Erfolgreicher Workshop zu Biokunststoffen und daraus hergestellten Halbzeugen

Schwerpunkt des 1. ECOGEHR -Workshop: Technische Halbzeuge aus Biokunststoffen

180 Teilnehmer aus dem In- und Ausland haben am 1. ECOGEHR -Workshop der Gehr Kunststoffwerk am 13. Juni in Mannheim teilgenommen. Auch namhafte Rohstoffhersteller und Wissenschaftsinstitute waren durch kompetente Referenten vertreten. Unter der Leitung von Prof. Dr. Wolfgang Hölderich, Ordinarius an der RWTH Aachen, standen Zukunft und Grundlagen der Biokunststoffe auf dem Prüfstand.

“Der in jüngster Zeit steigende Ölpreis und eine erhöhte Zahlungsbereitschaft der Verbraucher für Bio-Alternativen auch im Kunststoffbereich ermöglichen Biokunststoffen und speziell unserer Biokunststofflinie ECOGEHR mit insgesamt 9 Werkstoffen auf Basis von PLA, Zellulose, Holzfasern oder Rizinusöl neue Perspektiven”, gibt sich Helmut Gehr, gastgebender Inhaber des zu den weltweit führenden Herstellern von thermoplastischen Halbzeugen zählenden Familienunternehmens GEHR Kunststoffwerk, optimistisch. “Wir sind der Erste in unserer Branche, der auf Biokunststoffe setzt und sehen uns in unserem Weg bestätigt.” Während der K 2007 präsentierte GEHR die weltweit ersten extrudierten Stäbe und Platten des Biokunststoffs ECOGEHR PLA-L.

Schwerpunkt des Workshops: Technische Halbzeuge aus Biokunststoffen
Unter den Teilnehmern waren Entscheider aus der Agrar-, Automobil-, Elektronik-, Kosmetik-, Möbel-, Nahrungsmittel-, Schreibgeräte- und Spielwarenindustrie sowie dem technischen Handel und der Medizintechnik. “Je nach Anwendung sind die geringe Dichte, eine geringe Wasseraufnahme oder auch ein holzähnliches Klangverhalten gute Gründe, einen Werkstoff aus der ECOGEHR-Familie zu wählen”, fasst Vertriebs- und Marketingleiter Thorsten Füßinger zusammen und betont die rege Musteranfrage an Rohren, Profilen, Stäben und Platten aus ECOGEHR in den letzten Monaten sowie die ersten Auftragseingänge im Mai.

Nachdenken über Besteuerung erdölbasierter Kunststoffe
Der aus Industriesicht fragwürdige Höhepunkt des Workshops war die Forderung von Sylvia Kotting-Uhl, Mitglied des Bundestags und umweltpolitische Sprecherin von Bündnis 90/Die Grünen, nach einer Besteuerung der stofflichen Nutzung von Erdöl oder der Einführung einer entsprechenden Ressourcenabgabe, um indirekt die Nutzung von Biokunststoffen attraktiver zu gestalten. Außerdem sprach sie sich für die Einführung einer europäischen Zielvorgabe aus, um bis zum Jahr 2020 in Europa einen Anteil biobasierter Kunststoffe von 25% zu erreichen.

Unterschiede zwischen “bioabbaubar” und “biobasiert”
MSc Karin Molenveld von der AFSG Universität Wageningen (NL) erläuterte ausführlich die Unterschiede zwischen “bioabbaubar” und “biobasiert”. “Biobasiert” steht demnach für Kunststoffe, die zu mindestens 20% aus nachwachsenden Rohstoffen gewonnen werden. Allerdings können diese Biokunststoffe nach EN 13432 biologisch abbaubar sein (PLA, PHB), müssen es aber nicht (Zellulose).

Genauso existieren auf dem Markt fossile synthetische Kunststoffe, die biologisch abbaubar sind, ohne selbst aus nachwachsenden Rohstoffen zu bestehen (Ecoflex). Ein Einsatz bioabbaubarer Kunststoffe ist bspw. zu empfehlen, wenn ein Recycling nicht möglich und ein Wegwerfen unumgänglich ist bzw. entsprechende gesetzliche Vorschriften gelten.

Innovationen der Rohstoffhersteller BASF, Arkema & NatureWorks
Vertreter der Rohstoffhersteller zeigten jüngste Innovationen auf. Dr. Arnold Schneller, Forschungsleiter Biopolymere der BASF SE, präsentierte mit Ecoflex und Ecovio zwei biologisch abbaubare Werkstoffe, wobei nur Ecovio durch den Anteil an PLA zum Teil aus nachwachsenden Rohstoffen besteht. Für technische, industrielle Anwendungen empfahl Dr. Schneller Bioplaste aus nachwachsenden Rohstoffen, die nicht biologisch abbaubar sein. “Ich möchte nicht, dass der Bremsschlauch in meinem Auto biologisch abbaubar ist.” Entsprechend fertigt GEHR aus BASF-Material ECOGEHR PA 6.10, ein technisch anspruchsvolles Polyamid, das nicht biologisch abbaubar ist, aber zu 60% aus nachwachsenden Rohstoffen besteht. Zu bedenken gab Dr. Schneller, dass aufgrund der Massenproduktionsvorteile bei “petro-based plastics” die “bio-based plastics” vorerst immer einen preislichen Nachteil haben werden.

Eine “grüne Überraschung” hatte Dr. Erwoan Pezron, Leiter Forschung und Entwicklung Polymere bei ARKEMA (Frankreich), parat. Der etablierte Werkstoff Polyamid 11 (Rilsan-B) basiert auf Rizinusöl und zählt somit bereits seit Jahrzehnten zu den sparsamsten Kunststoffen beim Verbrauch fossiler Brennstoffe und dient als Rohstoff für ECOGEHR PA 11.

Salvador Ortega, Market Development Manager bei NatureWorks LLC (USA), hob die ökologischen Vorteile des Werkstoffs PLA (Ingeo) hervor, dessen Herstellung 65% weniger fossile Brennstoffe und 80% weniger Treibhausgase verbrauche. Der Rohstoff des weltweiten Marktführers bei Polylactid/Polymilchsäure (PLA) ist in Halbzeugen der ECOGEHR PLA-Familie enthalten. Bald werde PLA eine Schlagfestigkeit wie ABS und eine Temperaturbeständigkeit von 80°C erreichen und auch in langlebigen Gebrauchsgütern eingesetzt. Ortega wies darauf hin, dass es bereits ein Anfang wäre, wenn Gemische aus Biokunststoff und erdölbasiertem Kunststoff eine weite Akzeptanz fänden, was derzeit eher in Japan als in Europa als Verkaufsargument dient.

Die Zukunft innerhalb der Biokunststoffe liegt womöglich bei stärkebasierten Kunststoffen. Dr. Waltraud Vorweg, Fraunhofer Institut für angewandte Polymerforschung (BRD), empfahl, künftig den sehr günstigen Rohstoff Stärke zu nutzen. Dieser könne sowohl synthetisch mit bestehenden Kunststoffen verbunden werden oder auch selbst Hauptbestandteil werden.

Zu den Workshop ist auf Anfrage eine DVD in englischer/deutscher Sprache erhältlich, Anfragen bitte an die GEHR Kunststoffwerk.

Source

Gehr Kunststoffwerk GmbH & Co. KG und plasticker, Pressemitteilung, 2008-06-23.

Supplier

Arkema
BASF SE
Bündnis 90/Die Grünen
Fraunhofer-Institut für angewandte Polymerforschung (IAP)
Gehr Kunststoffwerk GmbH & Co. KG
NatureWorks LLC
Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen (RWTH)
Wageningen University

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