Boehringer Ingelheim setzt auf Altholz

Wärme und Strom aus alten Möbeln

Nachdem Öl- und Gaspreise stetig steigen, bietet traditionelle Holzwärme wieder eine interessante Alternative. Nicht nur für private Heizer, auch die Industrie wird auf diese preiswerte Heizmethode zunehmend aufmerksam.

Eine der größten Holzfeuerungsanlagen Deutschlands wurde kürzlich bei Boehringer Ingelheim eingeweiht. Der “feine” Unterscheid zur privaten Holzheizung: Hier werden nicht Pellets aus “jungfäulichem” Holz verfeuert, sondern vor allem Gebrauchtholz. “Wir verfeuern aber nur Holz, das vom Gesetzgeber zugelassen ist”, klärt Klaus-Werner Linneweber, Leiter der Ver- und Entsorgungsbetriebe bei Boehringer, auf. “Derzeit bekommen wir vor allem Grünschnitt angeliefert.” Ein Holz mit Nachteilen, mit “viel Wasser und einem schlechten Brennwert”.

Daneben aber dient vor allem Altholz für die Wärmeaufbereitung im 7,5 Meter breiten, 12 Meter langen und 22 Meter hohen Hochdruck-Dampfkessel: Holz, das ehemals zu anderen Zwecken hergestellt wurde und nun ausgedient hat. “Möbel vom Sperrmüll ebenso wie Paletten oder Holzverpackungen”, wie Albert Schädle, Leiter der Strom- und Dampfversorgung bei Boehringer erklärt.

Acht große Lastwagenladungen im Sommer und bis zu 18 im Winter liefern das tägliche Brenngut, zerkleinert und bereits frei von Metallteilen. Eine 30 mal 60 Meter große, neu erbaute Halle dient dem Kleinholz als Zwischenlager. Ein Radlader befördert das geschredderte Material schubweise dem Kesselrost entgegen, wo es die Flamme nährt. Die Umstellung von Kohle auf Holz war für Boehringer mehrfach begründet: “Die Idee kam aus der Umweltecke”, so Linneweber. “Aber zugleich sind auch die Brennstoffkosten niedriger als bei fossilen Brennstoffen, was ein wichtiger ökonomischer Aspekt war.”

Alles, was im Rhein-Main-Gebiet im Umkreis von 150 Kilometern an Gebrauchtholz anfällt, wird hier verbrannt. Ab 1. Juni darf Holz ohnehin nicht mehr auf die Deponie, “weil der Glühwert über fünf Prozent liegt. Wir koppeln uns ab vom normalen Brennstoffmarkt, dessen Preise ständig steigen.”, weiß Linneweber. Inzwischen werden statt 35.000 Tonnen Steinkohle pro Jahr 70.000 Tonnen Altholz verheizt, was die Wärmeversorgung langfristig sichert.

Das gesamte Werk in Ingelheim wird vom Kraftwerk beheizt: “Mit dieser Menge Heizdampf könnte man 13.000 Einfamilienhäuser versorgen”, rechnet Schädle auf. Durch Kraftwärmekopplung kann außerdem die Hälfte des benötigten Stroms produziert werden – womit Boehringer unter den ca. 100 deutschen Unternehmen, die mit Holz heizen, eine Vorreiterrolle einnimmt. “Wir haben einen Verbrauch wie eine Stadt mit 50.000 bis 60.000 Einwohnern”, erläutert Linneweber die Dimensionen. Ökologisch hat der Wechsel laut Linneweber nur Vorteile gebracht: “Das teuerste war die Filteranlage für die Schornsteine. Was da jetzt rauskommt, ist so sauber wie nie zuvor und unterschreitet die Grenzwerte deutlich.”

(Vgl. Meldung vom 2004-04-14.)

Source

Main-Spitze vom 2005-03-30.

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