Konferenz zu erneuerbaren Energieträgern im EU-Parlament

Wutscher: Diskussion um Energiezukunft auf EU-Ebene unumgänglich

Unter dem Motto “Chance for the Future – Renewable Energy” fand am Mittwoch der “Energy Day” im Europäischen Parlament in Brüssel statt. Dabei wurden Auswege aus der Energiekrise auf Basis erneuerbarer Energieträger präsentiert und neueste Entwicklungen aus Schweden, Deutschland und Österreich vorgestellt.

Veranstalter war das Ökosoziale Forum Europa, dessen Präsident Franz Fischler in seiner Eröffnungsrede “Versorgungssicherheit, Wettbewerbsfähigkeit und Umweltverträglichkeit” als die Hauptziele einer nachhaltigen europäischen Energiepolitik bezeichnete. “Ziel der österreichischen EU-Präsidentschaft ist es, die Themen Energieeffizienz und Erneuerbare Energie massiv voranzutreiben”, stellte Werner Wutscher, Generalsekretär des Lebensministeriums, fest.

“Steigende Energiepreise, Probleme bei der Erdgasversorgung und die hohen Schadenssummen, die Versicherungen nach Unwettern und Naturereignissen zu begleichen haben, machen deutlich, wie wichtig eine Neuausrichtung der Europäischen Energie- und Klimaschutzpolitik für Wirtschaft und Privathaushalte gleichermaßen ist. Eine intensive Diskussion um die Energiezukunft auf EU-Ebene ist daher unumgänglich”, betonte Wutscher.

EU-Ratsvorsitzender Pröll forciert Biomasseverwendung

“Einer der Schwerpunkte des Lebensministeriums im Rahmen des EU-Vorsitzes ist der von der Kommission vorgeschlagene Biomasse-Aktionsplan. Diesen sowie die Biotreibstoff-Strategie konnte Ratsvorsitzender Josef Pröll im Februar auf die Agenda des Landwirtschaftsrates setzen. Die Biomasse weist zurzeit das größte Potenzial unter den erneuerbaren Energieträgern auf. Sie ist damit ein wesentliches Element beim Umstieg auf eine Versorgung mit erneuerbaren Energieträgern. Kernenergie ist für Österreich absolut keine Option”, stellte Wutscher klar.

Ein weiterer Schwerpunkt der EU-Präsidentschaft sei der Energierat Mitte März gewesen. Dort sei die von der Kommission am 08.03. angenommene Strategie für eine neue europäische Energiepolitik einer inhaltlichen Debatte durch die Energieminister unterzogen worden. Außerdem habe der Energierat die sehr kontroversiell diskutierte Richtlinie über Endenergieeffizienz und Energiedienstleistung beschlossen. Schließlich sei es dem österreichischen Vorsitz gelungen, einige bedeutsame Ziele im Energiebereich in die Schlussfolgerungen des Europäischen Rates vom 23. und 24.03.2006 zu verankern, so Wutscher.

Fischler fordert Energiewende

Fischler verwies auf den heutigen 20. Jahrestag der Tschernobyl-Katastrophe, der die Notwendigkeit einer nachhaltigen Energiepolitik dramatisch vor Augen führe. Kernenergie sei weder versorgungssicher noch umweltverträglich. “Die Lösung für den wachsenden Energieverbrauch, die steigende Importabhängigkeit, die Verknappung der fossilen Ressourcen und den damit verbundenen rasanten Preisanstieg sowie die Lösung für die Klimabelastung kann nur heißen: Energie sparen und erneuerbare Energie ausbauen”, gab Fischler zu verstehen.

“Es reicht nicht, wenn wir in Rohstoffe investieren, die auf absehbare Zeit nicht mehr oder nur zu sehr hohen Preisen verfügbar sein werden. Es reicht nicht, wenn wir jetzt neue Gaspipelines in den Mittleren Osten bauen, in eine der instabilsten Regionen der Welt”, warnte der Präsident des Ökosozialen Forums. Die Energieversorgung Europas müsse auf vielen Beinen stehen, der Anteil der Erneuerbaren von derzeit 6% sei “kein kräftiges Bein und liegt weit unter unseren Möglichkeiten”. Ziel müsse es sein, erneuerbare Energieträger verstärkt zur Marktreife zu führen und die Energieeffizienz zu erhöhen.

Schierhuber: Erneuerbar statt nuklear

“Zwanzig Jahre nach dem Reaktorunfall in Tschernobyl könnten wir auf Grund der steigenden Ölpreise eine Renaissance der Atomenergie erleben. Nuklearenergie kann aber nicht die Lösung sein, Sicherheitsbedenken und die ungelöste Frage der Endlagerung nuklearen Abfalls stehen dem diametral entgegen. Energiegewinnung aus nachwachsenden Rohstoffen bietet hier eine umweltschonende und effiziente Alternative”, unterstrich ÖVP-Europaparlamentarierin Agnes Schierhuber in ihrem Beitrag. Neben Wasser, Wind und Photovoltaik sei die Nutzung von Biomasse ein entscheidender Faktor im Bereich der erneuerbaren Energieträger.

Die Erzeugung von Biomasse als Energieträger biete den Bäuerinnen und Bauern der EU die Möglichkeit zur Erschließung neuer Einkommensfelder. Dies wiederum diene auch der Sicherung und Schaffung von Arbeitsplätzen im ländlichen Raum. Die Palette der nachwachsenden Rohstoffe reiche von Holz und Stroh über Energiekorn bis zu Biodiesel, Biomethanol und Pflanzenölen.

Kopetz: Wärmegewinnung aus Biomasse am effizientesten

Klarheit über die langfristige Zielsetzung für das europäische Energiesystem forderte Heinz Kopetz, Vorsitzender des Österreichischen Biomasse-Verbandes und Präsident des Europäischen Biomasse-Verbandes (AEBIOM), in seiner Rede. Kopetz nannte drei wesentliche Kriterien für eine optimale Biomasse-Politik: die Minimierung der Umwandlungsverluste, die Maximierung der Energieerträge je Hektar sowie die Senkung der Kosten.

“Sowohl vom Standpunkt der erreichbaren Effizienz, der Energieausbeute je Hektar als auch der Erzeugungskosten ist der Schwerpunkt der energetischen Biomassenutzung auf die Wärmeerzeugung zu legen”, so Kopetz. Der rasche Umbau des Wärmesystems könne aber nur gelingen, wenn es nationale Programme für private Haushalte und Betriebe gebe (Investitionszuschüsse von 30 bis 40% usw.).

Die Erzeugung von Biotreibstoffen solle ebenfalls weiter ausgebaut werden, sie könnte in Zukunft etwa ein Viertel des europäischen Treibstoffverbrauches decken. Weiters sprach sich Kopetz für die Entwicklung kleiner dezentraler Stromerzeugungseinheiten für Biomasse aus.

(Vgl. Meldung vom 2006-03-27.)

Source

AIZ.info vom 2006-04-26.

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