nova-Interview mit Bafa-Geschäftsführer Bernd Frank

nova: Herr Frank, die Badische Naturfaseraufbereitung (BaFa) ist einer der Pioniere bei der Verarbeitung von Hanfpflanzen. Können Sie uns die Firma in ein paar Sätzen kurz vorstellen?

Bernd Frank: Die BaFa ist nach wie vor ein junges Unternehmen, das den Spagat zwischen Landwirtschaft und Industrie seit nunmehr sechs Jahren bewerkstelligt. Wir verstehen uns in erster Linie als Faseraufbereiter, also als produzierender Betrieb. Gleichzeitig sind wir aber auch in der Entwicklung der Aufbereitungs- und Erntetechnik sowie der Beratung beim Anbau tätig. Natürlich verstehen wir uns auch als Partner der Industrie, die das landwirtschaftliche Produkt Hanfstroh den Anforderungen entsprechend konfektioniert. Somit wird der Landwirtschaft der Alternativanbau des nachwachsenden Rohstoffs Hanf und der Industrie der Einsatz von Naturfasern als Synthetikfaserersatz geboten.

nova: Wer sind heute die wichtigsten Kunden und wo sehen Sie für die Zukunft die interessantesten Potenziale?

Bernd Frank: Bei der Kunden- oder Abnehmerstruktur muss man die beiden Linien Fasern und Schäben unterscheiden. Der Faservertrieb erfolgt ausschließlich an industrielle Abnehmer. Etwa dreiviertel der Fasermenge fließt an Automobilsystem-Lieferanten, der restliche Anteil in den Dämmstoffbereich (Produkt Thermo-Hanf). Die Schäben finden Absatz als Endprodukt Tiereinstreu an den Endkunden oder an Zwischenhändler. Knapp 10% der Schäben werden im Baubereich, noch ohne Bauzulassung, als Schüttdämmung eingesetzt. Für die Reststoffe, wie Kleinfaser- oder Schäbenfraktionen, gilt es, noch wertschöpfende Märkte zu erschließen, d.h., diese auch in hochwertigen technischen Produkten zu platzieren, wo sie synthetische Werkstoffe ersetzen können. Bestrebungen in dieser Richtung sind schon seit einiger Zeit im Gange.

nova: Ein wichtiger Kunde ist ganz sicher die Automobilindustrie. Gibt es hier bereits Erfolge?

Bernd Frank: Die Automobilindustrie war von Anfang an ein wesentlicher Garant für unseren Faserabsatz. Die Faserabsatzmengen stiegen in stetigem Maß auch mit der Erhöhung unserer Produktionskapazität. Bedingt durch die steigende Akzeptanz in der Automobilbranche, die den Hanf zu einer festen Größe in Serienmodellen werden ließ, was nicht zuletzt ein Verdienst der BaFa ist, die sich als verlässlicher Partner der Industrie profiliert hat. Die Chancen, die Absatzmengen zu steigern, werden durch das Altfahrzeug-Gesetz deutlich verbessert.

nova: Ein anderer wichtiger Kunde ist die Fa. Hock mit dem Dämmstoff “Thermo-Hanf”. Welche Potenziale sehen Sie hier?

Bernd Frank: Gemeinsam mit der Firma Hock wurde das Produkt Thermo-Hanf entwickelt und erhielt 1998 die Bauzulassung. Die Firma Hock hat durch Ihr professionelles Marketing inzwischen für einen deutschlandweiten und -bekannten Vertrieb dieses Produktes gesorgt. Mehrere Preise für die Innovation und das Engagement für dieses Produkt bestätigen diese Bemühungen. Im Thermo-Hanf steckt noch einiges Entwicklungspotenzial, z.B. das Ersetzen der Bicofaser durch ein natürliches Bindemittel.

nova: Schon vor Jahren war zu lesen, dass Hanfvliese auch als Wachstumsmedium im Food-Bereich Verwendung finden könnten (vgl. auch Meldung vom 1999-07-21). Gibt es hier neuere Entwicklungen?

Bernd Frank: Die Firma “Innovation pro Terra” hat inzwischen in Ihrer über vierjährigen Tätigkeit das Wuchssubstrat Naturfaservlies zu einem etablierten Produkt gemacht. Auf diesen Vliesen werden auch in den Niederlanden und in Österreich beachtliche Mengen an Kräutern und Würzsprossen gezüchtet. Abnehmer für dieses Produkt sind Kleingärtnereien bis zu großen Gartenbaubetrieben. Tendenz deutlich steigend.

nova: Herr Frank, wie beurteilen Sie die Möglichkeit, neben den Fasern auch die Hanfschäben und -samen erfolgreich zu vermarkten.

Bernd Frank: Der Schäbenvertrieb hat sich von Anfang an mit minimalem Werbeaufwand zum zweiten Standbein der BaFa entwickelt. Inzwischen verhält es sich so, dass die komplette Produktion auf Bestellung produziert wird und somit nahezu keine Lagerhaltung notwendig ist. Die Entwicklung des Koppelernters hat uns einen weiteren, wichtigen Absatzzweig eröffnet: den Hanfsamenmarkt. Hier ist noch erhebliches Steigerungspotenzial beim Absatz möglich. Wichtig bei diesem Produkt ist das Erzielen der geforderten Qualität. Nach inzwischen zweijähriger Erfahrung mit dem Produkt werden wir in der Lage sein, den Import von Hanfsamen noch weiter zurückzudrängen. Der Vertrieb von Hanfsamen ist für die BaFa essenziell, um die fallenden Subventionen für den Hanfanbau aufzufangen und den Landwirten nach wie vor attraktive Deckungsbeiträge zu bieten.

nova: Mitte Januar war zu lesen, dass die BaFa bei einer neuen Hanffabrik in Spremberg in den Bereichen Beratung und Vermarktung aktiv werden soll. Wird hier ein neuer Geschäftsbereich etabliert?

Bernd Frank: Die Idee des Geschäftszweigs Know-how-Transfer ist gar nicht so neu. Im Fall Spremberg hat sich die Angelegenheit zum ersten Mal konkretisiert. (Vgl. auch Meldung vom 2002-01-15. Es wäre sicherlich falsch, das Wissen und die Erfahrung um den Hanfanbau und den Faseraufschluss nicht zugänglich zu machen. Schließlich ist eine Ökologisierung der Landwirtschaft und auch der industriellen Abläufe ein Firmenziel. Daher können wir aufgrund unserer langjährigen Erfahrung maßgeschneiderte technische Lösungen als auch System-Know-how von der Landwirtschaft bis zur Vermarktung anbieten. Wir sehen in diesem Bereich eine große Zukunft, da aktuell der Knoten beim Absatz platzt und dadurch Anbau und Verarbeitung gefragt sind.

nova: Welche Vorteile bringt die Einbindung in die TreuHanf-Gruppe für die Entwicklung Ihres Geschäftes?

Bernd Frank: Die Einbindung in der TreuHanf-Gruppe (vgl. auch Meldung vom 2001-10-15) ist bei pragmatischer Sichtweise erst einmal unerlässlich zur finanziellen Stabilisierung und Konsolidierung der BaFa. In ideeller Hinsicht natürlich ein wichtiger Schritt in Richtung Synchronisierung der Tätigkeiten auf dem deutschen und sogar auf dem europäischen Hanfmarkt. Über unseren Partner TreuHanf ist der Know-how-Transfer einfacher zu bewerkstelligen und auch die Möglichkeiten zur Erschließung des osteuropäischen Hanfmarktes gegeben. Wissen kann gebündelt und Kontakte gezielter genutzt werden.

nova: Herr Frank, wir danken Ihnen für das Gespräch!

Autor und Gesprächsführung: Klaus-Martin Meyer (nova)
Endredaktion: Marion Kupfer (nova)
Quelle: Interview mit Bafa-Geschäftsführer Bernd Frank am 2002-03-01.

Source

Interview mit Bafa-Geschäftsführer Bernd Frank am 2002-03-01.

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