DRV: Keine Euphorie bei Einstieg in Bioenergie-Produktion

Wie Manfred Nüssel, Präsident des Deutschen Raiffeisenverbandes, kürzlich gegenüber den VWD äußerte, seie Euphorie für den Start in den neuen Geschäftssektor Kraftstoffe bzw. Energie aus nachwachsenden Rohstoffen nicht angezeigt.

Trotz verlockender Einkommens-Alternativen seien Investitionen, Arbeitskapazitäten und entsprechendes Know-how zu berücksichtigen. Auch eine kostengünstige Rohstoffversorgung stelle eine wichtige Voraussetzung. In diesem Zusammenhang fordert Nüssel auch die Bundesregierung: “Es muss vor dem Hintergrund der damit verbundenen Investitionsentscheidungen klar gestellt werden, dass dieses Geschäftsfeld für die Landwirte auf Dauer ertragreich sein soll.”

Zusagen der EU an einige Mercosur-Mitglieder, denen zufolge diesen Ländern bereits im Vorfeld der WTO-Verhandlungen ein zollfreies Importkontingent von jährlich 1 Mio t Bioethanol eingeräumt werden soll, monierte Nüssel als wenig hilfreich und fragwürdig als Rahmenbedingung für neue Investitionen.

Nach seiner Rechnung sollen bis 2010 in Deutschland von den rund 30 Mio t Diesel und 23 Mio t Ottokraftstoff, die jährlich an Treibstoff anfallen, 2 Mio t durch Biodiesel und 1,95 Mio t durch Bioethanol zu substituieren sein. Die hierfür benötigten rund 4,8 Mio t Rapssaat und etwa 6,5 Mio t Weizen oder 6,1 Mio t Roggen erforderten eine Anbaufläche von rund 1,4 Mio ha bei Raps und etwa 1 Mio ha bei Getreide. Derzeit umfasst die Anbaufläche hierzulande 1,3 Mio ha bei Raps und 7 Mio ha bei Getreide.

Die Produktionskapazität bei Biodiesel wird bis Jahresende voraussichtlich 2 Mio t erreichen. Bioethanol steckt hingegen mit erst rund 0,5 Mio t in den Startlöchern: Ab der Ernte 2005 sollen drei Anlagen in Deutschland 800.000 t Roggen und 700.000 t Weizen pro Jahr zu der genannten Menge Ethanol verarbeiten. “Der knappe Faktor ist auch hier letztendlich nicht die Fläche”, betont Nüssel. Vielmehr fehle es noch an der erforderlichen Produktionskapazität bis zum Jahr 2010.

Noch mehr Probleme sieht Nüssel im Boom der Biogasanlagen: Denn der für diese Anlagen benötigte Mais und das Getreide werden dem Markt entzogen, wobei der entsprechende Flächenbedarf von Biogasanlagen sich nach deren Größe relativiert. Bei Anlagen von 500 KW werden z.B. entsprechend 100 ha und mehr pro Anlage benötigt. Dies werde zu deutlichem Wettbewerbsdruck auf dem Pachtmarkt führen, befürchtet der DRV-Präsident.

Abzusehen seien Veränderungen bei den Warenströmen mit Konsequenzen für die Erfassung und Vermarktung, hier sieht er hingegen eine passende Aufgabe für die Genossenschaften. “Die Raiffeisen-Genossenschaften werden in die Produktion von Bioenergie nicht einsteigen”, so sein Statement, man werde jedoch in der Logistik einen wesentlichen Part übernehmen sowie sich als Berater für die Landwirte verstehen.

(Vgl. Meldungen vom 2005-05-04 und 2005-04-14.)

Source

Vereinigte Wirtschaftsdienste vom 2005-05-02.

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