Differenzierte Position der Weltbank zu Biokraftstoffen

Vielfältige Ursachen für steigende Lebensmittelpreise

Mit der Meldung vom 4. Juli, die Nutzung von Pflanzen zur Gewinnung von Biokraftstoffen habe Lebensmittel um 75 Prozent teurer gemacht, sorgte die britische Tageszeitung Guardian für Aufsehen. Die als “Geheimstudie der Weltbank” betitelte Quelle dieser Aussage, die diese ungewöhnlich hohen Schätzung belegen sollte, hat ein Sprecher der Weltbank in London inzwischen als Einzelmeinung eines Experten relativiert, die die internationale Organisation nicht teilt.

“Hier wurde die Meinung eines einzelnen Experten zitiert, den die Weltbank zu Rate gezogen hat, wie viele andere auch”, zitiert die Süddeutsche Zeitung den Sprecher. Er distanzierte sich vom Inhalt des Papiers, in dem es weiter heißt, dass weder Spekulanten noch die verstärkte Nachfrage aus Schwellenländern wie Indien und China Schuld an den steigenden Preisen trügen. Auch die mehrjährige Dürre in Ländern wie Australien habe nicht “wesentlich” dazu beigetragen.

Die Einschätzung der Weltbank zu den Ursachen für die Krise am Lebensmittelmarkt wird in einer am 2. Juli veröffentlichten Studie erläutert (siehe “Weitere Informationen”). Genannt werden darin die Verteuerung von Energie und Düngemitteln, die Dollar-Schwäche, die weltweit wachsende Nachfrage nach Nahrung, aber auch die Exportstopps einiger Länder, die etwa bei Reis zu kurzfristigen Engpässen auf dem Weltmarkt geführt haben.

“Einen signifikanten Beitrag zu den steigenden Lebensmittelpreisen leistet sicher auch die Biokraftstoffproduktion” betonte der Weltbank-Sprecher. Einen Anteil von 75 Prozent an der Preiserhöhungen könne er aber nicht bestätigen.

Die Weltbank räumt der Biokraftstoffindustrie durchaus Chancen ein. Für Treibstoff aus Pflanzen sollen nach Ansicht der Weltbank in Zukunft vor allem Rohstoffe eingesetzt werden, die nicht für die Ernährung relevant sind. So wird die Herstellung von Ethanol aus Mais durchaus kritisch beurteilt. Den entscheidenden Ausweg für den Konflikt zwischen Tank und Teller sieht die Organisation in der zweiten Generation von Biokraftstoffen, die aus Pflanzenabfällen gewonnen werden. Allerdings sind diese Verfahren technisch noch nicht ausgereift.

Weitere Informationen

Source

Süddeutsche Zeitung, 2008-07-04, The Guardian, 2008-07-04 und World Bank, 2008-07.

Supplier

World Bank

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