Kein Biogas: Leitfaden auf dem Tisch, doch Landwirte zögern

Trotz Förderprogramm noch keine Biogas-Anlagen im Bau

Seit 2002 erhalten der Landkreis Sächsische Schweiz und der Weißeritzkreis Fördermittel vom Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft aus dem Programm “Regionen aktiv“. Die SZ stellt einige Projekte vor. Hier: das regionale Entwicklungskonzept zur Nutzung biogener Roh- und Reststoffe. Dazu wurde ein Leitfaden erarbeitet, der jedoch zurzeit auf Eis liegt.

In den Landwirtschaftsbetrieben der Sächsischen Schweiz und des Weißeritzkreises gibt es keine einzige Biogas-Anlage. Hans-Peter Gottfried von der Eutec-Ingenieure GbR in Dresden und Bärenstein will, dass sich das möglichst bald ändert. Denn für ihn liegen die Vorteile solcher Anlagen auf der Hand.

Dazu gehören: der bessere Dünger, der bei der Vergärung von Gülle, Mais- oder Grassilage entsteht, die Verringerung von Treibhausgasen und der Nitratauswaschung in Böden und Gewässern, weniger Gerüche, die Produktion von Wärme für Heizungen und Warmwasseranlagen, die Erzeugung gut verkäuflicher Elektroenergie und anderes mehr.

Bisher zu wenig Interesse

Gottfried schätzt ein, dass es in der Sächsischen Schweiz und im Weißeritzkreis viele Möglichkeiten zum Einsatz solcher Biogasanlagen gibt, doch bisher hätten sich die Landwirte noch nicht so dafür interessiert. Der Regionalbauernverband hat deshalb im Rahmen des Förderprogramms “Regionen aktiv” bei den Eutec-Ingenieuren ein Entwicklungskonzept zur Nutzung biogener Roh- und Reststoffe in Auftrag gegeben.

Daraus entstanden ist ein mit 19.500 Euro geförderter “Leitfaden Biogas”, der jetzt beim Bauernverband, den Landratsämtern beider Kreise und dem Regionalmanagement von “Regionen aktiv” vorliegt. “Er soll den Landwirten nicht nur die Entscheidung für die Biogas-Technologie erleichtern, sondern zugleich auch eine Handlungsanleitung für sie sein”, erklärt Gottfried.

So treffe der Leitfaden konkrete Aussagen über die vorhandenen Biogas-Potenziale in beiden Landkreisen, erläutere technologische und betriebswirtschaftliche Lösungen, nenne die besten Standorte für den Bau von Anlagen, verweise auf Absatzmöglichkeiten der erzeugten Elektro- und Wärmeenergie und informiere über Finanzierungs- und Fördermöglichkeiten.

Trotzdem konnte sich noch kein Landwirt dazu entschließen, in seinem Betrieb eine Biogas-Anlage aufzubauen. “Leider passiert da im Moment nichts”, sagt Klaus Dippmann, Geschäftsführer des Regionalbauernverbandes. Das liege jedoch nicht in der Ablehnung dieser Technologie oder des Leitfadens. “Die Politik ist gerade dabei, in der EU die Stützungsmechanismen für den Agrarsektor zu verändern”, erklärt er. “Wir haben nichts gegen Reformen, aber sie müssen mit Sicherheiten einher gehen. Unsere Landwirte brauchen verbindliche Aussagen über den langfristigen Weiterbestand ihrer Betriebe, doch die fehlen zurzeit. Weil sie deshalb um ihre Existenz fürchten, investieren sie nicht.”

Rahmenbedingungen stimmen nicht

Dippmann verweist darauf, dass eine Biogas-Anlage nicht unter einer Million Euro kostet. Je nachdem, wie solch ein Projekt gefördert und von den Banken begleitet wird, sei mit einem Abzahlungszeitraum von bis zu 20 Jahren zu rechnen. “Dabei wissen unsere Landwirte nicht mal, wie es in fünf Jahren um ihren Betrieb stehen wird. Die Politik muss hier die richtigen Weichen stellen. Wenn sie es tut, werden wir auch Biogas-Anlagen in der Sächsischen Schweiz und im Weißeritzkreis bekommen”, sagt Dippmann.

Eutec-Ingenieur Gottfried will derweil die Zeit nutzen, um das Projekt ausreichend publik zu machen. “Zu unserem recht umfangreichen Leitfaden haben wir ein kleines Heft erarbeitet, das allen Interessenten zur Verfügung steht. Auch Poster und Flyer wurden bereits gedruckt. Anfang des Jahres hatten wir auch eine Informationsveranstaltung im Landwirtschaftsamt Pirna, und weitere werden in den Region folgen”, verspricht er.

Weitere Informationen bei der
Eutec-Ingenieure GbR,
Tel.: 0351-25 02 04-22
Mail: Gottfried@eutec-ingenieure.de
Internet: http://www.eutec-ingenieure.de

Source

www.sz-online.de vom 2004-05-05.

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