Busse brettern mit Biogas

Erstmals Treibstoffnutzung im Großversuch

Mit Unterstützung der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR) erprobt die BioKraft Schleswig GmbH & Co. KG jetzt, was vorher reine Theorie war. Nicht Strom und Wärme, sondern Treibstoff soll die neue Biogasanlage in Schleswig St. Jürgen produzieren. Der Trick dabei ist die Umwandlung des Biogases. Auf Erdgasqualität aufbereitet kann es nicht nur ins Erdgasnetz eingespeist, sondern auch als Treibstoff genutzt werden. 2004 sollen umgerüstete Regionalbusse an der neuen Tankstelle erstmals Biogas tanken.

Dass auch in Rindergülle und Speiseresten nutzbare Energie steckt, ist mittlerweile vielen bekannt. Mit Erfolg wird bundesweit in zahlreichen Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen Biogas in Strom und vor allem in Wärme umgewandelt. Dieser bislang einzige Weg, Energie aus Biogas zu gewinnen, birgt jedoch Nachteile. Nur wenn ein Nutzer für die Abwärme da ist, kann eine Anlage wirtschaftlich betrieben werden. Zwar existieren Verwendungsrouten für Biogas, bei denen am Produktionsstandort keine Wärme anfällt, sie wurden jedoch bisher nicht großtechnisch demonstriert. Eine davon ist die Aufreinigung von Biogas auf Erdgasqualität.

Die BioKraft Schleswig, ein Unternehmen, an dem neben lokalen Landwirten auch die Farmatic Biotech Energy AG Nortorf beteiligt ist, wagt nun erstmals den Großversuch. Mittel für den Bau der Anlage, die 120.000 Tonnen Biomasse im Jahr verarbeitet, erhält sie von der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR). Sie unterstützt mit Mitteln des Bundeslandwirtschaftsministeriums Forschungsprojekte zu nachwachsenden Rohstoffen und hat in den vergangenen Jahren erheblich zur Entwicklung der energetischen Nutzung von Biogas beigetragen.

Während die Biogasanlage selbst nach konventionellem Schema gebaut wird, ist die Errichtung einer Anlage zur Gasreinigung etwas neues. Das Druckwechseladsorption (PSA) genannte Verfahren ist in der Lage, schädliche Gase wie Schwefelwasserstoff zu verringern und störende Gase wie Stickstoff oder Kohlenstoffdioxid ganz zu entfernen. Im Idealfall bleibt möglichst reines Methan übrig. Da die zur Reinigung verwendeten Kohlenstoffmolekularsiebe und die Aktivkohle selbst immer wieder regeneriert werden müssen und die Anlage währenddessen stillsteht, werden mehrere PSA-Stränge nebeneinander gebaut.

Für die Nutzung des aufbereiteten Biogases hat Peter Schrum von Farmatic zwei Varianten vorgesehen. Er will es nicht nur ins Erdgasnetz der Stadtwerke Schleswig einspeisen, sondern mit Unterstützung des Bundes gleich eine eigene Erdgastankstelle bauen. Davon sollen vor allem die Verkehrsbetriebe im Kreis Schleswig-Flensburg profitieren. Denn ihre Busse werden für den Gasbetrieb umgerüstet und damit Stammkunden bei der neuen Tankstelle. Bis die Schleswiger Schüler mit Biogasantrieb zur Schule kommen, wird es allerdings noch etwas dauern: nach Schrums Zeitplan sollen 2004 die ersten Busse mit dem neuen Treibstoff laufen.

Barbara Wenig

(Vgl. auch Meldungen vom 2001-10-31 und 2001-04-12.)

Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR)
V.i.S.d.P.: Dr.-Ing. Andreas Schütte
Hofplatz 1
18276 Gülzow
Tel.: 03843/69 30-0
Telefax: 03843/69 30-102
E-Mail: info@fnr.de
Internet: http://www.fnr.de

Quelle: Pressemitteilung der FNR Nr. 239 vom 2002-03-19.

Source

Pressemitteilung der FNR Nr. 239 vom 2002-03-19.

Share

Renewable Carbon News – Daily Newsletter

Subscribe to our daily email newsletter – the world's leading newsletter on renewable materials and chemicals

Subscribe