Jatropha-Nüsse vom Ödland für Biodiesel im Tank

Indisches Entwicklungsprojekt mit deutscher Unterstützung – Wild wachsende Jatropha soll Einkommen indischer Landbevölkerung verbessern

Das Ziel ist ehrgeizig: Bodenerosion stoppen, Ödland fruchtbar machen, Arbeitsplätze und eine Industrie zur Fruchtverwertung schaffen. Der Anbau der Pflanze Jatropha ist für Indiens Landbevölkerung ein Hoffnungsträger, für Politiker eine positive Infrastrukturmaßnahme und für DaimlerChrysler ein Teil von Corporate Social Responsibility.

“Das Jatropha-Projekt steht für viel mehr als die Produktion von Biodiesel in Indien und damit für etwas mehr Unabhängigkeit vom Importöl. Jatropha steht für Arbeit und Einkommen der ländlichen Bevölkerung, für neue Betriebe, für Mobilität und Verringerung der Luftverschmutzung.”

Den größten Teil der in den nächsten 5 Jahren anfallenden Projektkosten trägt DaimlerChrysler mit 1,3 Mio. EUR. Aber auch die Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft (DEG) fördert das Projekt mit rund 200.000 EUR aus gutem Grund. Denn der Anbau der Jatropha-Nuss stößt bei der einheimischen Bevölkerung auf offene Ohren, da neue Einkommensquellen erschlossen und Arbeitsplätze geschaffen werden können.

Der Aufbau von Produktionsanlagen vor Ort trägt zur regionalen Wertschöpfung bei, da der gesamte Produktions- und Nutzungszyklus lokal organisiert werden kann. Die Produktionsanlagen können sehr einfach gehalten werden und deswegen wird es nicht verwunderlich sein, wenn in naher Zukunft neben einer Autoreparaturwerkstatt Ölpressen stehen, die den Grundstoff für kleine Fabriken zur Biodieselproduktion liefern. Die Bauern könnten mit dem produzierten Biokraftstoff “stationäre Motoren oder ihre Traktoren antreiben, Nüsse und Öl könnten Rohstoff für eine Chemieindustrie sein, die Fettsäuren und Glycerin benötigt”.

Der aus dem Nussöl produzierte Biodiesel erfüllt sogar die scharfe EU-Norm 14924. Erste Fahrtests mit einem handlesüblichen Dieselfahrzeug der C-Klasse über eine Strecke von “5.900 km quer durch Indien verliefen störungsfrei und ohne Umbauten”.

Neben den oben genannten Vorteilen für die Gesellschaft und der vielfältigen Verwertbarkeit der Jatropha-Nuss kommt ein dritter wesentlicher Punkt hinzu: Durch den Anbau der Jatropha-Nuss ist eine Rekultivierung von bisherigem Ödland möglich. Die Jatropha-Nuss “wächst in tropischen Regionen wild. Sie ist sehr genügsam, gedeiht auf erodiertem, verkrustetem und damit landwirtschaftlich bisher nicht nutzbarem Boden”. Die zu den Wolfsmilchgewächsen gehörende Pflanze wird bis zu 6 m hoch, liefert über einen Zeitraum von bis zu 30 Jahre Erträge und benötigt lediglich durchschnittliche Jahresniederschlagswerte von 250 mm. Mit seinem Wissen über die Jatropha-Nuss hat Herr Gosh, Direktor des Central Salt & Marine Chemicals Research Institute zusammen mit Prof. Becker vom Institut für Tierproduktion der Universität Hohenheim wesentlich zu dem bisherigen optimalen Verlauf des Projektes beigetragen.

Einziger negativer Aspekt der Jatropha-Nuss ist die hohe Toxizität: “Leider eignet sich Jatropha noch nicht direkt als Proteinzusatz für Futter oder gar als bedenkenlos zu verteilender Dünger. Jatropha ist in allen Teilen giftig”. Einige der rund einem halben Dutzend Gifte lässt sich durch erhitzen auf Temperaturen über 50 °C zerstören, aber man ist erst noch am Anfang der Forschungsarbeiten. Sponsoren können gerne ihren Teil zu einem positiven Ausgang der Forschungsarbeiten beitragen.

(Vgl. Meldungen vom 06.02.2004 und 19.11.2003).

Source

VDI nachrichten, Printausgabe Nr. 45 vom 05.11.2004, S. 11.

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