nova-Interview mit Prof. Dr. Lechner zu Ultraschallgelen aus Stärkeprodukten

Ein in den Jahren 2000-2002 von der FNR (Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V.) gefördertes Projekt (F.Nr. 98NR030) befasst sich mit der Herstellung von Ultraschallgelen und Superabsorbern auf Stärkebasis. Projektleiter Herr Prof. Dr. Lechner vom Institut für Physikalische Chemie der Universität Osnabrück war so entgegenkommend, nova sowohl einen Überblick zum Thema als PDF-Datei (Achtung: 1,4 MB!) zur Verfügung zu stellen, als auch per E-Mail-Interview einige weiter führende Fragen zum Fortgang des Unternehmens zu beantworten.

nova: Herr Professor Dr. Lechner, wie beurteilen Sie die Chancen zur industriellen Umsetzung von Ultraschallgelen und Superabsorbern aus Stärkeprodukten für den medizinischen Sektor im kommenden Jahr?

Prof. Dr. Lechner: Die von uns entwickelten Ultraschallgele aus nachwachsenden Rohstoffen wurden bisher von einem Internisten und in einer Klinik getestet und für gut befunden. Die industrielle Umsetzung kann mit einem vertraglich mit uns verbundenen industriellen Partner, der die Ultraschallgele in industriellen Mengen herstellen kann, erfolgen. Wir haben bisher noch keinen Partner, der die Ultraschallgele vertreibt. Insofern ist eine Voraussage schwierig.

nova: Welche Anwendungen für Superabsorber bzw. Kontaktgele aus nachwachsenden Rohstoffen könnten sich Ihrer Meinung nach in 2003 evtl. auch außerhalb des medizinischen Bereichs durchsetzen?

Prof. Dr. Lechner: Wir haben bisher mehrere Anfragen – auch aus dem Ausland – für folgende Anwendungen erhalten: Feuchtigkeitsschutz für Lebensmittelverpackungen; Wasserspeicher für Pflanzen in Trockengebieten und Städten (Anfragen aus Entwicklungsländern); Diätetische Lebensmittel.

nova: Aus welchen Agrarprodukten werden die verwendeten Ausgangsmaterialien für Stärkegele hauptsächlich gewonnen und in welchen Größenordnungen schätzen Sie den Bedarf bei einer optimalen industriellen Umsetzung ein?

Prof. Dr. Lechner: Wir haben bisher Kartoffelstärke als Ausgangsmaterial eingesetzt. Es sind aber auch alle anderen Stärke liefernden Pflanzen als Ausgangsmaterial möglich, z.B. Mais, Getreide, Erbsen, Guaran, Johannisbrot, Tapioka. Der Bedarf bei einer industriellen Umsetzung hängt von der Anwendung ab; bei Superabsorbern für Babywindeln z.B. ist der Bedarf riesig: mehrere hundertausend Tonnen pro Jahr.

nova: Gibt es Ihres Erachtens nach Möglichkeiten, die bisher entwickelten Superabsorber aus nachwachsenden Rohstoffen (CMSV) in ihren Eigenschaften noch zu optimieren und den herkömmlichen Superabsorbern aus Polyacrylsäure (PANV) anzugleichen, bzw. auch eine ökonomische Konkurrenzfähigkeit zu erreichen?

Prof. Dr. Lechner: Mit diesen Fragen beschäftigen wir uns weiter laufend mit unseren industriellen Partnern. Wir sind weiterhin damit beschäftigt, die Eigenschaften der CMSV zu optimieren und eine ökonomische Konkurrenzfähigkeit zu erreichen. Die Optimierung betrifft im Wesentlichen die Absorptionskapazitäten. Bezüglich der Kompostierbarkeit, der Hautfreundlichkeit und der Absorption von Milch (Still BH’s) und Blut (Tampons) sind die CMSV den PANV deutlich überlegen.

nova: Vielen Dank, Herr Professor Dr. Lechner, für die freundlichen Auskünfte!

USG

Source

E-Mail-Antwort von Prof. Dr. Lechner vom 2003-01-24.

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