NRW: Studie benennt Topthemen für die Bioökonomie

Gemeinsamer Forschungsverbund nimmt Fahrt auf

Auf dem Weg zu einer biobasierten Industrie kann Nordrhein-Westfalen aus dem Vollen schöpfen. Eine Studie der Unternehmensberatung Capgemini bescheinigt dem größten deutschen Energie- und Chemiestandort ein großes Potenzial für die Umsetzung einer solchen Bioökonomie. Insbesondere in den Bereichen Bioraffinerie, Biopolymere, Diagnostik und biofunktionalen Oberflächen sehen die Analysten besondere Stärken. Die Studie im Auftrag des NRW-Wissenschaftsministeriums mahnt jedoch eine noch stärkere Vernetzung von Forschern mit den Unternehmen an. Die Potenzialanalyse wurde im Rahmen eines Expertenforums in Düsseldorf vorgestellt, das am 6. Juni auf Initiative von Wissenschaftsministerin Svenja Schulze stattgefunden hatte.

Hinsichtlich der Etablierung der Bioökonomie sagte NRW-Wissenschaftsministerin Svenja Schulze in Düsseldorf, dass es darauf ankomme, den Energie- und Chemiestandort NRW zu einer “Blue Economy” umzubauen, bei der die Produktion so wenig ökologische Fußabdrücke wie möglich hinterlasse. “Auf dem Weg zu einem nachhaltigen Wachstum bietet die Bioökonomie die einzigartige Chance, mit einer Kreislaufwirtschaft eine Alternative zur derzeitigen auf Erdöl basierenden Wirtschaft zu schaffen”, betonte Schulze. “Gerade für das Industrieland Nordrhein-Westfalen bieten hochwertige Produkte aus nachwachsenden Rohstoffen eine enorme Fortschrittsoption.” Um diese Optionen auszuloten, hatte die Wissenschaftsministerin Anfang Juni zum sogenannten “Forum des Fortschritts” nach Düsseldorf eingeladen, an dem etwa 60 Teilnehmer aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik teilgenommen hatten.

Fünf Themenfelder besonders vielversprechend
Sabine Brand von der Unternehmensberatung Capgemini stellte hier die Potenzialanalyse erstmals der Öffentlichkeit vor. Es handelt sich um eine überarbeitete Version der im Jahr 2009 durchgeführten Studie.

Die Analysten haben dabei Topthemen identifiziert, die in NRW mit Blick auf die Umsetzung der Bioökonomie besonders vielversprechend sind. “Dazu zählt etwa das Konzept der integrierten Bioraffinerie, aber auch Bereiche wie Biopolymere, Diagnostik, Biopharmazeutika und die Herstellung von biofunktionalen Materialien und Oberflächen”, sagte Brand. In diesen Feldern sei eine hervorragende Wissensbasis in NRW vorhanden. Um die Idee eines biobasierten Wirtschaftens entlang der Wertschöpfungskette umzusetzen, brauche es jedoch viel Kommunikation zwischen Forschern und Unternehmen. “Das ist kein Selbstläufer. Hier gilt es, Experten der verschiedensten Disziplinen zusammenzubringen, ungewöhnliche Allianzen zu schmieden und zu koordinieren”, so Brand. Um die Vernetzung voranzutreiben, wurde im Rahmen der Studie eine Datenbank von sämtlichen Akteuren in Wissenschaft und Industrie erstellt, die sich für solche Allianzen eignen könnten.

Erste ungewöhliche Allianzen gibt es schon
Hinsichtlich solch neuartiger Allianzen ist in Nordrhein-Westfalen ohnehin bereits einiges in Bewegung geraten. So wurde im Herbst 2010 der strategische Forscherverbund “Bioeconomy Science Center” (BioSC) gegründet. Der gemeinsame Arbeit im Verbund von Forschungseinrichtungen in Düsseldorf, Jülich, Bonn und Aachen hat mittlerweile Fahrt aufgenommen (mehr…). Der Geschäftsführende Direktor des BioSC, Ulrich Schurr, stellte in Düsseldorf vor, wie sich das BioSC künftig aufstellen will.

Mit dem in Deutschland in seiner thematischen Breite einmaligen Zusammenschluss hoffen die BioSC-Forscher gerade auch an jene Fördermittel zu gelangen, wie sie kürzlich vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) ausgeschrieben wurden (mehr…). Wissenschaftsministerin Svenja Schulze unterstrich, es sei bei einem großen und komplexen Thema wie der Umsetzung der Bioökonomie ohnehin nötig, in internationalen Dimensionen zu denken: “Es ist wichtig, dass wir hierzu an europäische Fördertöpfe kommen, mit Landesmitteln allein bekommen wir das nicht hin”, betonte Schulze.

Christian Patermann, NRW-Berater für die wissensbasierte Bioökonomie im Forschungszentrum Jülich, berichtete über die neuesten Entwicklungen auf europäischer Ebene. Im Mai erst sei ein europaweites Konsultationsverfahren zur biobasierten Wirtschaft abgeschlossen worden, auf dessen Grundlage die EU-Komission im November 2011 eine europäische Strategie und einen Aktionsplan zu einer nachhaltigen, biobasierten Wirtschaft 2020 auf den Weg bringen werde.

Weitere Informationen

  • Die Zusammenfassung der Capgemini-Studie (engl.): pdf-download
  • Zur Dokumentation des Forums des Fortschritts zur Biokönomie auf den Seiten des NRW-Wissenschaftsministeriums: hier klicken

Source

biotechnologie.de, 2011-06-08.

Supplier

Bioeconomy Science Center
Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)
Capgemini

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