VHI: EU-Kommission verkennt tatsächlichen Flächenbedarf und Verbrauch

Holzwerkstoffindustrie bemängelt "völlig unzureichende Datenbasis" des EU-Klimapakets

Nach Auffassung des Verbands der deutschen Holzwerkstoffindustrie (VHI) ist das am 23. Januar 2008 von der Europäischen Kommission geschnürte Paket kaum geeignet, den globalen Klimawandel zu stoppen. Die Kommissionsvorschläge basieren auf einer völlig unzureichenden Datenbasis über den Flächenbedarf und den aktuellen Verbrauch nachwachsender Rohstoffe in Europa. Das gilt insbesondere für Holz, so der VHI. Aus Klimaschutzgründen biete die vermehrte Holzverwendung in Möbeln oder im Bausektor eine bessere Garantie, das Kohlendioxidgas in der Atmosphäre zu reduzieren, als werthaltiges Holz gleich zu verbrennen.

Das Vorschlagspaket der EU-Kommission sieht u. a. vor, in Europa den CO2-Ausstoß bis 2020 im weltweiten Alleingang um mindestens 20% gegenüber 1990 zu senken. Deutschland müsste demnach gegenüber 2005 seinen CO2-Ausstoß um 14% reduzieren. “Ein EU-Alleingang ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein, das hat schon die GWS/Prognos-Studie vom Oktober 2007 gezeigt”, erläutert Dr. Peter Sauerwein, Geschäftsführer des VHI, “die weltweiten CO2-Emissionen könnten in zehn Jahren gerade mal um 1,7% gebremst werden.” Der Energieexperte im VHI, Dr. Axel Knörr befürchtet, dass die EU-Staaten mit ihren Erneuerbaren Energie-Zielen den CO2-intensiven Wachstumsprozess, beispielsweise in China und Indien, aber auch in Amerika subventionieren und diesen noch beschleunigen.

Um dem Klimawandel effektiv zu begegnen, ist es nach Auffassung des VHI erforderlich, das Kohlenstoffangebot weltweit zu begrenzen. Denn nur in dem Maße, wie es gelingt die Kohlenstoffe im Boden, im Wald und in Holzprodukten zu halten, kann ein Anstieg des Kohlendioxidgases in der Atmosphäre verhindert werden. Daher sind laut VHI Aufforstungsprogramme auf Brachlandflächen in Europa und die vermehrte Holzverwendung sinnvoller als die sofortige Holzverbrennung. Diese kann am Ende einer stofflichen Nutzung immer noch erfolgen.

Die Überlegungen der Kommission zum Verkehrssektor sehen eine Verpflichtung der Mitgliedstaaten zu einem Mindestanteil von 10% Biokraftstoffen bis in Jahr 2020 vor. Berechnungen der Internationalen Energieagentur (IEA) zufolge, müsste die EU damit 38% ihrer gesamten Agrarfläche zur Produktion von biologischen Brennstoffen zur Verfügung stellen, für Deutschland wären es laut ifo Institut sogar 52%. Der VHI weist darauf hin, dass diese Zahlen deutlich machen, dass die EU-Ziele unrealistisch sind, die benötigten Flächen in Europa nicht zur Verfügung stehen und die Versorgungssicherheit mit Lebensmitteln und Rohstoffen auf dem Spiel steht.

Auch ein Import von Biosprit scheidet aus. Denn für die Herstellung von Biodiesel, beispielsweise aus Palmöl, müssten die bestehenden Tropenwälder zunächst gerodet werden, um Ölpalmen zu pflanzen. Nach Berechnungen der Environmental Protection Encouragement Agency (EPEA) wird es in Malaysia oder Indonesien 74 Jahre dauern, bis der negative Treibhauseffekt durch die Umwandlung von bestehenden Wäldern in landwirtschaftliche Flächen wettgemacht wird. Bei der Sojabohnenproduktion in den brasilianischen Regenwäldern sind es nach diesen Untersuchungen sogar 450 Jahre.

“Noch immer wird das energetisch nutzbare Holzpotenzial bei weitem überschätzt”, erklärt Sauerwein. “Warum schaut die Kommission nicht in die Unterlagen der United Nations Economic Commission for Europe (UNECE) und der Food and Agriculture Organization of the United Nations (FAO), die deutlich gemacht haben, dass die EU-Pläne zu einem Defizit in Europa zwischen 448 Mio. m3 und 317 Mio. m3 Holz im Jahr 2020 führen werden”, so Sauerwein weiter.

Der VHI fordert beim Energieholz daher das Prinzip der Kaskadennutzung: Holz zunächst möglichst mehrfach stofflich und erst dann energetisch zu verwenden. Denn die zunehmende Brennholznutzung führt zu einer verkürzten Nutzungsdauer des in Holz und Holzprodukten gespeicherten Kohlenstoffs. Besser sei es daher, so der VHI, den Kohlenstoff über Jahrzehnte in verbautem Holz oder in Möbeln zu speichern und groß angelegte Programme zur Aufforstung zu starten. Der Verband bedauert in diesem Zusammenhang, dass in dem Kommissionsvorschlag hierzu keinerlei Aussagen getroffen wurden und auch jegliche Vorschläge zur Energieeffizienz und Energieeinsparung fehlen.

Weitere Informationen

(Vgl. Meldungen vom 2008-02-01, 2007-12-17 und 2007-07-19.)

Source

Verband der deutschen Holzwerkstoffindustrie, Pressemitteilung, 2008-02-14.

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