Holzgas-BHKW: Marktreife fragwürdig

Hochschule Zittau/Görlitz und TU Dresden stellen Schwachstellenanalyse vor

Die thermochemische Vergasung von Holz und anderen festen Biomassen mit anschließender Nutzung des Produktgases im Verbrennungsmotor (Vergaser-BHKW-Anlagen) ermöglicht die Strom- und Wärmeerzeugung mit vergleichsweise hohen Nutzungsgraden. Zahlreiche deutsche und ausländische Unternehmen entwickeln Vergaser-BHKW-Anlagen – vorwiegend für den Einsatzstoff Holz – und haben mit einer Vermarktung in Deutschland begonnen. Insbesondere im Leistungsbereich unter 500 kWel besteht eine ausgeprägte Nachfrage nach entsprechenden Anlagensystemen, obwohl die Marktreife nach wie vor stark in Frage steht.

Im Rahmen eines von der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR) aus dem Programm “Nachwachsende Rohstoffe” des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) geförderten Projektes untersuchten die Forscher der Hochschule Zittau/Görlitz und der TU Dresden Pilot- und Praxisanlagen verschiedener Entwickler und Hersteller. Die Anlagen, die im Minimum Laufzeiten von über 4.000 Stunden aufweisen mussten, wurden 24-stündigen messtechnischen Vor-Ort-Untersuchungen unterzogen. Alle In- und Outputs sowie wichtige anlageninterne Größen wurden analysiert, um Bilanz und Wirtschaftlichkeit betrachten zu können.

Wichtige Einzelergebnisse sind:

  • die elektrischen Brutto-Wirkungsgrade (bis 20 %) sind niedriger als erwartet,
  • es sind technische Maßnahmen zur Begrenzung von Schadstoffemissionen notwendig,
  • für den Anlagenbetrieb ist eine ständige Beaufsichtigung und oft technischer Service erforderlich,
  • im Gesamtsystem von Brennstofflogistik und Brennstoffkonditionierung über Vergasung, Gasreinigung, motorische Nutzung und Reststoffhandhabung bis zu Wärmenutzung inkl. Pufferung und Emissionsminderung darf kein Einzelpunkt vernachlässigt werden,
  • eine messtechnisch basierte Problemanalyse findet bisher kaum statt.

Fazit: eine Marktreife – vergleichbar mit KWK-Anlagen auf fossiler Basis – ist bei Vergaser-BHKW-Anlagen für feste Biomasse noch nicht gegeben. Technische und wirtschaftliche Risiken sind erheblich. Betreiber müssen einen teilweise sehr hohen Wartungs- und Betreuungsaufwand leisten.

Hersteller und Betreiber arbeiten engagiert und in großer Breite an der weiteren Entwicklung der Vergaser-BHKW-Technologie. Den Forschern von der Hochschule Zittau/Görlitz und der TU Dresden zufolge ist die bislang noch fehlende Marktreife weniger auf einen Mangel an innovativen Konzepten, sondern vielmehr auf fehlende systematische Ingenieursarbeit zurückzuführen. Handlungsbedarf besteht vor allem beim Zusammenwirken der Komponenten bei praxisüblich schwankender Brennstoffqualität und beim Einsatz zeitgemäßer Regelungs- und Automatisierungstechnik.

Weitere Informationen
Forschungsbericht Schwachstellenanalyse an BHKW-Vergaseranlagen (PDF-Dokument)

Source

Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR), Pressemitteilung, 2009-07-10.

Supplier

Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL)
Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR)
Hochschule für Technik, Wirtschaft und Sozialwesen Zittau/Görlitz (FH)
Technische Universität (TU) Dresden

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