Weltpremiere in Utzenaich: Biogas aus Gras

Biogas und andere wertvolle Produkte werden bald in einer weltweit einzigartigen Anlage in Utzenaich (Bezirk Ried im Innkreis) hergestellt. Die “Bioraffienerie” soll 2008 in Betrieb gehen.

Das Projekt wurde vom Staatssekretär für Forschung und Technologieentwicklung, Eduard Mainoni (B), vom oberösterreichischen Agrarlandesrat Josef Stockinger und Wirtschaftslandesrat Viktor Sigl (beide V), Umweltlandesrat Rudi Anschober (G) sowie von Vertretern der beteiligten Unternehmen Energie AG Oberösterreich, Oö. Ferngas AG, Rohöl-Aufsuchungs AG und mehreren Forschern in einer Pressekonferenz am Montag in Linz vorgestellt.

Die gemeinsam finanzierte Pilotanlage um rund 4,6 Mio. Euro wird zur Ergänzung einer bereits bestehenden Biogasanlage in Utzenaich gebaut. Diese erzeugt aus Grünschnitt Biogas, das einen Gasmotor antreibt, der Strom und Wärme liefert. Übrig bleibt Dünger, der wieder auf der Wiese ausgebracht wird.

Desinfektions- und Lösungsmittel sowie Kosmetika und Nahrung

Künftig soll – noch bevor die Gras-Silage in die Biogasanlage wandert – ihr Saft abgetrennt und gereinigt werden. Dabei sollen Milchsäure und Aminosäuren produziert werden und damit ein erheblicher Mehrwert erzielt werden. Die Milchsäure kann für Säuerungs, Desinfektions- und Lösungsmittel sowie für verrottbares Bio-Plastik verwendet werden. Aminosäuren werden in der Pharmaindustrie, für Kosmetika, Proteinnahrung und Functional Food – etwa Sportlernahrung – benötigt. Außerdem soll das Biogas künftig zusätzlich aufbereitet und ins Erdgasnetz eingespeist werden. Dort ist sein Einsatz in Kraftwerken, Heizanlagen oder in Fahrzeugen möglich.

Verfahren seit 1992 entwickelt

Das Verfahren für die zusätzliche und hochwertige Nutzung wurde seit 1992 entwickelt und funktioniert im Labor. Nun soll mit der Pilotanlage in einem zweijährigen Probebetrieb der Beweis erbracht werden, dass eine großtechnische Anwendung wirtschaftlich möglich ist. Wenn sich die Versuchsanlage bewährt, könnten ab 2011 in Oberösterreich bis zu zehn Großanlagen entstehen, in denen jeweils der Grünschnitt von 1.500 Hektar Wiese verwertet wird.

Grünland bekäme damit eine zweite Chance. Die Gefahr, dass Flächen nicht mehr gepflegt werden, weil die Zahl der Rinderbauern weniger wird, könnte damit gebannt werden. Die umweltfreundliche Energieerzeugung aus heimischen nachwachsenden Rohstoffen würde damit größer und Oberösterreich könnte seinen Ruf als Hochtechnologiestandort weiter festigen, nennen alle Beteiligten als weitere Vorteile.

Source

OÖNachrichten vom 2006-11-20.

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