Neues Verfahren zur Gewinnung von Hanf- und Flachsfasern

Das Institut für Agrartechnik Bornim (ATB) hat ein neues Verfahren zur Produktion von Hanf- und Flachsfasern entwickelt, das die Ausbeute deutlich erhöht und den Preis der Fasern erheblich senkt.
Hanf- und Flachsfasern haben gegenüber Kunststoffen eine Reihe von Vorteilen: Sie wachsen nach, lassen sich problemlos kompostieren und bringen den Kohlendioxidhaushalt der Erde nicht durcheinander. Gegen die Verarbeitung zu Bau- und Dämmstoffen, den Einsatz in hochwertigen Verbundmaterialien und die Fertigung verschiedener Textilprodukte aus den umweltfreundlichen Fasern spricht gegenwärtig oft noch ihr Preis.
Christian Fürll, Abteilungsleiter im ATB, sagt dazu: “Während die Verfahren des Anbaues, der Ernte und auch der Weiterverarbeitung als weitgehend gelöst angesehen werden können, gibt es nach wie vor Probleme bei derFasergewinnung.” Die gegenwärtig vorhandenen Anlagen seien sehr teuer und arbeiteten nicht immer zuverlässig. Deren hohe Investitionen schlügen auf die Faserkosten durch. Konkurrenzfähig werden Hanf und Flachs nach den Worten Fürlls bei Faserpreisen von etwa 50 Pfennig pro Kilogramm. Um diesen Preis zu erreichen, müssten die Investitionen für neue Anlagen zum Faseraufschluß auf weniger als zwei Millionen DM halbiert werden. Forscher unter der Leitung Fürlls haben im Rahmen ihrer agrartechnischen Grundlagenforschung ein neues Entholzungsverfahren entwickelt und zum Patent angemeldet, mit dem dieses Ziel erreichbar erscheint. Der Bau einer Pilotanlage und die Erprobung unter Praxisbedingungen sind geplant.
Kernstück des neuen Verfahrens ist der Faseraufschluß durch Prallbeanspruchung. Dabei werden die Hanfstengel mit rotierenden Schlägern gewissermaßen weichgeklopft und geben die Fasern frei. Die bisherigen Untersuchungen mit geröstetem und ungeröstetem Hanf zeigen, dass die Faserausbeute hoch ist, kaum Verluste entstehen und in einem Durchgang mehr als 50% der unerwünschten Pflanzenteile (“Schäben”) abgeschieden werden, was für einige Anwendungsfälle bereits ausreicht. Für die Verarbeitung zu faserverstärkten Werkstoffen ist ferner wichtig, dass die Fasern bei diesem Verfahren nicht an Festigkeit verlieren.
Das Institut für Agrartechnik Bornim ist Mitglied der Wissenschaftsgemeinschaft Gottfried Wilhelm Leibniz (WGL). In der WGL haben sich 79 außeruniversitäre Forschungseinrichtungen aus verschiedenen Wissenschaftsbereichen zusammengeschlossen, die gemeinsam von Bund und Ländern gefördert werden. Die Institute der WGL beschäftigen 11.000 Mitarbeiter und haben einen Gesamtetat von 1,5 Mrd. DM.

Weitere Informationen: Prof. Dr. Christian Fürll Institut für Agrartechnik Bornim Tel: (0331) 5699-310, Fax: (0331) 5699-849, E-Mail: cfuerll@atb-potsdam.de

Quelle: Pressemitteilung vom 21.07.99

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Pressemitteilung vom 21.07.99

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