Wie aus Hühnerfedern Tierfutter wird

Bakterien machen es möglich

In deutschen Schlachtbetrieben fallen täglich über 50 Tonnen Federn von Hühnern, Puten, Gänsen und Enten an. Hiervon landet bisher der größte Teil in Verbrennungsanlagen. Biotechnologen von der Technischen Universität Hamburg-Harburg haben nun ein Verfahren entwickelt, die Federn einfach und umweltschonend in Ihre Eiweißbausteine, die „Polypeptide“ aufzuspalten, womit ein wertvoller Grundstoff für Biogasanlagen oder zur Herstellung von Aminosäuren gewonnen werden kann.

Die Wissenschaftler des Harburger Instituts für Bioprozess- und Bioverfahrenstechnik unter Leitung von Professor Herbert Märkl setzen hierfür exotische Bakterien ein. Thermoanaerobacter keratinophilus (lat. keratinliebend) entstammt den heißen Quellen der Azoren und wird bei 85°C aktiv. „Der Aufwand ist niedrig. Der beheizbare Kessel muss nach oben nicht einmal dicht sein, weil er keine umweltgefährdenden Stoffe enthält“, beschreibt Institutsmitarbeiterin Julia Brodersen die Technik. So, wie sie aus der Schlachterei kommen, werden die Federn in den Testreaktor gegeben, dazu Pufferlösung und die Bakterien. Bei fast neutralem pH-Wert und 70°C Reaktortemperatur zersetzen die Bakterien die Federn zu milchiger Proteinbrühe, wobei die Bakterien immerhin 48 Stunden brauchen, um die massiven Federschäfte aufzulösen.

In der Industrie wird Keratin (z.B. Schweineborsten in der Leder-Verarbeitung) bislang mittels so genannter Keratinasen (proteinabbauende Enzyme) zersetzt, die allerdings bei der Federverwertung versagen. „Die Enzyme, die zur Zeit im Markt erhältlich sind, schaffen das nur bedingt und sind vor allem nicht thermostabil“, weiß Brodersen zu berichten. So besteht bei der Verarbeitung das Problem von Verunreinigung durch Fremdorganismen. So konnte Keratin üblicherweise nur chemisch – über die saure oder alkalische Hydrolyse – verwertet werden, was den Einsatz umweltbelastender Bedingungen zur Folge hat.

Die Harburger Forscher beabsichtigen, die aus den Federn gewonnenen Polypeptide künftig im Futtermittel-Markt einzusetzen, der laut BASF boomt: allein im vergangenen Jahr wurden rund 450.000 t Proteine mit einem Wert von 660 Mio. EUR umgesetzt.

Source

VDI nachrichten vom 2002-09-13.

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