nova-Kongressbericht: “Biopolymere in Folienanwendungen”

Großes Interesse deutscher Markenartikler und Discounter an Bioverpackungen, professionelle Produkte und Nachhaltigkeit als Wettbewerbsfaktor

Am 5. und 6. März 2008 veranstaltete das Süddeutsche Kunststoffzentrum (SKZ) zusammen mit der Innoform Coaching GbR im unterfränkischen Würzburg die Fachtagung “Biopolymere in Folienanwendungen”. Mit insgesamt 170 Teilnehmern und 15 Referenten aus ganz Europa bestätigte die Fachtagung das enorm gestiegene Interesse der Industrie an alternativen Kunststoffen und Verpackungslösungen. Im Fokus der Betrachtung standen Themenschwerpunkte wie Markt- und Kapazitätsdaten, Nachhaltigkeit, neue Biokunststoff-Additive und -Masterbatches sowie die Verbesserung der Barriereeigenschaften von Biokunststofffolien.

biofolien1.jpgMärkte entwickeln sich dynamisch
40% der Biokunststoffe werden heute in Westeuropa zu kurzlebigen Verpackungen verarbeitet. Besonders Folien haben neben Loose-Fill im Verpackungssektor eine große Bedeutung. Das nova-Institut in Hürth schätzt den Gesamtverbrauch von Biokunststoffen in diesem Segment auf ca. 25.000 t/a.

Überraschend viele Unternehmen präsentierten echte Innovationen auf der Veranstaltung. Dazu zählen verbesserte Compounds, CoEx-Folien, Laminate mit Biofolien bzw. Papier und verschiedene Verbundmaterialien. Die erhöhte Bandbreite an verfügbaren Werkstoffen und das breite Eigenschaftsspektrum erlauben einen immer größeren Anwendungsbereich. Bemerkbar wird dies vor allem am zunehmenden Interesse großer Markenartikler an Bioverpackungen. Aber auch im low-cost Segment, wie z.B. Aldi, können sich Bioverpackungen etablieren. Der Discounter Lidl wird in den nächsten Wochen erstmalig Tee in einer NatureFlexTM-Verpackung anbieten.

Große Unsicherheit herrschte im Fachpublikum und bei Referenten über die tatsächlichen Produktionsmengen von Biokunststoffgranulaten und deren geographische Verteilung. NatureWorks LLC gestand ein, bisher nur eine PLA-Produktionslinie mit einer Kapazität von max. 70.000 t/a am Laufen zu haben. Durch ein 50/50 Joint Venture mit dem japanischen Kunststoffverarbeiter Teijin soll ab Ende 2008 die Kapazität erhöht werden. Auch Novamont möchte seine Kapazität erhöhen, und zwar noch in diesem Jahr auf 60.000 t/a im Stammwerk. Dabei verfolgt man schon weitere Pläne für neue Produktionsstätten. Innovia Films will ebenfalls dieses Jahr eine Kapazität von 36.000 t/a erreichen, mit der Option auf weitere Expansion.

Ökologisches Marketing, “Eco Design” und Nachhaltigkeit
Matthias Giebel vom Consultingunternehmen Berndt&Partner GmbH bestätigte die Wichtigkeit von “Green Marketing” und “Eco Design” für die weitere Entwicklung der Branche. Der Hauptgrund für Unternehmen, sich für Biokunststoffe zu interessieren, liege darin, neue Kaufanreize für Kunden zu schaffen und sich so vom Wettbewerb zu differenzieren. Laut Giebel liegt es dabei nicht am höheren Preis, dass die Ausbreitung von Biokunststoffen teilweise noch zögerlich voran geht.

Weiterhin beschäftigten sich viele Vorträge mit dem Thema Nachhaltigkeit; dies gehört heute offensichtlich zum Pflichtprogramm bei Präsentationen der Branche. Granulathersteller, wie NatureWorks LLC, erläuterten ausführlich die CO2-Einsparungspotenziale durch ihre Werkstoffe. Allgemein wird der Nachhaltigkeit im ökologischen Marketing eine große Bedeutung zugesprochen, sei es als Aufhänger für neue Märkte oder zur ökologischen Gestaltung des gesamten Unternehmens.

Neue Additive und Masterbatches – Mangel bei biologischen Druckfarben und Kaschierklebstoffen
Im Bereich der Biokunststoffveredlung stellten einige Hersteller ihr Produktportfolio näher vor. Sukano zum Beispiel bietet schon das gleiche Produktprogramm für Biokunststoffe wie für konventionelle Kunststoffe an. Die Palette reicht dabei von Gleit-/ Antiblockkonzentraten über Schlagzähigkeitskonzentrate bis hin zu optischen Aufhellern. Das ist sehr wichtig, um das Eigenschaftsprofil von reinen Biokunststoffen zu verbessern und die Anwendungsgebiete zu erweitern. Noch nicht am Markt erhältlich sind dagegen nach der Norm DIN 13432 abbaubare Druckfarben und Kaschierklebstoffen, die als Zusatzstoff zertifiziert werden könnten.

Die Barriereeigenschaft – Erfolg oder Misserfolg einer Verpackung
Die Barriereeigenschaft von Biokunststofffolien ist nach Aussagen von Experten entscheidend für die erfolgreiche Markteinführung einer Verpackung. Besondere Anforderungen stellen sogenannte MAP-Verpackungen (modified atmosphere packaging) für Frischfleisch. Innovationen wie PLA-Folien mit einer zusätzlichen SiOx-Beschichtung stellen eine Alternative zu konventionellen Lösungen dar. Ein noch in der Entwicklung befindliches Naturmaterial namens Xylophan kann in Zukunft Biofolien die nötige Barriereeigenschaft verleihen. Dabei sind die Ergebnisse im Hinblick auf die Sauerstoff, Aroma- und Fettbarriere sehr vielversprechend. Eine mögliche Verbesserung der Barriere können auch sogenannte Verbundfolien erreichen. NatureFlexTM kann ohne Probleme mit PLA und Mater-Bi® kombiniert werden und die Vorteile der einzelnen Polymere vereinen.

End of Live Options
Eng verknüpft mit dem Thema Nachhaltigkeit stehen die Entsorgungsmöglichkeiten von Biokunststoffen. Einige Referenten und Teilnehmer betrachteten die Verbrennung als den vernünftigsten Entsorgungsweg. Kompostierung und Recycling wurden wegen des fehlenden Mülltrennungssystems, der geringen Mengen und der technischen Probleme sehr kritisch gesehen. Deponierung wäre auch keine Alternative. Auch die vielpropagierte Kaskadennutzung über die Biogasanlage ist nach Untersuchungen des nova-Instituts eher noch schwieriger zu betrachten als die Kompostierung. So ist beispielsweise PLA ohnehin nicht anaerob abbaubar. Der Gasertrag lässt zu wünschen übrig und die Prozessführung in der Biogasanlage gestaltet sich ebenfalls sehr kompliziert.

Bio-PE/PP – eine Konkurrenz zu herkömmlichen Biokunststoffen?
Im Hintergrund der Veranstaltung entfachten sich heiße Diskussionen rund um das Thema Bio-PE/PP. Viele Anwender und Verarbeiter standen dieser neuen Werkstoffgruppe sehr positiv gegenüber. Ein Kongressteilnehmer brachte es auf den Punkt: “Das wäre das ideale Material für unsere geplante Umstellung auf Verpackungen aus NaWaRo – keine Maschinenveränderungen und unnötige Risiken. In unserem Geschäft können wir uns keine groben Ausrutscher leisten”, so berichtet er.

Im Gegensatz dazu sehen die etablierten Hersteller das Thema, zumindest nach Außen, eher gelassen. Da diese Materialien keinen weiteren Zusatznutzen bieten und nur in den Ländern wirtschaftlich sein sollen, in denen sie produziert werden, gäbe es keinen Grund zur Aufregung.

Weitere Informationen
Konferenzprogramm

(Vgl. Meldungen vom 2008-03-06, 2007-12-12 und 2007-12-07.)

Source

nova-Institut GmbH (Eigenrecherche)

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