Zu 95 Prozent recyclebar und energiesparend: Neue U-Bahnzüge für Hamburg setzen Umweltstandards

Niedersächsischer Umweltminister Wolfgang Jüttner zu Besuch bei Bahntechnikhersteller ALSTOM in Salzgitter

Schienenfahrzeuge sind zwar von Haus aus umweltfreundliche Verkehrsmittel, dennoch erzeugt ihre Herstellung, Nutzung und Entsorgung Auswirkungen auf die Umwelt. Der niedersächsische Bahntechnikhersteller ALSTOM LHB realisierte, zusammen mit der Hamburger Hochbahn AG (HOCHBAHN), im Rahmen eines Forschungsprojektes die ökologische Optimierung von Schienenfahrzeugen.

Die 25 neuen U-Bahnzüge der Baureihe DT4.5 für Hamburg. sind als erste Schienenfahrzeuge bis zu rund 95 Prozent recyclebar. Zudem sind sie besonders energiesparend und zählen laut Umweltbundesamt zu den leisesten U-Bahn-Fahrzeugen Deutschlands. Das Projekt „Recyclingfreundliche Schienenfahrzeuge“ wurde vom niedersächsischen Umweltministerium unterstützt und durch das EU Projekt LIFE gefördert.

Jüttner

Heute stellen ALSTOM LHB und die HOCHBAHN Umweltminister Wolfgang Jüttner die Projektergebnisse an einem der Züge im Werk des Herstellers vor. „Wir denken, dass ALSTOM und die HOCHBAHN in Sachen Umwelt in der Bahnindustrie heute eine Spitzenposition einnehmen“, sagt Hans-Jürgen Jabs, Vorsitzender der Geschäftsführung der ALSTOM LHB GmbH. Umweltminister Jüttner hob besonders hervor, dass die Initiative für dieses Projekt 1997 von ALSTOM selbst ausgegangen sei, ohne dass es dafür gesetzliche Vorgaben gegeben hätte: „ALSTOM steht damit in einer hervorragenden Ausgangsposition bei der Verwirklichung einer integrierten Produktpolitik, die künftig Europa weit von Unternehmen die Erarbeitung von umweltfreundlichen Lebenszykluskonzepten für ihre Produkte verlangen wird.“

Die Recyclingquote von rund 95 Prozent beruht im Gegensatz zur bisherigen Methode nicht auf rein theoretischen Berechnungen, sondern auf einem praktikablen Demontagekonzept. Die Umweltbelastungen am Ende des Lebenszyklus werden so gering sein, wie dies nach heutigem Stand der Technik möglich ist. „Wir als Hersteller greifen zukünftigen strengeren Umweltnormen vor und positionieren uns als Know-how-Führer der Branche“, sagt ALSTOM Produktleiter Stefan Stiefel.

Im Rahmen des Projektes wurde ein Fahrzeug der vorhergehenden Bauserie DT4.4 in einer retro-konstruktiven Untersuchung in seine sämtlichen Bauteile zerlegt und von jedem Teil Material, Gewicht und Einbauart ermittelt. Vor allem Verbundwerkstoffe und Chemikalien wurden weitgehend durch umweltfreundliche Materialien ersetzt, ohne dadurch das Gesamtgewicht der Fahrzeuge zu erhöhen.

Einige Beispiele für recyclingfreundliche Detaillösungen:

DT4Sitz– Die Materialvielfalt der Fahrerraumtrennwand wurde von 19 auf 6 Stoffe reduziert
– PVC-freier Fußboden
– Innenverkleidungen wie Sitzrückwände aus nachwachsenden Rohstoffen wie Hanf ersetzen die bisher verwendeten glasfaserverstärkten Kunststoffe. Sie werden im Rahmen eines weiteren Umweltprojektes von ALSTOM in fünf Fahrzeugen erprobt.
– Für die Kühlung der elektrischen Komponenten ersetzt Wasser die sonst üblichen Kühlmittel.

Der Energieverbrauch für die Traktion und den Fahrgastkomfort der Züge ist vergleichsweise gering: Durch konsequenten Leichtbau und technische Verbesserungen liegt der Stromverbrauch des DT4.5 mit 0,09 Kilowattstunden (kWh) pro Person und km deutlich unter dem Mittelwert der U-Bahnen weltweit (0,11 KWh pro Person und km), wie der Vergleich mit einer Studie des Internationalen U-Bahn-Ausschusses der UITP von 1997 belegt. Bis zu 29 Prozent der Bremsenergie können ins Netz zurückgespeist werden.

Die neue U-Bahnflotte für Hamburg ist zudem sehr leise: Mit verbesserten Drehgestellkonstruktionen und Schallabsorbern an den Rädern erreichten die Ingenieure einen besonders geräuscharmen Lauf. Umformer-Lüfter, deren Lärm bislang vor allem Anwohner von Abstellanlagen störte, konnten durch die Anwendung von Wasserkühlern entfallen.

Das gewonnene Umwelt-Know-how kann dank einer Datenbank jederzeit auf andere Schienenfahrzeuge übertragen werden. Recyclingquoten und Kosten für Entsorgung können zeit- und ortsunabhängig erstellt werden und die Konstruktion eines Zuges von Anfang an positiv beeinflussen.

*ALSTOM Transport zählt mit einem Umsatz von 4,4 Mrd. EUR im letzten Geschäftsjahr (2001/2002 Ende: 31. März) und einer Präsenz in über 60 Ländern zu den international führenden Anbietern von Schienenfahrzeugen für den Nah-, Regional- und Fernverkehr sowie von Güterwagen, Leit- und Sicherungssystemen, Serviceleistungen und Komplettsystemen. Der deutsche Standort ALSTOM LHB im niedersächsischen Salzgitter beschäftigt 2 350 Mitarbeiter und erwirtschaftete im letzten Geschäftsjahr einen Umsatz von rund 370 Mio. EUR.
Mehr Information im Internet unter: www.transport.alstom.com.

ALSTOM LHB GmbH
Linke-Hofmann-Busch-Straße 1
D-38239 Salzgitter

(Vgl. Meldung vom 2002-10-16.)

Source

Pressemitteilung der Alstom Salzgitter vom 2002-10-30.

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