Agrarrohstoffe: Mais auf Rekordkurs

Niedrigeres Ernteergebnis und Nachfrage nach Bioethanol beschleunigen Preisanstieg

Während die Preise für Öl und Metalle in den vergangenen Jahren rasant gestiegen sind, fiel die Preisentwicklung bei den so genannten “Soft-Commodities” und Agrarrohstoffen unterschiedlich aus. Der Maispreis machte dabei schon seit Jahren und noch im letzten Sommer – nominal betrachtet – lediglich eine Seitwärtsbewegung. Doch diese scheinbare Preisstabilität wurde unter anderem durch den Abbau von Lagerbeständen erwirkt und die Entwicklung von Angebot und Nachfrage deutete schon lange auf eine Trendwende hin.

Die rasante Nachfrage nach alternativen Energiequellen hat diesen Effekt noch deutlich beschleunigt. Hinzu kommen außerdem spekulative Elemente. “Wer sein Anlagekapital verdoppeln will, dürfte mit Investitionen in Mais gut beraten sein”, hieß es schon im letzten Sommer von Vermögensverwaltern wie der Allianz-Tochter Pimco und Ospraie Management.

Sie gehen sogar davon aus, dass der Preis für Getreide in den nächsten zwei Jahren um 100 Prozent zulegen wird. Bis ins Jahr 2008 werde sich der Maispreis stärker entwickeln als die Preise von Öl, Kupfer, Gold, Aktien und Anleihen, sagte Fondsmanager Christopher Wyke von Schroders der Nachrichtenagentur Bloomberg.

Wie recht die Prognosen hatten, zeigt die derzeitige Entwicklung: In der vergangenen Woche verteuerte sich der Terminkontrakt auf Mais am Chicago Board of Trade um 10 Cent auf 4,065 $ pro Bushel (35,24 Liter) – das ist der höchste Stand seit zehn Jahren.

Gründe für diese rasante Entwicklung liegen unter anderem im schlechten Ernteergebnis der USA. Das US-Agrarministerium (USDA) bericht, dass in den USA 10,54 Milliarden Bushel Mais geerntet worden sei – 210 Millionen weniger als erwartet. Zudem seien die globalen Vorräte so niedrig wie seit 1978 nicht mehr.

Mitentscheidend für den Preisanstieg ist die ansteigende Ethanolproduktion. Ethanol wird in den USA als Blendingzusatz für Benzin verwendet. Laut dem Verband Renewables Fuels Association produzieren derzeit 107 Raffinerien insgesamt 5,1 Milliarden Gallonen (eine Gallone entspricht 3,78 Litern) Ethanol jährlich. Basisstoff für Ethanol ist Mais. Aus einem Bushel Mais können 2,8 Gallonen Ethanol gewonnen werden.

JP Morgan geht davon aus, dass das Maisangebot jährlich um 500 bis eine Milliarde Bushel ausgeweitet werden müsste, um mit der Ethanolnachfrage Schritt zu halten. “Der Ausblick für Mais bleibt positiv”, sagte Christoph Eibl, Rohstoffexperte bei Tiberius Asset Management.

Da liegt es nahe, das viele Landwirte nun mehr Mais anbauen wollen – und dafür beispielsweise auf Sojabohnen verzichten. Damit ist die nächste Verknappung eines wichtigen Agrarrohstoffs vorprogrammiert.

Das Earth Policy Institute warnt unterdessen vor den globalen, politischen Folgen dieser weltweiten Rohstoff-Spekulation: Lester Brown, Gründer des Instituts, hält es für denkbar, dass es in Importländern wie Indonesien, Ägypten oder Nigeria aufgrund der enormen Preissteigerungen, die sich auch auf Nahrungsmittel und Futtermittel auswirken, zu Revolten kommen könnte.

(Vgl. Meldungen vom 2006-12-18 und 2006-09-07.)

Source

FTD, 2007-01-17 und 2006-07-10.

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