BBE / UFOP: Biokraftstoffe sichern Mobilität in Deutschland und Europa

Biokraftstoffen gehört die Zukunft. Wachsende Abhängigkeiten von Mineralölimporten, steigende Energiepreise und die Herausforderungen des Klimaschutzes veranlassen immer mehr Staaten, ambitionierte Ziele für den Ausbau ihres Biokraftstoffmarktes zu definieren und die Rahmenbedingungen für die notwendigen Investitionen in die entsprechenden Branchen zu optimieren. Die globale Nachfrage nach Biokraftstoffen erfährt einen nie da gewesenen Boom.

In Deutschland konnte sich durch den frühen Einstieg in die Förderung des Biokraftstoffmarktes eine starke Biokraftstoffbranche entwickeln. Mit einer Produktionskapazität über 3 Mio. t und einem erwarteten Absatz von 2,5 Mio. t in 2006 ist Deutschland Weltmeister im Biodieselmarkt. Mehr als 10% des Dieselbedarfs werden in Deutschland mittlerweile durch biogene Treibstoffe bereitgestellt. Darüber hinaus werden mehr als 500.000 t Benzin durch Bioethanol ersetzt, bei der Entwicklung von synthetischen Kraftstoffen aus der Biomasse zählt Deutschland zur Weltspitze. Die Nutzung von Biogas im mobilen Bereich steht in den Startlöchern.

So wurden mehr als 25.000 zukunftsfähige Arbeitsplätze in diesem Marktsegment geschaffen. Der beginnende Boom auf den internationalen Märkten bietet darüber hinaus enorme Chancen und Beschäftigungspotenziale auch im Exportmarkt. Biokraftstofftechnologien “Made in Germany” sind gefragt wie nie!

Diese Erfolgsgeschichte ist jedoch nicht selbstverständlich. Die höheren Produktionskosten der Biokraftstoffe wurden bislang durch eine Begünstigung in der Mineralölsteuer aufgefangen. Doch auch wenn das renommierte ifo-Institut belegt, dass über Steuereinnahmen, Schaffung neuer Arbeitsplätze, Beiträgen zur Sozialkasse etc. die Steuerausfälle sogar überkompensiert werden, hat die Bundesregierung nun einen vollständigen Wechsel ihrer Förderstrategie beschlossen. Ab 2007 werden Mindestquoten bei voller Besteuerung eingeführt und die steuerliche Vergünstigung bei Reinbetankung mit biogenen Kraftstoffen etappenweise beendet.

Die totale Umstellung der bisherigen Förderpolitik muss zu einer völligen Neubewertung des Biokraftstoffmarktes führen. In Berlin diskutierten daher am 27. und 28. November über 850 Branchenvertreter aus über 40 Nationen über die Chancen und Risiken der neuen Rahmenbedingungen in Deutschland.

Zu einem differenzierten Bild kommt der Vorsitzende des Bundesverbandes BioEnergie (BBE), Helmut Lamp: “Die Einführung einer Quote für Diesel- und Ottokraftstoff sichert zwar den Absatz biogener Treibstoffe im Gemisch in Höhe des geforderten Mindestanteils, jedoch wird die Zukunft des wichtigen Reinkraftstoffmarktes in Frage gestellt.” Über 60% des Biodieselabsatzes in 2005 erfolgten auf dem Reinkraftstoffmarkt, doch bereits durch die Besteuerung von reinem Biodiesel mit 9 Cent/l seit August diesen Jahres sei der Absatz an den Tankstellen spürbar eingebrochen. Eine weitere Erhöhung der Steuersätze würde das Aus für den Reinkraftstoffmarkt bedeuten.

“Dass wir mit dieser Regelung nicht ganz einverstanden sind, haben wir wiederholt zum Ausdruck gebracht.”, kommentiert auch der Vorstandsvorsitzende der UFOP, Dr. Klaus Kliem die neue Förderpolitik. Mit dem schrittweisen Abbau der Steuerbegünstigung für Biodiesel und Pflanzenöl als Reinkraftstoff werde der größte Absatzmarkt aufgegeben.

Hinzu käme, dass zugleich der Biokraftstoff nicht mehr in dem Maße wie bisher auch öffentlich wahrgenommen werde wie derzeit über die inzwischen 1.900 öffentlichen Tankstellen für Biodiesel. “Gerade jetzt, wo die Umwelt- und Klimadebatte durch den so genannten Stern-Report aus England auch eine fühlbare monetäre Dimension angenommen hat, gilt es umso stärker, das öffentliche Bewusstsein in die Verwendung von alternativen Kraftstoffen zu stärken.”, so Kliem.

Auch für die Entwicklung von synthetischen Biokraftstoffen, in die weltweit große Erwartungen gesteckt würden, biete die zeitliche Befristung der Förderung bis 2015 einen zu geringen Anreiz für die erforderlichen Investitionen in mehrfacher Millionenhöhe. Dadurch gelte zu befürchten, dass die Entwicklung von Kraftstoffen der so genannten 2. Generation ins Ausland verlagert werde, kritisiert Lamp. “So wird eine hochinnovative Branche in einem Segment internationaler Zukunftsmärkte ins Ausland getrieben und die heimische Wirtschaft als Initiator der Entwicklung einmal mehr zum Zuschauer degradiert”.

Im Bundesverband BioEnergie (BBE) sind als Dachverband des deutschen Bioenergiemarktes die Verbände und Unternehmen des Biokraftstoffmarktes organisiert, darunter die Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen (UFOP), der Verband der Deutschen Biokraftstoffindustrie (VDB), der Verein Landwirtschaftliche Biokraftstoffe (LAB), der Fachverband Biogas und der Deutsche Bauernverband. Der vom BBE und der UFOP organisierte Fachkongress “Kraftstoffe der Zukunft” ist der jährliche Branchentreffpunkt des Biokraftstoffmarktes und hat sich als europaweite Leitveranstaltung zum Thema fest etabliert.

(Vgl. Meldung vom 2006-11-21.)

Source

UFOP vom 2006-11-27.

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