Auf Mais gebaut – Cornpack liefert Bio-Material europaweit

Teterow (dpa/mv) – Der Duft von frischem Popcorn hängt in der Luft. “Knabbern Sie ruhig ein paar Bausteine!” Thomas Menzl greift in den Berg kunterbunter Chips. “Ein bisschen fad schmeckt das schon, so ganz ohne Salz”, scherzt der Betriebsleiter. Playmais – Spielzeug aus Maisgrieß und Lebensmittelfarbe – soll aber nicht vernascht, sondern mit Wasser kreativ zu Figuren zusammengepappt werden.

Erfinder dieses biologisch abbaubaren Bastelmaterials ist Landwirt Hubert Loick aus Dorsten (Nordrhein-Westfalen). Das mittlerweile zweite Werk der Loick-Gruppe, die Cornpack GmbH & Co. KG Teterow (Güstrow), stellt seit einem Jahr federleichte Spiel- und Verpackungsstoffe sowie Besteck aus Mais her.

Die Idee dazu entstand einst beim Griff in die Chipstüte: Erdnussflips bestehen auch aus Grieß, erkannte der westfälische Maisbauer vor zehn Jahren. Warum nicht Verpackung aus Mais zaubern und den Rohstoff auf Stilllegungsflächen anbauen?

Am 1. April 1994 wurde die Hubert Loick Verarbeitungsgesellschaft Nachwachsender Rohstoffe mbH (VNR) gegründet. Deren patentierte Chips, die ähnlich wie Erdnussflips von Extrudern aus Grieß oder Stärke mit Wasser aufgeschäumt werden, finden als biologischer Füllstoff Verwendung. Der Versandhandel und Industriekonzerne kommen immer mehr auf den Geschmack der kompostierbaren Schaumflocken und polstern damit ihre zu verschickenden Waren sicher ab. Kindergärten entdecken die essbaren Maischips als Material fürs kreative Gestalten.

Mit dem acht Millionen Euro teuren Werk in Mecklenburg steigerte die Loick-Gruppe ihre Chips-Produktion 2003 auf 120.000 Kubikmeter. Die Jahreskapazität beider Standorte würde ausreichen, um die Fußballarena “AufSchalke” in Gelsenkirchen mit 320 000 Kubikmetern Maischips randvoll zu kippen, rechnet Produktmanager Daniel Arntz vor. Nur bei Cornpack Teterow vom Band läuft der bunte Playmais sowie Besteck aus “Bio-Kunststoff”, der jüngsten Kreation des Unternehmens. Pro Jahr sind das 15 Millionen “bissfeste” Messer, Gabeln und Löffel, die aus einem Zellulose-Stärke-Mix im Spritzgussverfahren geformt werden.

Alle Produkte können nach Gebrauch in die Biotonne geworfen oder in einer Biogasanlage verstromt werden, erklärt Betriebsleiter Menzl. Ein solches Kraftwerk arbeitet bereits in Dorsten, ein weiteres ist in Teterow geplant. “Damit schließen wir den Kreislauf und produzieren umweltneutral”, erläutert Menzl. “Die fossilen Rohstoffe sind endlich, und für eine Verringerung des Kohlendioxid-Ausstoßes müssen wir auf nachwachsende Rohstoffe zurückgreifen.”

Von Teterow aus solle vor allem Osteuropa erschlossen werden, erklärt Arntz. Die Loick-Gruppe, die mit 43 Beschäftigten rund fünf Millionen Euro im Jahr umsetzt, beliefert Händler in der gesamten EU. Playmais sei in Frankreich, Österreich, Belgien, in der Schweiz und den Niederlanden besonders beliebt.

Das Einmal-Besteck gehe bei großen Events und Messen weg wie warme Semmeln, so Arntz. In Teterow solle noch in diesem Jahr eine weitere Spritzguss-Anlage für Kleinteile aufgebaut werden. Ein neues Produkt könnten biologisch abbaubare Ohrmarken für Rinder und Schweine sein.

Weitere Informationen unter www.loick-biowertstoffe.de

(Vgl. Meldungen vom 2004-03-19 und 2003-08-21.)

Source

dpa-Meldung vom 2004-03-25.

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