Biokunststoffe als Option? Normale Kunststoffe bringen Giftstoffe in die Nahrungskette

Kunststoffkörnchen in den Weltmeeren speichern PCB

Neue Erkenntnisse über die Umwelteigenschaften konventioneller Kunststoffe, von denen jährlich 230 Mio. t produziert werden, lassen aufschrecken und liefern neue Argumente für den stärkeren Einsatz von Biokunststoffen. Nachdem US-Wissenschaftler von einem 50 m dicken, fast geschlossenen Müllteppich von der Größe Zentraleuropas im Nordost-Pazifik berichteten, der eine Art Todeszone für alle Lebewesen darstellt, zeigt die neue Studie von Richard Thompson, das die Gefahr durch nicht-abbaubare Kunststoffe noch viel globaler ist.

In San Francisco (Kalifornien) sind – u.a. aus diesen Gründen – ab 2008 nicht abbaubare Plastiktüten in Supermärkten verboten. Weitere Küstenstädte überlegen ähnliche Maßnahmen. Nach dieser Einleitung nun aber zu eigentlichen Studie.

Weltweit sind Strände und Ozeane mit feinen Kunststoffkörnchen verschmutzt, die nur Bruchteile von Millimetern groß sind. – Zeugen mangelnder Abbaubarkeit herkömmlicher Kunststoffe. Wie Britische Forscher nun gezeigt haben, binden diese Teilchen ein Vielfaches an Giftstoffen wie PCB im Vergleich zu ähnlich großen Sedimentteilchen auf. Viele Tiere nehmen die Körnchen mit der Nahrung auf, so dass die Konzentration der Giftstoffe in der Nahrungskette ansteigt. Die Ergebisse der Forscher um Richard Thompson an der Universität Plymouth sind ein weiterer Beleg für der Notwendigkeit, biologisch voll abbaubare Kunststoffe einzusetzen.

Bereits vor drei Jahren hatte Richard Thompson nachgewiesen, dass der Sand auf dem Meeresgrund und an den Stränden fast überall auf der Welt winzige Kunststoffpartikel enthält, die nur Bruchteile eines Millimeters groß sind. Sie entstehen, wenn größere Kunststoffteile, etwa Verpackungsreste oder anderer Plastikschrott, verwittern oder zermahlen werden. Zusätzlich werden die kleinen Körnchen in Scheuermitteln eingesetzt, die im Haushalt und der Schiffsindustrie verwendet werden, und gelangen dann mit dem Abwasser in die Ozeane.

Hinweise darauf, dass diese kleinen Kunststoffpartikel auf ihrer Oberfläche organische Substanzen ansammeln können, gab es bereits in früheren Studien. Um nun das tatsächliche Ausmaß unter natürlichen Bedingungen zu untersuchen, setzten Thompson und seine Kollegen feine Körnchen aus Polyethylen (PE), Polypropylen (PP) und Polyvinylchlorid (PVC), drei der gängigsten Kunststoffe, verschiedenen Konzentrationen von Phenanthren aus, einer Chemikalie, die bei chemischen Prozessen als Zwischenstufe anfällt. Zum Vergleich sammelten die Forscher Sandproben vom Meeresgrund und brachten diese ebenfalls mit der Substanz in Verbindung.

Das Ergebnis: An die Kunststoffteilchen heftete sich sehr viel schneller sehr viel mehr Phenanthren an als an die natürlichen Sedimentpartikel. Hochgerechnet bedeute dies, so die Forscher, dass wenige Millionstel Gramm solcher kontaminierter Körnchen im Meeresboden ausreichen, um beispielsweise die Belastung von Wattwürmern mit Phenanthren oder anderen Giftstoffen nahezu zu verdopplen. Das sei besonders deswegen problematisch, weil solche Tiere am Anfang der Nahrungskette stehen und sich die Substanzen demnach in der Nahrungskette immer weiter anreichern. Zudem sind die kleinen Kunststoffteilchen so leicht, dass sie auf dem Wasser schwimmen und so, mit den Meeresströmungen treibend, die Giftstoffe auch in entlegene Gebiete transportieren können.

Weitere Informationen:
E.L. Teuten, S. J. Rowlans, R. Thompson (2007): Potential for Plastics to Transport Hydrophobic Contaminants. (PDF-Datei) In: Environmental Science & Technology, Vol. 41, No. 22, 2007, pp. 7759 ff.

(Vgl. Meldungen vom 2007-10-19 und 2007-09-20.)

Source

Wissenschaft.de, 2007-10-27.

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