Neue Normung: Überprüfung bzw. Nachweis der biologischen Abbaubarkeit von Kunststoffen genormt

Nicht alle Kunststoffabfälle können der Rückgewinnung zugeführt werden. Viele gelangen in die Umwelt, und damit stellt sich die Frage: Sind sie biologisch abbaubar? Um hier zu fundierten und wissenschaftlich einwandfreien Aussagen zu kommen, gibt es jetzt in Normen festgelegte Nachweisverfahren.

Genau so wie die Verwendung von Kunststoffen zunimmt, gewinnen auch Fragen der Entsorgung, vor allem aber der Rückgewinnung an Bedeutung. Trotz aller Sammelsysteme ist es mitunter schwierig eine vollständige Rückgewinnung und Wiederverwertung zu erzielen, etwa den von Endverbrauchern stammenden Kunststoffabfall oder in der Landwirtschaft verwendete Schutzabdeckungen und wasserlösliche Polymere. Kunststoffe neigen dazu, so Experten, aus geschlossenen Abfallbehandlungskreisläufen “herauszufallen und in die Umwelt zu gelangen”.

Nicht zuletzt deshalb laufen derzeit Forschungsarbeiten, um Kunststoffe zu entwickeln, die biologisch abbaubar sind. Insgesamt sollten Kunststoffe, die in Kompostiereinrichtungen bzw. auf Deponien kommen, biologisch abgebaut werden können. Voraussetzung ist, die potentielle Bioabbaubarkeit solcher Materialien bestimmen zu können und Erkenntnisse darüber zu gewinnen, wie sich diese Materialien in natürlichen Umgebungen verhalten.

Für die Überprüfung bzw. den Nachweis der biologischen Abbaubarkeit gibt es nun drei Internationale und zugleich Europäische Normen, die mit 1. Oktober 2004 veröffentlicht wurden.

EN ISO 14851 legt ein Verfahren fest, mit dem durch Messung des Sauerstoffbedarfs in einem geschlossenen Respirometer der Grad der aeroben Bioabbaubarkeit von Kunststoffen (einschließlich solcher Kunststoffe, die Formulierungs-Additive enthalten) bestimmt werden kann. Die Prüfsubstanz wird in einem wässrigen Medium unter Laborbedingungen einem Inokulum (= Impfkultur) aus Belebtschlamm, Kompost oder Boden ausgesetzt. In gleicher Weise regelt die EN ISO 14852 ein solches Verfahren mittels Analyse des freigesetzten Kohlenstoffdioxids.

Die Verfahren nach diesen beiden Normen sind geeignet für natürliche und/oder synthetische Polymere, Copolymere oder Gemische, für Kunststoffe, die Additive, wie z.B. Weichmacher, Farbstoffe oder andere Verbindungen, enthalten, sowie für wasserlösliche Polymere und Substanzen, die unter Prüfbedingungen die im Inokulum vorhandenen Mikroorganismen nicht inhibieren.

Die neue EN ISO 14855 schließlich regelt ein Verfahren, mit dem unter geregelten Kompostierbedingungen durch Messung der Menge des gebildeten Kohlenstoffdioxids und des Grads des Zerfalls des Kunststoffs die vollständige aerobe Bioabbaubarkeit von Kunststoffen, die auf organischen Verbindungen beruhen, bestimmt wird. Dieses Verfahren ist dafür ausgelegt, typische aerobe Kompostierbedingungen für den organischen Anteil in festem gemischtem städtischem Abfall zu simulieren. Die Prüfsubstanz wird dabei einem Inokulum ausgesetzt, das aus Kompost gewonnen wird. Während der Kompostierung werden Temperatur, Begasung und Feuchte genau überwacht und geregelt.

Dieses Prüfverfahren dient der Feststellung der prozentualen Umwandlung des Kohlenstoffs in der Prüfsubstanz in gebildetes Kohlenstoffdioxid sowie der Geschwindigkeit dieser Umwandlung.
Unter einem “vollständigen aeroben Bioabbau” versteht man übrigens die “Zersetzung einer organischen Verbindung zu Kohlenstoffdioxid, Wasser und mineralischen Salzen jeglicher sonstiger vorliegender Elemente (Mineralisierung) sowie neuer Biomasse durch Mikroorganismen in der Gegenwart von Sauerstoff”.

DIN EN ISO 14851, ÖNORM EN ISO 14851, SN EN ISO 14851 – Ausgaben: 2004-10
Bestimmung der vollständigen aeroben Bioabbaubarkeit von Kunststoff-Materialien in einem wässrigen Medium – Verfahren mittels Messung des Sauerstoffbedarfs in einem geschlossenen Respirometer (ISO 14851:1999)

DIN EN ISO 14852, ÖNORM EN ISO 14852, SN EN ISO 14852 – Ausgaben: 2004-10
Bestimmung der vollständigen aeroben Bioabbaubarkeit von Kunststoff-Materialien in einem wässrigen Medium – Verfahren mittels Analyse des freigesetzten Kohlenstoffdioxides (ISO 14852:1999)

DIN EN ISO 14855, ÖNORM EN ISO 14855, SN EN ISO 14855 – Ausgaben: 2004-10
Bestimmung der vollständigen aeroben Bioabbaubarkeit und Zersetzung von Kunststoff-Materialien unter den Bedingungen kontrollierter Kompostierung – Verfahren mittels Analyse des freigesetzten Kohlenstoffdioxides (ISO 14855:1999)

Weitere Informationen unter:
DIN Deutsches Institut für Normung e. V., Berlin
ON Österreichisches Normungsinstitut, Wien
Schweizerische Normen-Vereinigung, Winterthur

Source

www.plasticker.de vom 2004-11-05.

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