Schwere Gewitter treffen Flachs in kritischer Phase

Nachdem die Schäden am Flachs durch die Gewitter um den 30. Mai in Belgien, Niederlande und Norddeutschland noch kleinräumig begrenzt und überwiegend reversibel waren, zeigten sich die Witterungsereignisse vom 6. und 7. Juni von ganz anderem Kaliber. Böen von bis zu 130 km/h und Niederschlagsmengen von mehr als 30 mm im Verlauf einer halben Stunde zogen eine Spur der Verwüstung auch durch die Flachsfelder.

Es leuchtet ein, dass ein schwadgebundenes Ernteverfahren wie die Flachsernte ein regelmäßiges und geordnetes Feld voraus setzt. Nur so sind die Schwaden der aus der Erde gezogenen Pflanze gleichmäßig dick und in sich homogen und können einem kontrollierten Fäulnisprozess – der Tauröste – ausgesetzt werden.

Kurz vor und in der Blüte eilt beim Flachs das Massenwachstum dem Wachstum des Stützgewebes voraus. Zudem bieten die Blütenblätter zusätzliche Raum für anhaftende Wassertropfen und dies zudem an einem hinsichtlich Hebelgesetz ungünstigen Platz: ganz weit oben. Der Flachs an sich ist schon kopflastig, haften dann noch Wassertropfen an der Spitze und drückt zudem der Wind, halten die Pflanzen dem Gewicht nicht stand.

Wird nun der Flachs durch die Kombination von Starkwind und Regen niedergedrückt (er geht “ins Lager”), so unterscheiden sich grundsätzlich zwei Schadbilder:Ein reversibles Lager zeigt Flachspflanzen, die sich allesamt in eine Richtung neigen. Die Pflanzen können sich im Verlauf einiger sonniger und windiger Tage wieder vollständig erheben und es bleiben nur spezifische Verdrehungen nahe der Bodenoberfläche.

Das irreversible Lager ist gekennzeichnet durch ineinander verdrehte Flachspflanzen, die überwiegend platt auf der Bodenoberfläche zu liegen kommen. Auch bei einer lang andauernden Schönwetterperiode können sich so geschädigte Bestände nicht mehr vollständig erholen. Im Extremfall blühen sie im Liegen immer weiter und faulen unkontrolliert bereits vor dem Raufen, so dass ein minderwertiger Flachs auch noch mit stark erhöhten Erntekosten verbunden ist.

Nach heutigem Stand sind beträchtliche Anteile der Flachsflächen in Belgien und den Niederlanden von reversiblem Lager betroffen. Der Anteil der irreversiblen Lagerflächen kann heute noch nicht angegeben werden. Von entscheidender Bedeutung ist der Witterungsverlauf der nächsten 10 Tage. Wird es trocken und windig, so werden sich die heute beträchtlichen reversiblen Schäden zurück bilden. Wiederholen sich jedoch die Kombinationen von Wind und Regen so wird die von Frost und doppeltem Auflauf ohnehin gebeutelte Qualität des Aufwuchses 2003 noch weiter abnehmen.

Source

Flachs-News vom 2003-06-11.

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