C.A.R.M.E.N.-Forum 2003

Biokraftstoffe - Bioschmierstoffe - Biogasanlagen

Unter dem Titel “Wirtschaftliche Aspekte von Biokraftstoffen, Bioschmierstoffen und Biogasanlagen” tagte am 7. April das 10. C.A.R.M.E.N.-Forum im Herzogschloss in Straubing. Mehr als 240 Teilnehmer aus Landwirtschaft, Technik und Beratung sowie Vertreter von Behörden und fachlich Interessierte informierten sich über die neuesten Erkenntnisse zu wirtschaftlichen Potenzialen und nutzten die Gelegenheit zu intensiven Diskussionen.

Bayerns Landwirtschaftsminister Josef Miller stellte zur Eröffnung die “Beiträge der Land- und Forstwirtschaft zur Mobilität in der modernen Gesellschaft” vor und unterstrich den Stellenwert Nachwachsender Rohstoffe in Bayern. Biogene Treib- und Schmierstoffe haben bereits in vielen Bereichen Einzug gehalten und eröffnen für Landwirtschaft und Industrie gute Perspektiven.

Der Vorstandsvorsitzende des C.A.R.M.E.N. e.V., Reinhold Erlbeck, begrüßte die Teilnehmer des 10. Forums. Schon zum 5. Mal tagte die Veranstaltung in Straubing und fand auch im letzten Jahr mit dem Qualitätsmanagement biogener Kraftstoffe bei über 200 Biomasse-Interessierten großen Zuspruch. Oberbürgermeister Reinhold Perlak freute sich über die zahlreichen Gäste aus dem In- und Ausland und konnte sich keinen besseren Ort für die Durchführung des Forums vorstellen als die Stadt Straubing. Hier wird derzeit über das Projekt “Offensive Zukunft Bayern” das “Internationale Kompetenzzentrum für Nachwachsende Rohstoffe” aufgebaut.

Philipp Schlüter von der Ochsenfurter Südzucker AG stellte die Chancen für die Landwirtschaft und Zuckerindustrie vor, die die Produktion von Bioethanol eröffnet. Die Förderung von Biokraftstoffen durch die EU, die Änderungen im Mineralölsteuergesetz und die voraussichtliche Schaffung der rechtlichen Rahmenbedingungen für Bioethanol als Kraftstoff werden in Deutschland einen Markt für Kraftstoffalkohol schaffen. (Vgl. Meldung vom 2002-07-25.)

Die Anforderungen an regenerative Kraftstoffe aus Sicht der Audi AG beschrieb Dr. Jens Ehlert. Neben der Entwicklung der europäischen Abgasgesetzgebung war der aktuelle PKW-Kraftstoffverbrauch Inhalt seines Referats. Die Eigenschaften und Marktanalysen von Biodiesel und Ethanol präsentierte er ebenso wie die Möglichkeiten, die sich durch Sun-Fuel ergeben. Sun-Fuel ist ein Kraftstoff aus Biomasse, der über Vergasung gewonnen wird und neben einem höheren Wirkungsgrad geringere Schadstoffemissionen als Ethanol aufweist. (Vgl. Meldung vom 2003-01-06.)

Hans-Dieter Hojnacki von der WLS GmbH, Duisburg, legte die Praxiserfahrungen einer Spedition mit Biodiesel vor. Die WLS GmbH ist exklusiv für die Beschaffung und Verteilung sämtlicher Food- und Non-Food-Artikel für McDonald’s in Deutschland und Luxemburg zuständig. Das gesamte Logistikunternehmen wurde auf Biodiesel umgestellt. Hier rechnete sich der Einsatz von Biodiesel ab einer positiven Preisdifferenz von 10 Cent pro Liter zu mineralischem Diesel.

Im Block “Bioschmierstoffe” referierte Karl Faust von der BayWa AG, München, über wirtschaftliche Aspekte von Bioschmierstoffen. Zwar bestehen noch immer große Preisunterschiede zu Mineralölprodukten, doch in der gesetzliche Verankerung von Bio-Ölen ist ein großer Vorteil zu sehen. Geringere Kosten bei eventuellen Havarien sprechen ebenfalls für den Einsatz von Bio-Ölen. Dennoch sind Fördermaßnahmen weiterhin erforderlich.

Dr. Gabriele Peterek von der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe, Gülzow, widmete sich den neuen Förderrichtlinien für das Markteinführungsprogramm “Biogene Treib- und Schmierstoffe”. Die Antragstellung für das Programm wurde vereinfacht. Aus dem Erfahrungsbericht des bisherigen Programmverlaufs ging hervor, dass bisher keine größeren Störfälle aufgetreten sind. (Vgl. Meldung vom 2003-02-03.)

Guido Braunecker von der Fuchs Petrolub AG, Mannheim, stellte biologisch schnell abbaubare Schmierstoffe und Hydraulikflüssigkeiten vor. Er benannte die in der Landwirtschaft benötigten Schmierstofftypen mit deren notwendigen Eigenschaften. Anschließend präsentierte er die Vorteile von Esterölen, die auch aus Nachwachsenden Rohstoffen gewonnen werden und in der Umweltverträglichkeit und den technischen Eigenschaften den Mineralölen deutlich überlegen sind. Zehn Tipps, die ein problemloses Umstellen von mineralölbasiertem Hydrauliköl auf eine biologisch schnell abbaubare Variante ermöglichen, gab er den Zuhörern abschließend mit auf den Weg. (Vgl. Meldung vom 2003-02-05.)

Den Block “Biogasanlagen” eröffnete Ulrich Keymer von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft, München, mit der “Wirtschaftlichkeit von Biogasanlagen”. Zwar bieten auf 20 Jahre garantierte Preise über das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) eine für die Landwirtschaft bislang nicht gekannte Planungssicherheit, doch dies allein genügt für einen wirtschaftlichen Betrieb nicht. Wünschenswert wäre, in landwirtschaftlichen Biogasanlagen neben Gülle und Mist nur Nachwachsende Rohstoffe einzusetzen. Doch die Betreiber von landwirtschaftlichen Biogasanlagen sind aus Kostengründen gezwungen, betriebsfremde organische Reststoffe zu nutzen. Soll Deutschland das Ziel erreichen, bis zum Jahr 2010 den Anteil an regenerativem Strom auf ca. 12,5 Prozent zu steigern, darf das Biomassepotenzial aus der Landwirtschaft nicht vernachlässigt werden. Die geplante EEG-Novelle gibt hier Anlass zur Hoffnung. (Vgl. Meldung vom 2003-04-07.)

Hubert Loick von der farmatic biotech energy ag, Nortorf, ging in seinem Vortrag der Frage nach: “Ist eine landwirtschaftliche Biogasanlage eine betriebswirtschaftlich interessante Investition?” Loick zeigte sich von der Biogastechnik überzeugt. Zu seiner Firmenphilosophie gehört, dass umweltfreundliche Produkte mit sauberer Energie hergestellt sein müssen. Sein oberstes Ziel beim Bau einer Biogasanlage ist das Schließen von Stoff- und Produktionskreisläufen. Loick betonte die Bedeutung einer realistischen Einschätzung der Betriebskosten und zeigte auf, dass sich der Bau von landwirtschaftlichen Biogas-Gemeinschaftsanlagen durchaus rechnet. (Vgl. Meldungen vom 2002-05-13 und 2002-07-29.)

Informationen bei
C.A.R.M.E.N.
Schulgasse 18
94315 Straubing
Tel.: 09421-960-300
E-Mail: contact@carmen-ev.de
Internet: www.carmen-ev.de

Der Tagungsband zur Veranstaltung ist für 12,- EUR (zzgl. Versand) bei C.A.R.M.E:N. erhältlich.

(Vgl. Meldung vom 2003-01-22.)

Source

Pressemitteilung des C.A.R.M.E.N. e.V. vom 2003-04-07.

Share

Renewable Carbon News – Daily Newsletter

Subscribe to our daily email newsletter – the world's leading newsletter on renewable materials and chemicals

Subscribe