nova-Kongressbericht: Innovationsworkshop Holzwerkstoffe

Innovationsworkshop Holzwerkstoffe 2007

Am Vortag der interzum veranstalteten der Verbandes der Deutschen Holzwerkstoffindustrie e.V. (VHI) und das Wilhelm-Klauditz-Institut für Holzforschung (WKI) am 08. Mai 2007 einen “Innovationsworkshop Holzwerkstoffe”, der von etwa 160 Experten gerne besucht wurde.

Branchen und Märkte verändern sich in einem rasantem Tempo. Das trifft im besonderen Maße auf die Holzwerkstoffindustrie und ihre Produkte zu. Als Zulieferer für den Möbel-, Fahrzeug-, Messe- und Innenausbau stellt sich die Branche den vielfältigen Wünschen ihrer Kunden nach aktuellen Trends. So wurden in der jüngsten Vergangenheit neue Holzwerkstoffe entwickelt und vorhandene Werkstoffe den aktuellen Anforderungen angepasst.

Mit dem Innovationsworkshop möchte der VHI in enger Zusammenarbeit mit dem WKI die aktuellen Produktionnovationen in Kurzvorträgen und Diskussionsforen präsentieren. Die Koelnmesse bietet am Vortag der interzum 2007 dazu eine hervorragende Plattform.

“Mit diesem Innovationsworkshop wollen wir den Herstellern und Anwendern von Holzwerkstoffen die Möglichkeit bieten, sich umfassend über die Entwicklungen der Industrie und der Wirtschaft zu informieren.”, so Dr. Peter Sauerwein, Geschäftsführer des VHI im Vorfeld der Veranstaltung. “Die interzum bildet mit ihrer starken Präsens im Holzwerkstoffbereich das ideale Umfeld für diese Veranstaltung.” – Dieses Konzept ging auf! Nur wenige Wochen nach “Holz Innovativ” in Bayern (vgl. Meldung vom 2007-05-06) erschien einigen Experten zunächst der Zeitpunkt als etwas eng aufeinander folgend gewählt, aber aufgrund der Messe waren doch mehr Teilnehmer in Köln, als überhaupt von den Veranstaltern erhofft.

Studienpreis Holzwerkstoffforschung
Preisverleihung_kl.jpgIm Rahmen der Veranstaltung erfolgte die Preisverleihung mit Laudatio zum “Studienpreis Holzwerkstoffforschung” durch Professor Dr. Rainer Marutzky vom WKI. Gleich zwei Arbeiten hat der KARLSRUHER VEREIN (Förderverein Holzwerkstoff- und Holzleimforschung e.V.) in diesem Jahr mit dem 1. Platz ausgezeichnet. Hubertus Flötotto, Vorsitzender des Fördervereins, überreichte das Preisgeld, welches auf jeweils 1.000 Euro aufgestockt wurde, an Bettina Stoll (Universität Göttingen) für ihre Arbeit zu Holz-Polymer-Werkstoffen und an Beate Gläser (FH Eberswalde), die sich mit der Feuerwiderstandsfähigkeit von schalldämmenden Türen beschäftigt hat.

Das Programm

  • Teil 1: Holzwerkstoffe – mehr als Halbzeuge (Moderation: Hubertus Flötotto)
    • Eröffnung und Begrüßung – Wolfgang Kranz, Geschäftsführer der Koelnmesse
    • Innovationen mit Holzwerkstoffen – Einführung in das Thema; Referent: Prof. Dr. Rainer Marutzky, WKI Braunschweig
    • Holzwerkstoffe zwischen Innovation und Rohstoffverknappung; Referent: Michael Wolff, Pfleiderer Holzwerkstoffe, Neumarkt
    • Leichte Holzwerkstoffe im Möbel- und Innenausbau – zwischen Nische und Massenprodukt; Referent: Prof. Dr. Andreas Michanickl, FH Rosenheim
    • Holz-Polymer-Werkstoffe für den Möbel- und Fahrzeugbau; Referent: Martin Viergutz, Werzalit, Oberstenfeld
  • Teil 2: Werkstoffinnovationen und neue Anwendungen (Moderation: Dr. Peter Sauerwein)
    • Egger Eurolight Leichtbauplatten für Möbel- und Innenausbau; Referent: Manfred Riepertinger, Egger, Wörgl
    • Leichte Tischlerplatten; Referent: Klaus Feile, Moralt Tischlerplatten, Bad Tölz
    • Naturholzwabenplatten – Leichte Spanplatten; Referent: Karl-Robert Kuntz, Lud. Kuntz, Morbach
    • Stranggepresste Spanplatten; Referent: Hubertus Flötotto, Sauerländer Spanplatten, Arnsberg
    • Nachverformbare und flexible Holzwerkstoffe; Referent: Dr. Steffen Tobisch, ihd Dresden
    • OSB mit geschlossenen Ober- und Schmalfl ächen für den Möbelbau; Referent: Prof. Dr. Volker Thole, WKI Braunschweig
    • Formsperrholz – Design und Technik; Referent: Dr. Ralf Becker, Fritz Becker, Brakel
    • Spezielle Sperrhölzer für den Fahrzeug- und Innenausbau; Referent: Reinhold Bentler, Blomberger Holzindustrie, Blomberg
    • Thermoformholz; Referent: Istvan Avar, OWI Formteile aus Holz und Kunststoff, Lohr/Main
  • Teil 3: Gestaltung und Bearbeitung (Moderation: Prof. Dr. Rainer Marutzky, Horn – Bad Meinberg)
    • One for design solutions – von offener Kreativität und perfekter
      Umsetzung; Referenten: Hubert Vettel, Sonae/Glunz, Horn – Bad Meinberg
    • Anforderungen und Erfahrungen mit leichten Holzwerkstoffen
      aus Sicht eines Möbelherstellers; Referent: Tobias Feitel, Nolte Möbel, Germersheim
    • Bearbeitungs- und Fügetechniken für leichte Holzwerkstoffe; Referent: Prof. Dr.-Ing. Martin Stosch, FH Lippe und Höxter
    • Geformte Flächen mit Furnieren; Referent: Prof. Dr. André Wagenführ, TU Dresden
    • Beschichtung und Verklebung von WPC; Referent: Dr. Anke Schirp, WKI Braunschweig
    • Schlusswort; Dr. Peter Sauerwein, VHI

Eistheke_kl.jpg
Einen geselligen Ausklang fand die Veranstaltung in den Rheinterrassen, wo in festlichem Rahme auch die Preisverleihung des interzum award statt fand. (Hier wurde deutlich, dass es nicht immer Holz sein muss: Die “Eistheke” belegte dies eindrucksvoll.)

Zu den Inhalten
Der Leiter des WKI, Professor Marutzky, wies besonders auf die historische Entwicklung der Holzwerkstoffindustrie in Deutschland hin und mahnte zu mehr Mut und Risikobereitschaft: Viele Entwicklungen, wie beispielsweise die heute populäre OSB-Platte sind deutsche Erfindungen, die aber erst nach ihrem Siegeszug in den USA nun wieder den deutschen Markt erreichen. In solchen Fällen sollte die deutsche Industrie zukünftig ihre Innovationskraft besser nutzen und Potenziale erkennen und vor allem auch nutzen!

Herr Wolff von Pfleiderer stellte die globalen und nationalen Entwicklungen auf den Holzmärkten dar, besonders auch in Hinblick auf die konkurrierende energetische Nutzung. Sein Fazit: Holz wird knapp und teuer! Dies stellt große Herausforderungen an die Innovationskraft und Kreativität der Branche; Wolff formulierte aber auch klare Forderungen an die Politik und steht damit mit dem VHI in einer Linie:

  • Stopp der Subventionen für Holzpelletheizanlagen
  • Angliederung der MwSt von 7% auf 19% für Brennstoffe
  • Reduzierung der Abgaswertschwellen

Außerdem müssen die europäischen Regierungen begreifen, dass längst nicht mehr die vor einigen Jahren theoretisch zur Verfügung stehenden Mengen wirklich heute noch nutzbar sind.

In den Werkstoff-Vorträgen ist klar der Trend zu Leichtbauplatten erkennbar. Professor Michanickl von der FH Rosenheim gab eine umfangreiche Übersicht der vielfältigen Bauarten dieser Werkstoffe. Leichte Holzwerkstoffe können seiner Meinung nach in den kommenden Jahren eine zunehmende Bedeutung erlangen und neue Märkte erschließen. Der Weg aus der Nische dauert jedoch noch einige Zeit und ist schwer. Aber er wird stattfinden, denn kostengünstige, leichte Holzwerkstoffe sind für die Holzwerkstoff- und die Möbelindustrie unentbehrlich.

Der praxisnahe Vortrag von Herrn Feitel (nolte Möbel) überraschte daher den ein oder anderen Wissenschaftler, denn er konnte aus langjähriger Erfahrung berichten, für welche Anwendungen und welche Stückzahlen die einzelnen Bauarten (Wabenplatte oder Vollmaterial wie z.B. Schäume oder Einjahrespflanzen) überhaupt sinnvoll und für mittelständische Unternehmen auch ökonomisch nutzbar sind.

Frau Dr. Schirp, ebenfalls WKI Braunschweig, hatte den letzten Vortrag der reichlich gefüllten Veranstaltung. Sie berichtete von den Möglichkeiten der Beschichtung und Einfärbung von WPC.

Source

Verband der Deutschen Holzwerkstoffindustrie e.V., 2007-05-08.

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