nova-Interview: Biodiesel-Nebenprodukte zu reinen Proteinen veredeln

Gespräch mit Johann Tergesen (Burton NutraScience)

Die hochwertige Verarbeitung von Rapsextraktionsschrot (RES), dem proteinreichen Nebenprodukt der Rapsölproduktion, ist von steigender Bedeutung für die Herstellung von Biodiesel und Pflanzenölkraftstoff. Bei durch Preissteigerungen und Biokraftstoffsteuer gefährdeter Rentabilität kann die Absatzsituation des Schrots über die Wirtschaftlichkeit der Ölproduktion entscheiden. In der politischen Diskussion um die Flächeneffizienz der Rapsöl-basierten Biokraftstoffe ist die Weiternutzung des Nebenprodukts ein wichtiger Faktor beim Vergleich mit synthetischen Biokraftstoffen. Peter Schrum vom Bundesverband Biogene und Regenerative Kraft- und Treibstoffe (BBK) geht gar davon aus, dass der weltweit wachsende Proteinbedarf die treibende Kraft der zunehmenden Pflanzenölproduktion darstellt (vgl. Meldung vom 2007-10-19).

Tergesen.jpgDas börsennotierte kanadische Unternehmen Burcon NutraScience isoliert reine Proteine aus Rapsextraktionsschrot. Mit deren künftigem Einsatz in Lebensmitteln setzt das Unternehmen sowie dessen Entwicklungs- und Lizenzpatner Archer Daniels Midland (ADM) auf eine Verwertung im Bereich der Gesundheits- und Wellness-Produkte. Johann Tergesen (Foto), Präsident und Geschäftsführer von Burcon NutraScience, erteilte der Redaktion des Nachrichten-Portals Auskunft über das Verfahren:

nova: Welche Proteine werden erzeugt?

Johann Tergesen: Burcon ist durch seine Technologie in der Lage, so genannte Protein Isolate mit einer Reinheit von mehr als 90 Prozent zu extrahieren. Puratein besteht weitgehend aus Cruziferin, das eine hohe Molekülmasse besitzt, Supertein besteht vorwiegend aus Napin, das eine geringere Molekülmasse hat. Beide Proteine kommen natürlich in der Rapspflanze vor.

nova: Welches Alleinstellungsmerkmal besitzen die Produkte gegenüber vergleichbaren isolierten Proteinen?

Tergesen: Puratein besitzt hervorragende Eigenschaften zur Bildung von Emulsionen und bei der Gelierung, wodurch es in vielen Anwendungen teureres, Ei-basiertes Protein ersetzen kann. Supertein besitzt die einzigartige Eigenschaft, dass es über ein breites PH-Spektrum löslich ist, beispielsweise in Softdrinks. Es kann daher in Protein-Getränken und in anderen “Health und Wellness” Produkten eingesetzt werden.

nova: Welche Ansprüche hat das Verfahren in Bezug auf die Rohstoffqualität? Welchen Nebenprodukte der Rapsölproduktion dienen als Rohstoff?

Tergesen: Die Technologie von Burcon startet beim Rapsextraktionsschrot nach der Ölpressung und nach Entfernung des Hexans. Das Verfahren ist ziemlich robust und funktioniert mit Material von unterschiedlichsten Rapssorten.

nova: Auf welchem Prinzip basiert das Extraktionsverfahren?

Tergesen: Der Extraktionsprozess ähnelt dem Verfahren zur isoelektrischen Fällung, funktioniert allerdings etwas anders. Burcon verwendet keine extremen Säuren oder Basen. Stattdessen wird die Ionenstärke der Lösung verändert, um die Proteine zuerst in Lösung zu bringen und dann auszufällen.

nova: Welche Produkte, die diese Rapsproteine verwenden, sind auf dem Markt und/ oder in der Entwicklung?

Tergesen: Es gibt derzeit noch keine Produkte auf dem Markt. Burcon und sein Entwicklungs- und Lizenzpartner Archer Daniels Midland (ADM) haben jedoch im Rahmen von so genannten “Material Transfer Agreements” Proben der Proteine zu Testzwecken an einige der Kunden von ADM herausgegeben, darunter global agierende Nahrungsmittelkonzerne. Diese Unternehmen testen die Proteine derzeit in ihren Rezepturen.

nova: Welche Preise werden für Supertein und Puratein am Markt erzielt? Welche Rolle spielen steigende Rohstoffpreise für die Rentabilität des Verfahrens?

Tergesen: Wir gehen derzeit davon aus, dass Supertein und Puratein sich preislich zwischen Soja Proteinen und tierischen Proteinen wie Molkeneiweiß und Hühnereiweiß einordnen wird, wobei wir eine Prämie gegenüber Soja erwarten und deutlich niedrigere Preise als bei Molkeneiweiß und Proteinen aus Hühnerei. Es gibt jedoch noch keine abschließende Entscheidung bezüglich der Preisfindung. Der jüngste Anstieg der Rohstoffpreise hat auch die Wettbewerbs-Proteine erheblich verteuert, insbesondere Molkeneiweiß. Gleichzeitig hat die vermehrte Produktion von Rapsöl für die Biodiesel-Produktion dazu geführt, dass noch mehr Rapskuchen anfällt. Unser Ausgangsprodukt, der Rapskuchen, hat sich deshalb nicht verteuert, sondern wird nach wie vor nahe den langfristigen Durchschnittspreisen gehandelt.

nova: Gibt es konkrete Pläne für eine Produktion und/ oder Vermarktung in Europa?

Johann Tergesen: Es gibt noch keine endgültige Entscheidung über die Frage, wo die erste Produktionsstätte sein soll. Allerdings spricht für den Standort Europa, dass hier nicht gentechnisch veränderter Raps als Rohstoff verfügbar ist.

nova: Vielen Dank für die Auskünfte.

(Bei der Pressung von Rapsöl ohne Extraktion – üblich vor allem in dezentralen Ölmühlen – fällt der fetthaltigere Rapskuchen als festes Nebenprodukt an. Zur Verwendung von Rapskuchen vgl. Meldungen vom 2007-03-02 und 2007-06-07.)

Source

E-Mail-Interview mit J. Tergesen vom 2007-11-19.

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