Landwirtschaft: Ökolandbau als Weg aus der Welthungerkrise

Hamburg/Nürnberg, 15.2.2002 – Weltweit leiden über 800 Millionen Menschen an Hunger. Dass ökologische Landwirtschaft bei der Bekämpfung des Welthungers eine wichtige Rolle spielt, belegt eine neue von Greenpeace in Auftrag gegebene Studie “The Real Green Revolution”.

Mehr als ein Viertel des Bodens weltweit wird landwirtschaftlich genutzt. Doch in den vergangenen 50 Jahren degradierte zwei Drittel dieser Fläche durch Erosion, Versalzung und Nährstoffabbau.
Maßgeblich dazu beigetragen hat die von den Agrarkonzernen propagierte “Grüne Revolution”, die die Hungersnot in den Entwicklungsländern durch Hochertragssorten, Kunstdünger, Pestizide und neuerdings durch den Einsatz von Gentechnik bekämpfen sollte. Stattdessen werden die Grundlagen für unsere Ernährung, wie fruchtbare Böden, sauberes Wasser und viele Tier- und Pflanzenarten zerstört.

Die von Nick Parrott von der Cardiff University in Großbritannien ausgearbeitete Studie “The Real Green Revolution” zeigt dagegen, dass schon heute in vielen Entwicklungsländern mit ökologischer Landwirtschaft Erträge erzielt werden, die weit über denen aus der herkömmlichen Landwirtschaft liegen. Vor allem in Gebieten, in denen die Felder unter schwierigen Bedingungen aber mit traditionellen Methoden – ohne Chemikalien oder Gentechnik – bewirtschaftet werden, verzeichnen die Bauern enorme Ernteerfolge.

Oft heisst es, Ökolandbau in der so genannten Dritten Welt mache keinen Sinn. “Entgegen dieser weit verbreiteten Meinung belegt die Studie, dass ökologische Landwirtschaft auch in den Entwicklungsländern sehr gut funktioniert,” erklärt Oliver Knowles, Sprecher von Greenpeace England. “Deshalb müssen wir um so mehr dem Trend entgegenwirken, dass weltweit operierende Konzerne die Agrarmärkte beherrschen. Das Welthungerproblem lässt sich nicht mit Genpflanzen bekämpfen, sondern mit der Förderung einer Landwirtschaft, die lokale, soziale und kulturelle Strukturen der Region, sowie das traditionelle Wissen der Bauern berücksichtigt.”

Die Studie, die Greenpeace am Donnerstag gemeinsam mit IFOAM (International Federation of Organic Agriculture Movements) auf der internationalen Messe für Naturkost (Biofach 2002) in Nürnberg veröffentlichte, wurde Landwirtschaftsministerin Künast persönlich übergeben. Dabei warnte Greenpeace vor der Gefahr, dass große Agrarkonzerne mit Patenten auf Pflanzen und Saatgut den Bauern die landwirtschaftliche Produktion zunehmend diktieren und forderte, besonders in den Entwicklungsländern die ökologische Landwirtschaft finanziell zu fördern.

In der Studie sind zahlreiche Beispiele aufgeführt, die den Erfolg der ökologischen Landwirtschaft in Entwicklungsländern belegen. So fällt die ökologische Baumwollernte der Bauern in Madhya Pradesh/Indien durchschnittlich um 20 Prozent höher aus, als die ihrer Nachbarn mit konventionellem Baumwollanbau. In Madagaskar ließ sich die Reisernte aus dem Anbau mit ökologischen Methoden der SRI (System of Rice Intensification) sogar verdoppeln.

Hier gibt es die Original-Studie “The Real Green Revolution” (PDF-Datei, 1290 kB, 151 Seiten). Die englische Version der Presseerklärung finden Sie hier.

Endredaktion: Marion Kupfer (nova)
Quelle: © Presseerklärung Greenpeace Germany vom 2002-02-15.

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© Presseerklärung Greenpeace Germany vom 2002-02-15.

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