AVK-TV stellt Gewinner der Innovationspreise 2005 vor: PP-Naturfaser-Rezyklat und Bio-SMC für Automobilanwendungen

Damit hatten die mit der Vergabe des AVK-TV-Innovationspreises befassten Juroren und Organisatoren nicht gerechnet: Über 50 Firmen und Institute – weit mehr als je zuvor – bewarben sich in diesem schon 10. Jahr um den Preis und belegten damit eindrucksvoll, welches Ansehen diese Auszeichnung mittlerweile genießt.

Mit dem Innovationspreis würdigt die Arbeitsgemeinschaft Verstärkte Kunststoffe – Technische Vereinigung e.V. (AVK-TV) alljährlich herausragende Entwicklungen auf dem Gebiet der verstärkten Kunststoffe in den Kategorien Industrielle Anwendung, Umweltschutzleistung und Hochschularbeit.

In diesem Jahr waren es Tankspannbänder aus Faserverbundwerkstoff, Bauteile aus PP-Naturfaser-Rezyklat im Automobil sowie ein flexibel einsetzbares Bausystem aus SMC, welche bei der Bewertung aller Einreichungen die meisten Punkte erhielten.

Verliehen wurden die Preise auf der 8. Internationalen AVK-TV Tagung am Abend des 27. September im Kurhaus Baden-Baden. Beim Pressegespräch unmittelbar vor der Preisverleihung informierte der AVK-TV-Vorsitzende Dr. Rudolf Kleinholz Vertreter der Medien vorab über die prämierten Arbeiten.

(Anm.: Die Redaktion des Nachrichten-Portals möchte hier Fach-bezogen nur auf die beiden Gewinner aus dem Bereich Naturfaser-Bauteile näher eingehen. Bei Interesse finden Sie die anderen Gewinner sowie den vollständigen Bericht zur Preisverleihung auf der Presse-Seite des AVK-TV.)

Bauteile aus PP-Naturfaser-Rezyklat im Automobil – werkstoffliche Nutzung von Stanzabfällen

Eine kostengünstige Verwertungsmöglichkeit für Stanzabfälle, wie sie beim Verpressen von beharzten Naturfasermatten zu Bauteilen für den Autoinnenraum anfallen, fanden die Entwicklungsingenieure der Johnson Controls Automotive Group, Europa-Zentrale Burscheid – und wurden dafür mit dem Umweltpreis des Jahres geehrt. Bislang werden solche Stanzabfälle noch geschreddert und anschließend gegen Kostenaufwand energetisch verwertet.

Die Entwicklung macht sich die Firma FiberGran für ein Aufbereitungsverfahren zu Nutze, bei dem Naturfasern (NF) bei Temperaturen bis 120°C in eine PP-Matrix eingearbeitet werden. Durch das Schreddern werden die Stanzabfälle zu Fasern bzw. Faserbündeln aufgeschlossen, welche dann von der PP-Matrix umhüllt und wiederum zu einem spritzgießfähigen Granulat aufbereitet werden können.

Ein Ziel der Entwicklung war es auch, das Rezyklat möglichst in dem Bauteil einzusetzen, bei dessen Herstellung der Abfall entstand. Erstes Anwendungsbeispiel ist eine Rückenlehnenverkleidung aus einer mit Acrylharz vorbeleimten Holzfasermatte. Aus dem PP-NF-Rezyklat der Produktionsabfälle können jetzt zwei Haken gefertigt werden, mittels derer die Rückenlehne an der Rückseite des Vordersitzes befestigt wird. Bei diesem Produktbeispiel konnte der Werkstoffkreislauf bis in die Serie verwirklicht werden.

Der neue Werkstoff weist eine akzeptable, niedrige Schlagzähigkeit auf und zeigt ähnliches Ausdehnungsverhalten wie ein Naturfaserträger. Eine Eigenschaft, die sich nutzen lässt, um Spannungen zwischen unterschiedlichen Werkstoffpaarungen infolge von Temperatur- oder Feuchtigkeitsänderungen zu reduzieren.

Dies kommt bei einem weiteren Produktbeispiel zum Tragen: Einer Armauflage an der Tür-Innenverkleidung. Erste Musterabspritzungen mit PP-NF-Rezyklat sowie entsprechende Werkstoff- und Funktionstests verliefen positiv, so dass hier nach entsprechender Validierung mit einer zweiten Serienanwendung zu rechnen ist.

Karosserieaußenbauteile für Bus aus Biopolymer und Hanffasern im SMC-Verfahren

Hierüber haben wir ausführlich in der Meldung vom 2005-09-28 berichtet, siehe dort.

Tagungsband

Der Tagungsband zur Jahrestagung enthält für den NR-Werkstoff-Interessierten noch weitere interessante Informationen. Hier die Titel der Beiträge:

  • Dr. Ulrich Riedel (DLR Institut für Faserverbundleichtbau und Adaptronik, Braunschweig): “Technische und ökonomische Rahmenbedingungen für NFK-Bauteile”. Der Beitrag beschreibt den aktuellen Stand von NF-Werkstoffen im Einsatz für Interieur-Bauteile.
  • Bernhard Scherübl (Rieter Automotive Management AG, Winterthur (CH)): “Naturfaserverstärkte Kunststoffe im Automobil-Außenbereich: Im LFT-D Prozess hergestellte Unterbodenverkleidung”. Erste Abaca-verstärkte Fließpressteile werden bereits in der Unterboden-Serienproduktion der Daimler-A-Klasse eingesetzt. (Vgl. Meldung vom 2005-07-07.)
  • Uwe Schönfeld (Bio-Composites and More GmbH, Ipsheim): “Halbzeugentwicklung auf der Basis nachwachsender Rohstoffe für SMC-Anwendungen”. Einer der Preisträger, s.o.

Source

Pressemitteilung der Arbeitsgemeinschaft verstärkte Kunststoffe-Technische Vereinigung e.V. vom 2005-09-27.

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