Kontroverse um Reetdächer: Gefährdung durch Pilze?

Uni Greifswald setzt Forschungen fort – Reetdachhersteller prüfen Sammelklage

Spielen Weißfäulepilze eine wesentliche Rolle bei vorzeitiger Alterung reetgedeckter Dächer? Um die Interpretation von Forschungsergebnissen der Universität Greifswald ist ein Streit entbrannt zwischen der Forschungseinrichtung und Reetlieferanten.

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Einflussgröße bei der Lebensdauer von Reetdächern?
Pilzkulturen auf Reetproben.
Foto: Jan Meßerschmidt, Universität Greifswald

Die Wissenschaftler bezeichnen die Mikroorganismen als “eine an der Verrottung entscheidend beteiligte Faktorengruppe” und wollen die Forschungen weiter vorantreiben. “Oftmals basieren Äußerungen, dass nicht Mikrooganismen, sondern allein bestimmte Umwelt- oder Materialfaktoren den Zerfall bewirken, auf Unkenntnis der mikrobiologischen Zusammenhänge” sagt Prof. Dr. Schauer, der wissenschaftliche Leiter der Untersuchung. Er will einen mikrobiologischen Test zur Qualitätskontrolle von Reet entwickeln.

Eine Schadensersatzklage gegen die Greifswalder Forscher prüft Hiss Reet eK aus Bad Oldeslohe, nach eigenen Angaben eines der führenden Reet-Handeslshäuser Europas. In einer Presseerklärung betont das Unternehmen, dass von den ca. 50.000 Reetdächern in Norddeutschland lediglich auf einem Dach der aggressive Weißfäulepilz Pycnoporus cinnabarinus nachgewiesen werden konnte. Das betroffene Reetdachhaus stehe in einem Laubwald in Brandenburg und sein Dach liegt dauerhaft im Schatten. “Wir raten grundsätzlich davon ab, im Wald gelegene Häuser mit Reet zu decken.” sagt Ole Jedack, Reetdachexperte bei Hiss Reet .

Firmenchef Tom Hiss hält die öffentliche Darstellung der Forschungsegebnisse durch die Universität Greifswald für eine geschäftsschädigende Fehlinterpretation hält: “In dem Forschungsbericht wird wider besseren Wissens die falsche Schlussfolgerung gezogen, dass Weißfäulepilze die entscheidende Rolle bei der Reetzerstörung spielten. Es ist mir unerklärlich, wieso vermeintlich objektive Wissenschaftler ein Phänomen, das sich im Promillebereich bewegt, dermaßen aufblähen. Fest steht, dass der Reetdachbranche ein immenser Imageschaden zugefügt wurde. Da kann ich nicht weiter zusehen. Mein Anwalt hat die Uni Greifswald angeschrieben und gibt ihr noch die Gelegenheit zur Stellungnahme. Danach reiche ich eine Schadenersatzklage ein und werde allen betroffenen Reetdachdeckern die Gelegenheit geben, sich daran zu beteiligen.”

Insgesamt sieht der Reetlieferant das Forschungsprojekt der Greifswälder Universität im Einklang mit bisherigen Ergebnissen. So wurden durch ein von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) gefördertes Forschungsprojekt die wesentlichen Kriterien zur objektiven Messung der Qualität von Reet entwickelt. Neben der fachgerechten Trocknung hat sich ein möglichst niedriger Stickstoffgehalt als vorteilhaft herausgestellt. Darüber hinaus gibt es seit Herbst letzten Jahres eine Neufassung der Fachregeln zur Eindeckung von Reetdächern. Darin wird unter anderem die Hinterlüftung ausgebauter Reetdächer klar regelt. Die Forschungsergebnisse aus Greifswald haben jetzt das Bild abgerundet und führen zu einer hohen Sicherheit bei der nachhaltigen Qualitätssicherung von Reetdächern. Hans-Hermann Ohm, Obermeister der Reetdachdeckerinnung in Nordfriesland: “Es ist jetzt eindeutig klar geworden, dass wie bisher insbesondere die Feuchtigkeit in der Reetschicht darüber entscheidet, wie lange ein Reetdach hält.”

Weitere Informationen
Universität Greifswald: Weißfäulepilze können Reetdächer zerstören
Universität Greifswald: Forschung an Pilzen auf Reetdächern wird fortgesetzt
Hiss Reet prüft Sammelklage gegen Forscher der Uni Greifswald

Kontak
Prof. Dr. Frieder Schauer
Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald
Institut für Mikrobiologie, Abteilung für Mikrobiologie und Molekularbiologie
Friedrich-Ludwig-Jahn-Straße 15a
17487 Greifswald
Tel.: 03834-86-4204
Fax: 03834-86-4202
E-Mail: schauer@uni-greifswald.de

Tom Hiss
Hiss Reet eK
Am Kurpark
23843 Bad Oldesloe
Tel.: 04531-80 99 20
Fax: 04531-80 99 29
E-Mail: hiss@reet.de

Source

Hiss Reet eK, 2009-01 und Informationsdienst Wissenschaft (IDW), 2009-02-03.

Supplier

Hiss Reet eK
Universität Greifswald

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