehmen Schnell Zündstrahlmotoren AG, Amtzell, für eine elektronische Einspritztechnik für biogene Brennstoffe. Gewonnen haben am Ende jedoch die Bayer Technology Services GmbH aus Leverkusen zusammen mit der Ingenia Technology Ltd..

Ein inhaltlicher Fokus der Messe lag ganz klar bei der integrierten MesseEnergy, der Internationalen Leitmesse der erneuerbaren und konventionellen Energieerzeugung, -versorgung, -übertragung und –verteilung. Anbetracht der aktuellen Diskussionen ist das Interesse an diesen übergreifenden Herausforderungen mehr als selbstverständlich; gleich vier Hallen wurden hierzu belegt. Zahlreiche Veranstaltungen im Rahmenprogramm, Symposien und Expertengespräche zum Thema werden ihre Inhalte noch weit über die Hannover-Messe hinaus transportieren.

WORLD ENERGY DIALOGUE setzt energiepolitische Impulse
Der WORLD ENERGY DIALOGUE (WED) der HANNOVER MESSE stellte energiewirtschaftlichen Rahmenbedingungen zur weltweiten Steigerung der Energieeffizienz in den Mittelpunkt und sendet laut Presseinformationen des Veranstalters damit Richtungsweisende energiepolitische Impulse im Vorfeld des kommenden G8-Treffens. Dabei ist die Energieeffizienz ein Schlüssel zu Investitionen und technologischen Modernisierungsschüben.

Der WORLD ENERGY DIALOGUE 2007 wurde unter der Schirmherrschaft des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWi) vom Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) gemeinsam mit der Deutschen Messe Hannover vom 17.-19. April veranstaltet.

Im Rahmen des WED erfolgte auch die Verleihung des “Energy Efficiency Award” durch Bundesminister Michael Glosan die “Weidmüller Interface GmbH & Co. KG” für eine beispielhafte Energieeffizienz. Diese mit insgesamt 20.000 Euro dotierte Auszeichnung erhalten innovative Unternehmen aus Industrie und Gewerbe, die herausragende Projekte zur Steigerung der Endenergieeffizienz umgesetzt haben. Dieser wurde von der Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena) in Zusammenarbeit mit der Deutschen Messe Hannover verliehen und läuft im Rahmen der Initiative EnergieEffizienz.

Auch der Stand der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR) war in der Halle 13 (Energie) angesiedelt. Dies erklärt wohl auch, warum in diesem Jahr dort nahezu ausschließlich Informationen zur energetischen Nutzung von pflanzlichen Rohstoffen zu bekommen waren – im Gegensatz zur ansonsten ausgewogenen FNR-Strategie zwischen energetischer und stofflicher Nutzung.

iF-Material Award: Tragwerk aus Bambus ausgezeichnet
mat_aw07_g_sRGB_web_klein.jpgFür eine kleine Überraschung sorgte die Auszeichnung der Bambuskonstruktionen von der Firma CONBAM mit dem begehrten iF-Gold-Award in der Kategorie Materials! Christoph Tönges, Inhaber und Entwickler eines Verbindungssystems, mit dem Bambuskonstruktionen statisch nachgewiesen werden können, hatte es zunächst in die Endrunde von 120 Kandidaten geschafft. Dass er dann sogar einen der sechs Gold-Awards erhalten würde, wurde erst im Rahmen einer Feierstunde im iF-Zentrum auf der Hannover Messe verkündet. Damit ist er der einzige ausgezeichnete NaWaRo-Unternehmer in einer Riege neben Ladena OHG, ADO Gardinenwerk, Samsung Electronics, Nya Nordiska Textiles GmbH und der Visotex GmbH. Unter den ca. 4.000 eingereichten Vorschlägen waren zahlreiche Entwicklungen namhafter Vertreter.
“Das bekannte Material Bambus wurde dank der CONBAM Verbindungs-Technik zu einem tragfähigen, montierbaren Werkstoff. Hier wurde intensiv an einer Lösung gearbeitet, um die schwierige Hürde der Anwendbarkeit zu nehmen.”, so die Jurybegründung.

(Vgl. Meldungen vom 2006-05-03 und 2006-04-03.)

Farben_Gahle_klein.jpgEinfach ausgezeichnet wurde auch das Holzfärbemittel “5 Elemente” der Werner Knake GmbH & Co. KG, Herford. Dieses wird ohne Energieeinsatz hergestellt und setzt sich aus den Bestandteilen der chinesischen Fünf-Elemente-Lehre zusammen: Holzmehl steht für Holz, Kochsalz für Metall, Asche für Feuer, Schiefermehl für Erde. Diese pulverartigen oder körnigen Naturprodukte werden im fünften Element Wasser gemischt bzw. gelöst. Danach folgt entweder ein Direktauftrag auf Rohholz oder im Verbund mit Wasserlack die Färbung und Grundierung in einem Arbeitsgang.

Zu den Preisträger des iF concept award material 2007, der von der BASF AG mit 2.000 EUR dotierten Kategorie für Studierende, gehörte der Beitrag Ecofriendly seat | Natural fiber/polyester resine von Regina Sigmaringa, Corbés (Frankreich): Aus dem Verbund von Raphiabast und Polyesterharz entstand ein ökologischer Werkstoff, der seine konkrete Anwendung in der Gestaltung eines Sessels fand. Der U-förmige Rahmen des Sessels wurde mit dem Verbundstoff, der Sitz allein mit Bast gefertigt.

Holz aus der Düse
Mundstucke_Gahle_klein.jpgHolz-Kunststoff-Verbundwerkstoffe, besser bekannt unter der englischen Abkürzung WPC (Wood-Plastic-Composites) waren ebenfalls auf der Hannover-Messe vertreten – aber man musste gezielt nach ihnen suchen. In einer Stichprobenartigen Befragung erklärten einige Zulieferer konventioneller Kunststoff-Teile, dass sie zwar Versuche mit WPC erfolgreich durchgeführt haben, aber ihre Kunden diese Werkstoffe (noch) nicht nachfragen. Dennoch war bei genauerer Betrachtung in der einen oder anderen Vitrine ein WPC-Muster zu finden.

Tecnaro war wie schon im vergangenen Jahr in der Halle 2 (Research & Technology) präsent und hatte eine Weltneuheit dabei: Arbophonic®: Ein spezielles Granulat auf natürlicher Basis für akustische Bauteile. Hervorgegangen ist diese Entwicklung aus einer Prototypen-Entwicklung für Lautsprecher. Inzwischen gibt es weitere Interessenten unter den Musikinstrumente-Bauern. Selbst mit dem neuen Material, mit welchem beispielsweise Mundstücke für Blockflöten im Spritzguss produziert werden, kann man weiterhin von einem echten HOLZ-Blasinstrumenten sprechen.
(Vgl. Meldungen vom 2006-11-08 und 2006-11-07.)

Die voll biologisch abbaubaren Arboform-Urnen des Schweizer Unternehmens Alento erfreuten sich offenbar selbst unter Mitbewerbern im vergangenen Jahr so großer Beliebtheit, dass Herr Perschl bereits patentschutzrechtliche Schritte einleiten musste. In der Halle 4 (Subcontracting), hatten er außerdem Muster eines Regalsystems namens StickBe des Möbeldesigners Andreas Wiehl dabei, welches wohl in Kürze produziert werden soll.
(Vgl. Meldungen vom 2006-05-03 und 2007-03-05.)

Klassische NaWaRo-Produkte – in der Industrie immer noch gefragt
Kisten_Gahle_klein.jpgNeben diesen Entwicklungen, die ihre Zukunftstauglichkeit erst noch beweisen müssen, gab es auf der Hannover-Messe auch zahlreiche traditionelle Anwendungen zu besichtigen: Weiterhin sind für die Elektroindustrie und im Maschinenbau isolierende und extrem widerstandsfähige, kunstharzgebundene Holzwerkstoffe von großer Wichtigkeit. Auch als Verpackungsmaterial ist Holz nicht wegzudenken. Der Hersteller No-Nail-Boxes aus Luxemburg trat mit einem Kistensystem hervor, welches ohne einen Nagel produziert wird: Die Lösung liegt in Blechbeschlägen, die durch das Sperrholz durchgepresst und dann umgebogen werden.
(Vgl. Meldunge vom 2006-10-06 und 2007-03-16.)

Für die chemische Industrie bietet die Lesohimik AG laut eigenen Angaben als letzter russischer Produzent Kiefernharz an. Dies ist der natürliche Grundstoff für Terpentin(öl), welches das Unternehmen ebenfalls im Angebot hat, und für Kolophonium. Ersteres wird genutzt für Lacke und Farben, aber auch für Kosmetika; letzteres ist Ausgangsstoff für Leime, Linoleum und weitere Anwendungen. Traditionell wird zur Gewinnung des Harzes dem Kiefernbaum stellenweise die Rinde entfernt und das im Frühjahr austretende Baumharz in einem Gefäß aufgefangen. So könne zwischen ein und vier Kilogramm dieses natürlichen Rohstoffes je Baum und Jahr gewonnen werden.

Anmerkung: Die Wald-Kiefer ist Baum des Jahres 2007, weitere Informationen zur Nutzung und Botanik finden Sie auf den Seiten des Kuratorium Baum des Jahres.

Wie deutlich zu erkennen, ist die Nutzung Nachwachsender Rohstoffe stark diversifiziert, daher erhebt dieser Messebereicht keinen Anspruch auf Vollständigkeit; sicherlich fließen noch in viele weitere Produktlinien und Innovationen der auf der Hannover Messe präsenten Aussteller pflanzliche Rohstoffe in energetischer oder stofflicher Form ein.

Source

Hannover-Messe, if International Forum Design und andere, 2007-04-20.

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