Pischelsdorf: RWA bietet Anbau- und Lieferverträge für Ethanolweizen

Schultes: Bedarf steigt - Jetzt an Rohstoffaufbringung denken

Zusätzliche 180.000 Hektar Ackerland wird die Bioenergieproduktion in den nächsten Jahren benötigen. “Der Bedarf an nachwachsenden Rohstoffen vom Acker steigt rasant und mit der Inbetriebnahme der Bioethanolanlage in Pischelsdorf Ende 2007 wird ein sprunghafter Nachfrageschub entstehen”, betonte Hermann Schultes, Präsident der Landwirtschaftskammer Niederösterreich, heute bei einer Pressekonferenz in Wien.

Eine Grundvoraussetzung für eine Entwicklung hin zu einer stabileren Energieversorgung sei das rechtzeitige Planen der Rohstoffaufbringung. “Wir brauchen entsprechende Vorlaufzeiten. Wer beispielsweise im Winter 2007/2008 Weizen für die Bioethanolproduktion braucht, muss jetzt an die Rohstoffaufbringung denken, da in den nächsten Monaten der dafür notwendige Weizen angebaut werden muss”, sagte Schultes und empfahl in diesem Zusammenhang ein Angebot der Raiffeisen Ware Austria (RWA), verspritungsfähigen Weizen unter Vertrag zu nehmen.

Pischelsdorf-Anlage für 240.000 Kubikmeter Bioethanol ausgelegt

Wie Ernst Gauhs, Bereichsleiter für agrarische Erzeugnisse in der RWA, berichtete, ergibt sich zur Erfüllung der Beimischungsverpflichtung von biogenen Treibstoffen zu Benzin ein österreichischer Bedarf von 160.000 bis 170.000 Kubikmeter Bioethanol jährlich. Die geplante Bioethanolanlage in Pischelsdorf, die 2008 in Betrieb gehen soll, wird für eine Produktionsmenge von bis zu 240.000 Kubikmeter Bioethanol jährlich ausgelegt. Zur Erzeugung dieser Menge werden unter anderem rund 450.000 t Ethanolweizen erforderlich sein.

Gauhs: Nutzung dieser Absatzchance nicht dem Zufall überlassen

“Bis max. 220.000 t dieses erforderlichen Rohstoffes könnten pro Jahr von den heimischen Bauern bereitgestellt werden. Die erfolgreiche Nutzung dieser Absatz-Chance darf daher nicht dem Zufall überlassen werden”, so Gauhs. Der Experte schätzt es als realistisch ein, dass – wenn die Anlage in Pischelsdorf auf Volllast fährt – rund 50.000 t Weizen als Export-Substitution aus heimischer Produktion bereitgestellt werden könnten. In weiterer Folge könnten von den Bauern auch 20.000 ha Stilllegungsflächen wieder unter Produktion genommen werden, auf denen bis zu 120.000 t Ethanolweizen zu produzieren wären. Bis zu 50.000 t könnten auch bei Futterweizen für die Ethanolproduktion umgeleitet werden.

180.000 ha zusätzliche Ackerfläche für Energieproduktion benötigt

Insgesamt könne man bis 2010 davon ausgehen, dass der Bedarf an erneuerbarer Energie vom Acker von derzeit 50.000 ha auf rund 230.000 ha ansteigen werde. Das mache mehr als 16% der österreichischen Ackerfläche aus, so Schultes. “Speziell in Niederösterreich ist die Landwirtschaft in der Lage, neben der Nahrungsmittelproduktion einen wesentlichen Beitrag für eine sicherere Energieversorgung in Österreich zu leisten”, sagte der Kammerpräsident. Die Produktion von hochwertigen Nahrungsmitteln werde aber weiterhin zentrales Standbein der niederösterreichischen Landwirtschaft sein.

Mahlweizen mit grundsätzlich guter Eiweißqualität benötigt

Derzeit wird in Österreich im Schnitt der Jahre mit rund 4 bis 4,5 Mio. t Getreide mehr produziert als verbraucht. Berücksichtigt man die normalen Importmengen, müssen zwischen 700.000 und 800.000 t Weizen, Gerste und Mais jährlich exportiert werden. Für hohe Qualitäten wird dafür weiterhin insbesondere der italienische Markt interessant sein. Auch aus diesem Grund erscheint es aus heutiger Sicht vernünftiger, auf Mahlweizensorten mit grundsätzlich guter Eiweißqualität bei der Produktion von Ethanolweizen in Österreich zu setzen, da solche Sorten kompatibel mit der Qualitäts- und Premiumweizenproduktion in Österreich sind.

Absatzsicherheit am Mühlenmarkt bleibt gegeben

Ein nachhaltig erfolgreicher Einstieg erfordere zudem vorausschauende Versuchsarbeit, Forschung und Folgenabschätzung der Auswirkung auf die Märkte. “Was wir brauchen, sind vorhersehbare Verhältnisse, partnerschaftliche Entwicklung der neuen Märkte, Sicherheit über die gentechnikfreie Herkunft der nebenbei entstehenden Futtermittel und eine entsprechende Nachvollziehbarkeit der Produktion, wie sie von den österreichischen Bauern sichergestellt wird”, verlangte Schultes. “Wir empfehlen, die Qualitätsgetreidemärkte nicht zu vernachlässigen und begrüßen das Angebot der RWA, verspritungsfähigen Mahlweizen zu kontrahieren. Damit bleibt die Absatzsicherheit am Mühlenmarkt gegeben”, sagte der Kammerpräsident.

RWA-Angebot: Bereits heuer Anbau- und Lieferverträge für Ethanolweizen

Die Hauptlinie bleibe für die RWA-Lagerhausgruppe zwar der Qualitätsweizen aus dem Trockengebiet, aber für Landwirte mit sehr guten Produktionsvoraussetzungen und beim Anbau bestimmter ertragsstarker Sorten sei die Ethanolweizenproduktion eine interessante betriebswirtschaftliche Alternative, führte Gauhs weiter aus. Voraussetzung für eine erfolgreiche Ethanolweizen-Produktion sei der Mehrertrag, die Fusarium-(Mykotoxin-)Resistenz und die grundsätzliche Mahleignung des Weizens.

Um die sich ergebenden neuen Absatz-Chancen optimal zu nutzen, biete die RWA den interessierten Landwirten bereits heuer Anbau- und Lieferverträge für Ethanolweizen an. Diese Anträge würden von den jeweiligen Lagerhäusern bis 15.12.2006 entgegengenommen. Die wesentlichsten Vertragsdetails seien bei den Sorten der Pflichtbezug von Z-Saatgut der Sorten LEVENDIS für Trockengebiete sowie KOLUMBUS oder ILIAS für Feuchtgebiete und bei den Qualitätsbedingungen mindestens 11,5% Protein sowie mindestens 200 sek. Fallzahl.

“Beginnen wir gemeinsam rechtzeitig mit der Planung und Vorbereitung der notwendigen Rohstoffaufbringungssysteme, um eine Erhöhung der Energieversorgungssicherheit aus Rohstoffen von österreichischen Äckern sicherzustellen”, appellierte Schultes an alle Marktpartner in diesem Bereich.

(Vgl. Meldung vom 2006-05-31.)

Source

AIZ.info vom 2006-08-25.

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