Problemfall Eukalyptus-Plantagen für Zellstoff in Brasilien

Aktionstag für eine bessere Einkaufspraxis bei Procter&Gamble

Der multinationale Konzern Procter&Gamble, der hierzulande bekannte Markenprodukte wie Tempo-Taschentücher und Charmin-Klopapier verkauft, verwendet Zellstoff aus Eukalyptus-Monokulturen in Brasilien, für die Ureinwohner vertrieben und die Umwelt ruiniert wird. Dagegen haben heute AktivistInnen der Umweltorganisation ROBIN WOOD protestiert und eine verbesserte Einkaufspraxis gefordert.

In Neuss beim deutschen Procter&Gamble-Werk für die Taschentuchproduktion entrollten AktivistInnen ein Transparent mit der Aufschrift: “Procter&Gamble – Profit mit Tempo – Armut in Brasilien”. In acht weiteren Städten, darunter in Berlin am Brandenburger Tor und in der Bremer Innenstadt, leisten die UmweltschützerInnen heute Verbraucheraufklärung und verteilen Päckchen mit Recycling-Taschentüchern, auf denen statt des Tempo-Logos im gleichen Design das Wort “Armut” steht.

Procter&Gamble kauft Zellstoff von Aracruz Celulose, dem weltweit größten Hersteller von gebleichtem Eukalyptus-Zellstoff, der rund 250.000 Hektar Eukalyptus-Plantagen in Brasilien be wirtschaftet. In direkter Nachbarschaft zu seinem größten Zellstoffwerk im Bundesstaat Espirito Santo spitzen sich zur Zeit Landrechtskonflikte mit der indigenen Bevölkerung der Tupinikim und Guarani zu. Aracruz weigert sich, ein Gebiet von 11.000 Hektar zurückzugeben, das die brasiliani schen Behörden bereits als indianisches Land anerkannt haben. In dieser Woche haben die Tupinikim und Guarani begonnen, das Gebiet als ihren Besitz zu kennzeichnen, um ihren Anspruch darauf öffentlich sichtbar zu machen.

Die Anlage der intensiv bewirtschafteten Monokulturen hat auch für die Umwelt fatale Folgen: Wo noch in den siebziger Jahren atlantischer Küstenregenwald wuchs, stehen heute Eukalyptus-Plantagen. Eine artenreiche Tier- und Pflanzenwelt wurde vernichtet und in eine “grüne Wüste” verwandelt. AnwohnerInnen klagen darüber, dass die Fischbestände in der Meeresbucht, in die Aracruz seine Abwässer einleitet, dramatisch zurückgegangen seien.

Procter&Gamble verweigert bislang gegenüber ROBIN WOOD exakte Informationen, woher der Konzern seinen Zellstoff bezieht. ROBIN WOOD hat jedoch durch eigene Recherchen und eine Reise nach Brasilien den Weg des Zellstoffs vom Aracruz-Werk in Espirito Santo bis ins Procter&Gamble-Werk in Neuss dokumentiert. Außerdem hat ein renommiertes US-Labor im Auftrag von ROBIN WOOD die Zellstoff-Zusammensetzung von Procter&Gamble-Produkten analysiert. Demnach bestehen die untersuchten Tempo-Taschentücher zu über 50 Prozent aus Eukalyptus-Zellstoff. Das Charmin-Klopapier enthält rund 60 Prozent Eukalyptus-Zellstoff.

“Die deutschen KonsumentInnen wollen nicht zu Komplizen von Konzernen gemacht werden, die Landrechte verletzen und Menschen in die Armut treiben”, sagt Peter Gerhardt, der für ROBIN WOOD in Brasilien recherchiert hat. Für ROBIN WOOD ist der Kauf von Procter&Gamble-Produkten nur dann akzeptabel, wenn der Konzern ausschließlich Zellstoff aus einer sozial gerechten und ökologisch nachhaltigen Forstwirtschaft bezieht. Aracruz erfüllt diese Anforderungen zur Zeit nicht.

Rückfragen an:
Peter Gerhardt, Jens Wieting, ROBIN WOOD-Tropenwaldreferat
Tel.: 040-380 892 18
E-Mail: tropenwald@robinwood.de

Source

ROBIN WOOD Pressemitteilung Originaltitel: "Mit "Tempo" in die Armut vom 2005-05-20.

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