Zellulose-Wärmedämmung aus Gras

Gratec nennt sich ein mit speziellen Boraten aufbereiteter, neuer Zellulosedämmstoff des 1996 gegründeten Technologieunternehmens 2B Biorefineries AG in Dübendorf (Schweiz). In den Gebäuden der Obstverwertungs AG in Märwil betreibt die Biotechnologiefirma seit 1998 eine Grasfermentierungsanlage, mit deren Hilfe aus der kostengünstigen Biomasse hochwertige Produkte entstehen. Eine erste industrielle Anlage mit einer Kapazität von 20.000 t Nassgras pro Jahr soll nun in Schaffhausen das innovative Verfahren der Grasfraktionierung zur Produktion von Hoch-Wärmedämmungen seinen Einsatz finden. Auch in Deutschland erweckte die Technologie bereits Interesse.

Bei der Firma 2B AG ist man davon überzeugt, mit diesem und auch anderen 100-prozentigen Naturfaser-Produkten künftig Mineral- und Glasfasern zu ersetzen. Für die industrielle Verwertung des Verfahrens eignen sich allerdings auch andere Naturfaserstoffe wie etwa Roggenfasern oder Zuckerrohrabfälle. “Technisch ist alles möglich. Das Problem ist, die benötigte Menge herzustellen”, überlegt Michael L. Gass von der 2B Biorefineries. So benötigte die Isolation des bislang ersten komplett grasgedämmten Hauses drei Tonnen Gras bei einem Raumgewicht von 50 Kilogramm pro Kubikmeter.

Allerdings gilt die Energie-Einsparungsleistung des Hauses laut Beurteilung der Minergiekommission des Kantons Thurgau als hochwertig. Um den Minergie-Standard für Wohnbauten zu erhalten, “… muss es 50 bis 60 Prozent weniger Energie verbrauchen als ein konventionell gebautes neues Haus”, so Andrea Paoli, Leiter Energie im Volkswirtschaftsdepartement, der das neue Wärmedämmverfahren deshalb mit Interesse beobachtet.

Die auf Initiative der Stadtwerke und des Genossenschaftsverbandes in Schaffhausen installierte Bioraffinerie verarbeitet als Abfallprodukt aufkommende Fasern, die zuvor, frisch von den regionalen Wiesen, von der Bioenergie Schaffhausen AG in Biogas und Biostrom umgewandelt wurden. Sogar die Proteine finden noch als Futtermittel Verwertung. Außerdem wurde von offizieller Stelle kund getan, dass das neuartige Dämm-Material keine allergischen Reaktionen hervorrufe.

Autorin: Marion Kupfer (nova)
Endredaktion: Michael Karus (nova)
Quelle: Tagblatt (St Galler Tagblatt) vom 24. Oktober 2001.

Source

Tagblatt (St Galler Tagblatt) vom 24. Oktober 2001.

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