Indonesien: 72 Prozent des Regenwaldes abgeholzt

Greenpeace spricht von Abholzung im Rekord-Tempo

Indonesien hat einen traurigen Rekord aufgestellt, der laut Franz Alt ins “Guinnessbuch der Rekorde” Eingang findet. Das Land der 3000 Inseln mit 220 Millionen Einwohnern zerstört seinen Wald schneller als alle anderen Länder der Welt. “4900 Hektar Wald pro Tag für immer zerstört.” – diesen Negativrekord hatte Greenpeace kürzlich gemeldet. Die Zahl erschließt sich aus dem Weltwaldbericht 2007 der FAO.

Zwar listet der FAO-Report Brasilien mit 3,1 Millionen Hektar Verlust in den Jahren 2000 bis 2005 an erster Stelle. Indonesien folgt mit 1,8 Millionen Hektar – dies entspricht einer “Rodungs-Geschwindigkeit” von fünf Fußballfeldern pro Minute. Auch im Verhältnis zur Landesfläche ist die Entwaldungsrate in Indonesien wesentlich höher als in Brasilien. Nach Angaben des indonesischen Forstministeriums ist sie sogar noch höher als im FAO-Bericht angegeben: 2,8 Millionen Hektar.

Greenpeace-Aktivisten protestierten im Zentrum der Hauptstadt Jakarta gegen die Urwaldzerstörung und forderte ein sofortiges landesweites Entwaldungsmoratorium und weist darauf hin, dass die ökologischen Katastrophen der letzten Jahre – Überflutungen, Waldbrände, Erdrutsche, Dürren und Bodenerosion – alle auf die Vernichtung der Urwälder zurückzuführen sind. Indonesische Prominente, Politiker und Musiker schlossen sich dem Protest an.

Positiv auf die Statistik der Wald-/ Forstflächen könnte sich ein Vorstoß des Forstministers auswirken: Er plant laut Holz-Zentralblatt 2 Mio. ha neue Faserholzplantagen. Diese sollen Ende diesen Jahres entlang der Flüsse entstehen. Hier wurden in der Vergangenheit besonders viele Flächen abgeholzt, weil von hier aus das Holz kostengünstig geflößt werden kann. – Ein Vorteil der auch beim zukünftigen Faserholz genutzt werden soll.

Hintergrund
80 Prozent der weltweiten Urwälder finden sich in nur zehn Ländern. Ihre Wälder werden vernichtet für billiges Sperrholz und wetterfeste Gartenmöbel, für Hochglanzillustrierte und Toilettenpapier. Werden gebranntrodet, um den Exportmais für Massentierhaltung anzubauen und für Palmölplantagen. Das Öl wird nach Europa geliefert als Grundlage für Nahrungsmittel, Kosmetika und Bio-Kraftstoff.

Die europäischen Umweltminister haben Anfang März 2007 beschlossen, den Anteil an Bio-Kraftstoff in der EU auf zehn Prozent zu steigern. Die heimischen Anbauflächen reichen für die dafür benötigte Rapsmenge nicht aus. Die Lösung heißt: Palmöl aus Südostasien.

Fünf Millionen Hektar indonesischer Urwald sind den Palmölplantagen bereits zum Opfer gefallen. Der Trend zeigt steil aufwärts. Jedes Jahr setzt Brandrodung gewaltige Kohlendioxidmengen frei. Bilder von Menschen mit Atemmasken unter einem rauchverdunkelten Himmel gehen um die Welt. Brandrodung für Palmöl hat Indonesien mittlerweile zum drittgrößten CO2-Verursacher weltweit gemacht.

(Vgl. Meldungen vom 2007-04-23 und 2007-03-23.)

Source

Franz Alt, Sonnenseite, 2007-05-06 und Greenpeace, 2007-03-17, Holz-Zentralblatt, 2007-04-27.

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