Nordzucker setzt auf steigende Weltmarktpreise für Zucker

Bioethanol rentiert sich - Unternehmen baut Anlage – Ohne Altlasten in die Zuckermarktreform – Verlustbringer werden verkauft

Nordzucker-Chef Ulrich Nöhle hat einen Traum: Weil die Ölpreise weiter steigen, fließt der brasilianische Biotreibstoff Ethanol in die USA und der Weltmarktpreis für Zucker steigt so hoch, dass deutscher Rübenzucker wettbewerbsfähig wird. Der Traum ist nicht unrealistisch.

Derzeit koste der Liter Kraftstoff in Rotterdam im Schnitt 50 Cent. Bleibt der Rohölpreis so hoch, wie er jetzt ist, kann die Nordzucker mit so genannten unverkäuflichen Überrüben künftig gewinnbringend Bioethanol in ihrer ersten Anlage produzieren. Das versicherte Nöhle gestern bei der Bilanzvorlage am Konzernsitz in Braunschweig.

Geringere Dividende

Der Konzernumsatz stieg trotz 12 Prozent Deklassierung durch die EU-Zuckermarktordnung im Geschäftsjahr 2005/06 (28. Februar) von 1,2 auf rund 1,3 Milliarden Euro, der Jahresüberschuss im Konzern sank nach internationaler Rechnungslegung IFRS aber von 81,6 auf 69 Millionen Euro. Ursachen seien Verwerfungen wegen der Zuckermengen aus EU-Beitrittsländern sowie Rückstellungen für Werksschließungen. Der Gewinn der Nordzucker AG wird mit 18 (Vorjahr 42) Millionen Euro ausgewiesen. Die Dividende soll von 0,49 auf 0,26 Euro sinken.

Nach 15 Monaten Bauzeit soll die 72 Millionen Euro teure Bioethanol-Anlage mit einer Jahreskapazität von 130 000 Kubikmetern in Betrieb gehen. Nach drei Jahren soll die Anlage in Klein Wanzleben ausgelastet sein und schwarze Zahlen schreiben, so Nöhle. Die Kapazität könne verdoppelt und dann auch Weizen und Roggen verarbeitet werden.

Bioethanol werde vorwiegend Kraftstoffen als Anti-Klopfmittel zugesetzt und noch nicht dem Treibstoff beigemischt. Ohne Sorgen sieht der Vorstandsvorsitzende die Investition nicht: “Bei hohen Benzinpreisen können wir nicht grün und bei niedrigen wieder schwarz fahren”, mahnt er. Mit schwarz bezeichnet Nöhle Mineralöl-Kraftstoff.

Angesichts der Millionen-Investitionen sei es unumgänglich, dass die Politik verlässliche Langzeitaussagen zur Förderung von Bioethanol treffe, um die Wettbewerbsfähigkeit zu erreichen. Von der Welthandelsorganisation erwartet er weniger Gutes. Die EU sei zu großen Zugeständnissen bei Zöllen bereit.

Die Nordzucker gehe ohne jede Altlast in die neue Marktordnung. “Wir haben den Rücken frei”, sagte Nöhle. Er konzentriere sich jetzt auf Partnerschaften und Aquisitionen. Verlustbringende Geschäfte wie Amino würden abgestoßen. Ausgebaut werden soll hingegen das Pharma-Unternehmen Hübner. Für das laufende Jahr geht er von etwas niedrigerem Gewinn aus. Das 42-Millionen Euro-Sparprogramm sei bereits angelaufen.

Übernahme in Serbien

In Kürze wird die Nordzucker 51 Prozent an der serbischen MK Commerce Gruppe übernehmen, kündigte Nöhle an. Der Vertrag ist ausgehandelt, die Genehmigung der Privatisierungsbehörde steht noch aus. Die MK-Gruppe produziert im Jahr 200.000 Tonnen Zucker. Die osteuropäischen Nordzucker-Beteiligungen trügen wesentlich zum guten Konzernergebnis bei, so Nöhle.

(Vgl. Meldung vom 2006-05-05.)

Source

Braunschweiger Zeitung vom 2006-06-02.

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