nova-Überblick: Technische Textilien, August 2004

In der August-Ausgabe der Fachzeitschrift “Technische Textilien” (ISSN 0323-3243), Verlagsgruppe Deutscher Fachverlag, erschienen folgende Beiträge zum Thema Naturfasern:

Polyolefinfasern – PP (über 95%) und PE – sind weltweit weiter auf dem Vormarsch (S. 115). Die Weltproduktion – Garne, Stapelfasern und Folienfasern – lag im Jahr 2003 erstmals über 6,2 Mio. t (+2,8% gegenüber 2002), bis Ende 2005 erwartet man einen Anstieg der weltweiten Produktionskapazitäten auf ca. 8 Mio. t. Wichtigste Produzenten waren in 2003 Westeuropa (1,4 Mio. t), USA (1,3 Mio. t) und China 1,0 Mio. t).
Damit haben sich die vor 50 Jahren in Italien entwickelten PP-Fasern weltweit nach Polyester zur zweitwichtigsten Synthesefaser entwickelt. Bis Ende des Jahrzehnts dürfte eine Weltproduktion von 8 Mio. t allein für PP nicht unrealistisch sein, da Vliesstoffe und technische Textilien als Haupteinsatzgebiete weltweit zu den textilen Wachstumsbranchen zählen.

Die österreichische Lenzing AG ist mit ihren Viskose- und Modalfasern weiter auf Erfolgskurs (S. 115). Sie konnte im Jahr 2003 bei etwa gleichem Umsatz ihren Gewinn, ihre Dividende und auch ihre Produktion (um 4% auf 379.000 t) steigern. Zur Umsetzung der Wachstumsstrategie wurden 2003 die Kapazitäten an den Standorten Lenzing und Heiligenkreuz erweitert. In Lenzing auf 200.000 t/Jahr Viskose- und Modalfasern (zuvor: 180.000 t/Jahr). Am Standort Heiligenkreuz wurde eine zweite Lyocell-Produktionslinie fertig gestellt und damit die Kapazität auf rund 40.000 t/Jahr verdoppelt.
Anfang Mai 2004 übernahm die Lenzing AG den Lyocellfaser-Hersteller Tencel Ltd., Spondon/Großbritannien, der zur Acordis-Gruppe gehörte. Mit der Übernahme kann Lenzing seine Position als ein weitweit führender Hersteller von Cellulosefasern weiter ausbauen. Allein im Lyocell-Bereich kann Lenzing durch die Übernahme der Tencel-Werke in den USA und Großbritannien (80.000 t/Jahr) seine Lyocell-Gesamtkapazität auf nunmehr 120.000 t/Jahr verdreifachen.

Der Vliesstoffmarkt wächst in Westeuropa und auch weltweit (S. 120). Weltweit wurde in 2003 die 4 Mio. t-Marke überschritten, in Westeuropa wurden knapp 1,3 Mio. t produziert (+6% gegenüber 2002). Wichtigstes Einsatzgebiet bilden nach wie vor Hygieneprodukte mit einem Anteil von 32,6%.

Auf S. 122 berichtet die aktuelle Ausgabe von der Eröffnung der neuen Studienrichtung “Textiles Automobil-Interieur” am Fachbereich Textil- und Ledertechnik der Westsächsischen Hochschule Zwickau, Hochschulteil Reichenbach.

Gattungsbegriff für PLA-Fasern (S. 124): Bereits 2003 hatte die Cargill Dow LLC, Minnetonka/MN in den USA die Produktion von PLA mit einer Kapazität von 140.000 t/Jahr aufgenommen. Das aus Mai- oder Getreidestärke hergestellte Biopolymer wird inzwischen auch zur Faserherstellung eingesetzt (Marke: Ingeo®). In den USA hat die Federal Trade Commission (FTC) inzwischen einen eigenen Gattungsbegriff für diese aus linearen Polyestern hergestellten Fasern anerkannt (PLA).
In Europa hat nun die EU-Kommission in Brüssel als Gattungsbegriff Polyactide anerkannt, so dass nach dem Textilkennzeichnungsgesetz (TGK) Textilien aus oder mit diesen Fasern entsprechend ausgezeichnet werden können.
Nach Angaben von Cargill Dow LLC haben in Europa inzwischen 75 Firmen diese neue Faser in das Produktionsprogramm aufgenommen.

Wissenschaftler der Fraunhoferinstitute in Potsdam-Golm, Pfinztal und Halle berichten auf den Seiten 126 bis 130 detailliert über neue PP-Verbundwerkstoffe mit Reifencord-Celluloseregeneratfaser-Verstärkung. Die Verbundmaterialien zeigen vor allem “überragende” Schlagzähigkeiten und sind daher für höher belastbare Bauteile geeignet, wie z.B. im Fahrzeuginnenraum Brüstungen und Instrumententräger. Hier liegen bereits erste erfolgreiche Bemusterungen vor. Neben Spritzgießen werden Verfahren zur Inline-Compoundierung, Fließpressen und Profilextrusion vorgestellt.

Am Sächsischen Textilforschungsinstitut (STFI) erfolgten experimentelle Untersuchungen zum Herstellen von biologisch abbaubaren Spinnvliesstoffen auf PLA-Basis, um die Verfahrens- und Produktparameter zu ermitteln (S. 153-156). Die Ergebnisse belegen, dass biologisch abbaubare Spinnvliesstoffe nach dem Saugluftverfahren herstellbar sind, wenn die geeigneten Polymere zur Verfügung stehen. Optimierungsbedarf besteht noch im Hinblick auf die Verfahrenssicherheit.

Source

Fachzeitschrift "Technische Textilien" (ISSN 0323-3243), Heft 3, Jahrgang 47, August 2004.

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