Bauen mit nachwachsenden Rohstoffen im Sozialen Wohnungsbau

Prämiertes Vorzeigeprojekt: Wohnkomplex mit insgesamt 37 Mietwohnungen zeugt von umgesetzter Nachhaltigkeit

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Die Außenwande aus vorgefertigten Holzrahmenelementen sind mit vorpatinierter, wartungsfreier Schalung aus Weißtanne bekleidet

In Ansbach entstand ein barrierefreier Gebäudekomplex mit 37 Mietwohnungen in Holzbauweise – als KfW-40-Effizienzhaus im geförderten sozialen Wohnungsbau mit Zuschüssen aus dem bayerischen e%-Programm. Das Projekt ist nicht neu und durchaus bekannt: Es erhielt u. a. 2015 den Europäischen Architekturpreis „Energie + Architektur“, 2016 den Deutschen Bauherrenpreis Neubau und 2017 eine Anerkennung im HolzbauPlus-Wettbewerb des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft.

Die Joseph-Stiftung in Bamberg zählt zu den größten Wohnungsunternehmen Nordbayerns. Die 1948 gegründete kirchliche Stiftung fühlt sich christlichen Grundwerten und dem Konzept der Nachhaltigkeit verpflichtet. Ein gelungenes Beispiel für nachhaltiges Bauen ist sicherlich ihr 2013 in der Ansbacher Herbartstraße 10 – 16 fertiggestellter Wohnungskomplex mit insgesamt 37 Mietwohnungen. Bauherren und Architekten gelang es, alle drei Aspekte der Nachhaltigkeit zu berücksichtigen: die soziale Komponente durch konsequente Barrierefreiheit, Gemeinschaftsräume und eine hochwertige Gestaltung; den ökonomischen Anspruch durch langlebige Materialien, kompakte Bauweise und robuste Gebäudetechnik sowie den ökologischen Aspekt durch einen hohen Energiestandard und die Verwendung nachhaltiger Baustoffe aus nachwachsenden Rohstoffen.

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Die fugenfreie Fläche ist trotz sparsamer Möblierung mit integriertem Sandspielplatz und Sitzblöcken vielfältig nutzbar

Vierseitenhof als Oase

Im stark heterogenen Umfeld im Ansbacher Norden bildet der in Form eines Vierseitenhofes errichtete Gebäudekomplex eine in sich geschlossene, ruhige Anlage mit zentralem Innenhof. Zwei nicht unterkellerte, 3- bzw. 4-geschossige Wohngebäude und zwei Nebengebäude stehen sich jeweils gegenüber. Alle öffentlichen Nutzungen finden sich im Erdgeschoss um den Innenhof: Wasch- und Abstellräume in den Wohngebäuden, Technikbereiche, Fahrrad- und Wertstoffraum in den Nebengebäuden. Die Erdgeschosswohnungen orientieren sich ausschließlich zu den außen liegenden, ruhigen Gartenbereichen. Im Obergeschoss sind die Wohnungen zweiseitig belichtet und mit Balkonen ausgestattet. Insgesamt gibt es acht verschiedene Wohnungstypen, die sich durch zentrale Sanitärkerne und die einfache Tragstruktur der Zimmerzonen flexibel verändern lassen.

Baustoffe als Klimaschützer

Die Holzbaustoffe in Konstruktion und Ausbau wirken als Dreifach-Klimaschützer: Durch einen geringen Verbrauch an Primärenergie oder „grauer Energie“ bei ihrer Herstellung, durch langanhaltende Speicherung des CO2 während der Nutzungsdauer und durch geringere CO2-Emissionen bei der thermischen Verwertung.

Noch sind die Aspekte „Kohlenstoffspeicherung in biobasierten Baustoffen“ und „graue Energie“ wenig präsent in der öffentlichen Klimaschutzdiskussion. Im Fokus steht vielmehr die Reduzierung des Energieverbrauchs der Bewohner. Dies könnte sich jedoch ändern: Zum einen sollen Holzprodukte künftig im Rahmen der EU-Klimaschutzpolitik als CO2-Senke angerechnet werden. Zum anderen gewinnt der Anteil der grauen Energie im Vergleich zur genutzten Energie in den heute immer energieeffizienteren Neubauten an Bedeutung.

In der Herbartstraße legten Bauherr und Architekt zudem Wert auf langlebige Materialien: Das Parkett lässt sich mehrfach abschleifen, Fenster und Türen sind durch ihre Montage tief in der Laibung und die auskragenden Balkonplatten zusätzlich konstruktiv gegen Witterungseinflüsse geschützt. Die homogene Konstruktion und der weitgehende Verzicht auf Verbundmaterialien sollen eine einfache Demontage und Nachnutzung ermöglichen.

Dieser Artikel beschreibt die bis heute gesammelten Erfahrungen – z.B. die der Bewohner, die den geringen Energieverbrauch und die Behaglichkeit des sichtbar verbauten Holzes loben.

 

Artikel + Interview – Erstmals erschienen in DW-Die Wohnungswirtschaft 06/2017

Dateien: DW0617_16-19_Kostengünstiger_Wohnungsbau_Ansbach.pdf

Author

Nicole Paul (FNR)

Source

Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR), Pressemitteilung, 2017-06-09.

Supplier

Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL)
Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR)

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