Niedersachsen: 20 Prozent weniger Stärkekartoffeln

Den Fabriken fehlt der Rohstoff - Überdurchschnittliche Stärkegehalte

Hannover (agrar.de) – Auch in diesem Jahr werden die niedersächsischen Kartoffelstärkefabriken ihr Soll nicht erfüllen können. Erneut fällt die Ernte nach einer Umfrage des Landvolks Niedersachsen kleiner aus, als zur Erfüllung der Stärkequoten erforderlich wäre. Während im vergangenen Jahr die anhaltende Nässe für Mindererträge verantwortlich war, hat in diesem Jahr die extreme Trockenheit teilweise erhebliche Ertragsrückgänge verursacht. Aber auch starker Läusebefall setzte den Kartoffeln neben Hitze und Trockenheit zu.

Erste Schätzungen gehen von einer Ernte aus, die um ungefähr 20 Prozent unter dem Durchschnitt liegt. Allerdings hat die reichliche Sonne den Stärkegehalt auf überdurchschnittliche Werte ansteigen lassen. Bei der AVEBE mit den Werken in Lüchow und Dallmin werden derzeit um 19 Prozent Stärke in den Knollen gemessen gegenüber 18,5 Prozent im vergangenen Jahr, bei der Emslandstärke in Emlichheim sind es sogar 19,6 Prozent.

Gleichwohl reicht der höhere Gehalt für den Ausgleich des Minderertrages nicht aus. Die Stärkefabriken rechnen deshalb mit einer verkürzten Verarbeitungskampagne. Den Mangel an Rohstoff können sie nicht kompensieren, da sie nur spezielle Stärkekartoffelsorten verarbeiten dürfen, die fast ausschließlich im Vertrag angebaut werden. Auch europaweit wird die Stärkeproduktion aufgrund schlechterer Erträge geringer ausfallen.

Dennoch rechnen die Fabriken nicht damit, bessere Preise am Markt realisieren zu können, weil die hochwertige Kartoffelstärke einem starken Konkurrenzdruck durch billigere Mais- und Getreidestärke ausgesetzt ist. So werden auch die Anbauer von Stärkekartoffeln nicht von der Knappheit profitieren können wie im Speisekartoffelanbau. Sie erhalten nunmehr im dritten Jahr in Folge den gleichen Preis für ihre Knollen. Bei 19,6 Prozent Stärke werden ihnen 66,60 Euro je Tonne (t) ausgezahlt, während die Anbauer von Speisekartoffeln zurzeit je nach Sorte 110 bis 150 Euro je t erhalten.

Die Erntearbeiten auf den Feldern kommen bei günstiger Witterung jetzt zügig voran. Vor allem in den östlichen Landesteilen sind die Rodungen schon weit fortgeschritten, während im Emsland noch gut die Hälfte der Knollen in der Erde steckt.

Mit der Qualität sind die Fabriken sehr zufrieden. Wegen der trockenen Rodebedingungen ist auch der Erdanhang in diesem Jahr sehr gering, die Bauern können die Ware sauber an die Fabriken liefern. Für die niedersächsische Landwirtschaft hat die Stärkeproduktion eine große Bedeutung. Mit einem Anteil von mehr als zwei Dritteln am gesamten deutschen Stärkekontingent von 700.000 Tonnen (t) ist Niedersachsen der bedeutendste Erzeuger von Kartoffelstärke.

Von insgesamt knapp 120.000 Hektar (ha) Anbaufläche mittelfrüher und später Kartoffeln entfallen lediglich knapp 30.000 ha auf Speisekartoffeln, aber fast 90.000 ha auf Industriekartoffeln, zu denen allerdings auch Kartoffeln für die Pommes-frites- und Chipherstellung zählen. Diese starke Position sehen die Bauern aber mit der EU-Agrarreform jetzt in Gefahr. Sie fürchten, dass der Anbau von Stärkekartoffeln mit der Entkoppelung der Prämien unwirtschaftlich wird.

© @grar.de 2003-10-06

(Vgl. Meldung vom 2003-09-12.)

Source

@grar.de Aktuell vom 2003-10-02.

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