Spinnenseide aus Feldfrüchten – Gentechnik macht’s möglich

Ob Tomaten, Tabak oder Kartoffeln – Feldfrüchte sollen sich nun als “Spinneneiweiß-Brüter” bewähren, denn die als neue Hightech-Faser begehrte Spinnenseide soll in Zukunft Ingenieurträume wahr werden lassen (vgl. auch Meldung vom 01.04.01). Die extrem dehnfähige und gegenüber Stahl hundertfach belastbarere, hochelastische Faser ist schon seit Jahren Thema in Forscherküchen, da sie eine Revolution auf dem Werkstoffmarkt darstellen könnte. Industrielle Verfahren zur künstlichen Herstellung dieses phänomenalen Naturprodukts sind immer noch nicht ausgegoren, auch wenn die chemische Zusammensetzung und der Gen-Code schon lange aufgeschlüsselt sind.

Die Ideen zur Imitierung der Faser sind bei den Forschern hingegen grenzenlos – so wurden schon Ziegen mit Spinnengenen versehen und die Proteine mit der Milch abgemolken. Im anderen Fall wurden Bakterien zu Seidenfabrikanten umfunktioniert, diese brauchten jedoch unökonomisch teure Futterstoffe und produzierten darauf aufgrund genetischer Rekombination veränderte Seidenproteine.

Nun sind Tomaten und Kartoffeln an der Reihe. Das Forscherteam um Udo Conrad vom Leibnitz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung in Gatersleben versahen die Pflanzen mit Seidengenen der südamerikanischen Goldnetzspinne (Nephila clavipes) und heureka, es klappte! Die umprogrammierten Pflanzen produzierten in ihrer Eiweißmasse zum Teil sogar mehr als zwei Prozent Seidenproteine, wobei dieser Weg sich als deutlich kostengünstiger erwies als die Produktion über Bakterien und zusätzlich der Ertrag hierbei auch strukturauthentisch war.

Was nun leider immer noch ungelöst bleibt ist das schwierige Kunststück, aus den wasserlöslichen Proteinen anschließend zur stabilen Faser zu gelangen. Aber der Optimismus der Wissenschaftler und die inzwischen gut verfügbaren Rohproteine könnten dazu beitragen, dass die Entwicklung entsprechender Spinntechniken in absehbarer Zeit gleichzieht, womit sich nahezu unbegrenzte Möglichkeiten für zahllose Technologiebereiche eröffnen dürften.

Autorin: Marion Kupfer (nova)
Endredaktion: Michael Karus (nova)
Quelle: www.wissenschaft-online.de vom 01.06.2001.

Source

www.wissenschaft-online.de vom 01.06.2001.

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