VDB: Wissenschaftlerkritik an Biokraftstoffen überholt

Crutzen-Studie basiert auf veralteten Zahlen - weitere Umweltstudien bringen keine neuen Erkenntnisse

“Der Nobelpreisträger Paul Crutzen geht in seiner Studie zu Biokraftstoffen von falschen Voraussetzungen aus – unter anderem bei der Annahme darüber, wie in der Landwirtschaft gedüngt wird”, sagt Petra Sprick, Geschäftsführerin des Verbandes der Deutschen Biokraftstoffindustrie (VDB). Damit komme Crutzen zu unrealistisch hohen Treibhausgas-Emissionen. “In der landwirtschaftlichen Düngung wird heute etwa 1/3 weniger Stickstoff verwendet als in der Studie angenommen. Würde ein Landwirt so düngen wie Crutzen es unterstellt, würde er ohne eine Ertragssteigerung zu erreichen pro Hektar ca. 100,- € verlieren – und damit unwirtschaftlich arbeiten”, sagt Andreas Schütte, Geschäftsführer der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR).

In Studien von Crutzen und in drei weiteren Forschungsarbeiten, die jüngst veröffentlicht wurden, setzen sich die Forscher kritisch mit Biokraftstoffen auseinander. Sie weisen darauf hin, dass deren Klimabilanz negativ sei, wenn für die Rohstoffproduktion Regenwald gerodet werde. “Diese Tatsache ist lange bekannt, deshalb setzen sich die deutschen Biokraftstoffhersteller dafür ein, dass kein Regenwald für Biokraftstoff zerstört werden darf”, sagt Sprick. Für den nachhaltigen Anbau von Biomasse gibt es zur Zeit in Berlin und Brüssel Gesetzgebungsverfahren, die insbesondere sicherstellen sollen, dass kein Regenwald für Biokraftstoff brennt.

Im Übrigen geht Sprick davon aus, dass der Rohstoffbedarf für in Deutschland hergestellten Biokraftstoff durch die Produktion in der Europäischen Union gedeckt werden kann. Hier bestünden EU-Vorschriften, wonach die Landwirtschaft nachhaltig arbeiten müsse (so genannte cross compliance Regeln). Es handele sich um eine theoretische Diskussion, da bisher in Deutschland kaum Palmöl in Biokraftstoffen verwendet werde.

In den Studien war ferner behauptet worden, dass nicht ausreichend Anbauflächen zur Verfügung stünden, um Nahrungsmittel und Biokraftstoffe herzustellen. Dazu sagt Sprick: “Mittelfristig sind ausreichend Flächen vorhanden, um sowohl den Weltmarkt für Lebensmittel als auch den für Biokraftstoffe zu bedienen.” In der Forschung würden die Potenziale von weltweit kurz- und mittelfristig zusätzlich zur Verfügung stehender Anbauflächen von ca. 100 Mio. ha und mehr diskutiert – ohne dass Nutzflächen für die Nahrungsmittelproduktion oder Schutzflächen für ökologisch besonders wertvolle Gebiete beschnitten würden. Aus Sicht des VDB sei klar: Zuerst müssten Lebensmittel auf den Teller, dann in den Tank. “Viele Länder der Dritten Welt haben erkannt, dass Biokraftstoffe auch ihnen die Chance bieten, ihre Abhängigkeit von Erdölimporten zu mindern und gleichzeitig ihre Landwirtschaft zu fördern. Damit sind Biokraftstoffe echte Entwicklungshilfe”, sagt Sprick.

(Vgl. Meldungen vom 2008-02-08, 2007-10-22 und 2007-09-25.)

Source

Verband der Deutschen Biokraftstoffindustrie (VDB), Pressemitteilung, 2008-02-12.

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